Symptome zum Anfassen

Nina Ort über Slavoj Zizek

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Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Freud sagte, als er nach Amerika kam: "Sie wissen nicht, daß ich ihnen die Pest bringe." So berichtet Lacan. Elisabeth Roudinesco schreibt in ihrer Lacan-Biographie, Lacan habe das frei erfunden und Freud habe das nie gesagt.

Bei derartigen Behauptungen und Berichtigungen kann man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Schließlich geht es um Psychoanalyse und deren so exzeptionelle wie exzentrische Vertreter, Freud und Lacan. Seit über zehn Jahren wird nun in der Nachfolge dieser beiden großen Psychoanalytiker die "Pest der Phantasmen" mit inzwischen unabsehbar vielen Publikationen durch ein weiteres enfant terrible verbreitet: durch Slavoj Zizek. Und er steht Lacan nicht im geringsten in Äußerungen nach, die einem den Atem verschlagen. So aber wie Freud die Pest nach Amerika und Lacan sie aus den Krankenhäusern heraus brachte, so spürt Zizek ihrer Ausbreitung über alle uns vertrauten, doch so angenehm sauberen und geordneten Lebensbereiche nach. Bereits die Titel seiner Bücher weisen darauf hin, daß die Pest der Psychoanalyse schon längst keine Disziplin nur zur Therapie pathologischer Einzelfälle mehr ist, sondern unser Alltagsleben durchdrungen hat. Es geht bei Zizek gleichermaßen um Philosophie, Medien, Politik, "postmarxistische" Gesellschaftskritik, um Literatur, Kino, science fiction und Horrorromane, und schließlich - so allgemein wie intim - um die "Grimassen des Realen", die "Monstrosität des Aktes" und ums "Mehr-Genießen". Nicht die Psychoanalyse beschäftigt sich hier mit psychischen "Krankheiten", vielmehr ist hier die Psychoanalyse selbst die "Pest" - und ihre Entdeckungen breiten sich seuchenartig aus. So spricht Zizek von den "Metastasen des Begehrens", von parasitären Symptomen, die sowohl unser Begehren als auch unser ("idiotisches") Genießen verraten, gleich wie wir es unter dem Deckmäntelchen der aufgeklärten, demokratischen "Freizeit-Gesellschaft" zu verbergen und zu verdrängen suchen. Psychoanalyse hat sich epidemisch ausbreitet zu einer "allgemeinen Theorie"; jedes soziale Phänomen läßt sich psychoanalytisch beobachten und deuten.

Von der Omnipräsenz des Unbewußten, der Phantasmen und des Begehrens schreibt Zizek mit Verve und Verwegenheit. Und unter diesen Begriffen sind keineswegs niedliche Regungen des Psychismus zu verstehen. Mit dieser Grundannahme tritt Zizek in die Tradition seiner beiden psychoanalytischen Ahnen: seine Texte sind beunruhigend, seine Thesen irritierend, seine Beobachtungen des Alltagslebens unheimlich. Damit wird zunächst einem Zweig der Psychoanalyse widersprochen, der sich, in der Nachfolge Freuds, um nichts eiliger und eifriger bemüht hat, als den Psychismus zu domestizieren, Leidenschaften zu besänftigen, Triebe zu neutralisieren, das Begehren und das Genießen zu entsexualisieren. Lacan sagte in seiner "Ethik der Psychoanalyse" indessen, es gebe (aus psychoanalytischer Sicht) nur ein Vergehen, dessen man sich schuldig machen könne, nämlich abzulassen von seinem Begehren. Bei Zizek wird diese Überzeugung zum Imperativ erhoben: "Liebe Dein Symptom wie Dich selbst!"

Das ist skandalös! Haben wir nicht gelernt, Symptome als störend, als lästig, ja als ekelhaft zu empfinden? Schätzen wir die therapeutischen Praxen nicht gerade als diskrete Institutionen, die uns von diesem Übel befreien sollen, so, wie wir den Hautarzt konsultieren, wenn wir uns einer häßlichen Warze entledigen wollen? Auf den ersten Blick macht Zizeks Aufforderung daher einen irgendwie unmanierlichen, wenn nicht gar leicht obszönen Eindruck. Anstößig auch, weil sie ins Gewand eines Gebotes gekleidet ist. Und selbst wenn wir uns der Bedeutung (oder des Vorhandenseins) von Symptomen nicht bewußt sind: schmuddelig - das wissen wir - sind sie allemal und sie markieren auf peinliche Weise Unschönes und Unkeusches. Denn sie sind verknüpft mit einem Begehren, das unabhängig von unseren bewußten Wünschen und Bestrebungen persistiert, das sich sozusagen ohne unser Einverständnis und gegen unseren Willen in den Symptomen Ausdruck verschafft. Wie also sollten wir unsere Symptome lieben können?

Zizek ist ein Geist, der stets verneint. Seine Texte zu lesen, bedeutet, sich auf ein intellektuelles Katz-und-Maus-Spiel einzulassen. Er leitet seine Beobachtungen häufig mit irgendwelchen alltäglichen Beobachtungen oder Allgemeinplätzen ein, um uns Lesern, die wir spontan zur Zustimmung neigen, mitzuteilen, daß wir uns im Irrtum befinden: es verhält sich nämlich alles ganz anders - und etwas verwickelter - als wir immer dachten. Was er verneint, verneint er aber mehrfach und die gedanklichen Wege, auf die er den Leser leitet, führen um mehrere Windungen. Der Titel "Was Sie schon immer über Lacan wissen wollten, ohne gewagt zu haben, Hitchcock danach zu fragen" steht programmatisch für die Art und Weise, auf die Zizek seine Leser immer wieder aufs Glatteis führt. Was ist zum Beispiel das Begehren: es ist nicht so, daß wir einfach und ohne Umschweife etwas, irgendein Objekt begehren, sagt Zizek (nach Lacan, der sagt:: Eine Dame liebt Kaviar, sie ißt ihn aber nie; also begehrt sie ihn.) Wir begehren vielmehr das Begehren. Auf diese Weise gerät das Objekt des Begehrens zur Objekt-Ursache unseres Begehrens. Die Frage, die wir uns nun zu stellen haben, ist also nicht die, was wir begehren oder etwa, was wir begehren sollen, sondern, was uns dazu veranlaßt hat, eben dieses - und das betont Zizek: kontingente Objekt zu begehren. Dieser Anlaß wird dann in irgendeiner Eigenschaft zu suchen sein, die mittelbar oder unmittelbar mit dem Objekt zu tun hat und dieses dazu geeignet macht, unser Begehren auf sich zu ziehen. Und diese Eigenschaft wird jedenfalls eine sein, durch die sich das Objekt uns entzieht. Das Begehren, so könnte man mit Louis Buñuel formulieren, hat stets "obskure Objekte". Und deshalb, so Zizek, täuschen wir uns, wenn wir denken, wir könnten die Frage nach dem Begehren einfach geradeheraus stellen. Und zwar in dieser Reihenfolge: 1) wir täuschen uns 2) wenn wir denken... Dieser widersprüchliche, ambivalente, paradoxe oder zumindest völlig intransparente Charakter des Begehrens und unseres Wissens davon zeigt sich auch in bezug auf den "Anderen". Auf ihn hin orientiert lautet unsere Frage: "Er sagt mir dies, aber was will er?"

Dies alles sind sehr verwickelte und unklare Zustände - sie werden noch unkalkulierbarer dadurch, daß es keine Metaebene gibt, die etwa eine objektive, vernünftige Perspektive auf die (soziale) "Realität" gestattet. Beinahe handlungstheoretisch beschreibt Zizek die "Realität" als ein Produkt oder präziser: als einen Effekt der Dynamik unseres Begehrens. Die "Realität" ist die Antwort auf das Begehren, bzw. sie wird durch das Begehren organisiert. Damit wird ein weiteres zentrales Thema berührt, das sich wie ein roter Faden durch die Texte Zizeks zieht: die phantasmatische Realität.

Zizek weist unermüdlich auf Situationen hin, in denen er das, was wir gewöhnlich als Realität betrachten, als Phantasma entlarvt. Genauer gesagt, das was wir idealerweise als "objektive Realität" annehmen (der symbolische Bereich) ist durch keine Metaebene vom imaginären Bereich der Phantasmen getrennt. Die Phantasmen sorgen für eine Art erträglicher Oberfläche, sie fungieren wie eine Erzählung (narrative Kohärenz) oder wie ein Schirm (gemeint ist der Bildschirm ebenso der beschützende Schirm), der uns vor der "Realität" schützt. Phantasmen bilden sozusagen das Interface zum Unbewußten, sie sind verwoben mit dem imaginären Bereich des Psychismus und mit den uneindeutigen, zwiespältigen, paradoxen Konstellationen und Bildungen, die dem Unbewußten entstammen. Gerade diese enge Verbundenheit der Phantasmen mit der "Realität" bietet Zizek aber die Möglichkeit, das Unbewußte mit all seinen verschlungenen und rätselhaften Artikulationen im "Alltagsleben" nachzuweisen. Ganz generell gesprochen: dort wo wir es mit sozialen Systemen, Strukturen und Phänomenen zu tun haben, gibt es auch Phantasmen und das Persistieren unbewußter Bildungen, das heißt die symptomatische Artikulation des Begehrens. Zizek beschäftigt sich mit ihnen auf allen Ebenen. Insbesondere die Vorstellung der Kohärenz stiftenden Funktion von Phantasmen macht dabei klar, inwiefern die von Zizek bevorzugten Beispiele aus Literatur, Theater, dem Kino oder der bildenden Kunst so plausibel erscheinen: visuelle Kunst spielt mit den jeweils eigenen (auch technischen) Möglichkeiten der Repräsentation und der Verschleierung ebenso wie (E- und U-)Literatur: Zizek weist dies insbesondere an der Kunst der Moderne und der Postmoderne nach, also dort, wo Kunst autoreflexiv arbeitet.

Zum Gegenstandsbereich der Psychoanalyse gehören bei Zizek jedoch überdies gesellschaftliche Phänomene und Entwicklungen, die Weisen, auf die eine Gesellschaft sich selbst, ihre Politik und ihre Ideologien organisiert. Wie so oft darf man aber noch nicht glauben, man habe schon verstanden, was Phantasmen seien. Phantasmen unterstützen zwar die Realität und machen sie so erträglich. Sie erfüllen jedoch auch beinah gegensätzliche Funktionen und pfropfen sich der Realität wie parasitäre, überflüssige und anstößige Gebilde auf. Diese lassen sich gut an den Übergängen und Verschränkungen zwischen psychoanalytischen Beschreibungen individueller und gesellschaftlicher Phänomene aufzeigen und durch die beiden hauptsächlichen Argumentationslinien Zizeks illustrieren. Zum einen setzten seine Beobachtungen von Politik und Ideologie an einem Punkt an, dem um so mehr Beachtung gebührt, als er von Zizek unermüdlich an allen möglichen Beispielen durchgespielt wird. Im Zentrum eines (jeden) ideologischen Systems, dort wo ein ideologisches System "auf den Punkt gebracht" wird oder seinen Namen erhält, am Ort der Begründungsinstanzen von ideologischen Systemen, gibt es stets ein ausgeschlossenes-implizites Element, das als Stütze des gesamten ideologischen Komplexes fungiert, selbst aber völlig unideologisch ist. Das Schema funktioniert so einfach wie die Feststellung, daß Ödipus keinen Ödipuskomplex durchlaufen hat, oder daß Buddha kein Buddhist gewesen ist.

Dieser "extime" Kern eines ideologischen Systems entzieht sich einer definitiven Erklärung, er stellt einen Sinnüberschuß dar, ein surplus an Sinn, der nicht genau deutbar ist. Daher hat er etwas Unsinniges, etwas unerklärlich Überbordendes, Monströses - wie eben das Symptom (etwa eine sinnlose entstellende Wucherung am Körper). Psychoanalytisch ausgedrückt: hier zeigt sich etwas, präsentiert sich etwas als das Symptom einer Ideologie: ein Symptom in seiner penetranten, unsinnigen und ekelhaften Präsenz. Dieses Symptom entzieht sich der Deutung, es persisitiert, und es muß sich entziehen, weil es ansonsten als Stütze des Systems wegfallen würde. Genau hierauf macht Zizek dann immer wieder aufmerksam: auf die Kontingenz, auf jenes sinnlose und zufällige Element, auf das sich jedes ideologische Gebäude notwendig stützen muß. Insofern spricht Zizek vom genießerischen Gesetz und von der politischen Dimension des Genießens. Dies wäre die psychoanalytische Beschreibung des Paradoxes von Begründungsinstanzen. Und natürlich eine äußerst unbequeme Beschreibung. Ein ideologisches System muß dann nämlich entweder darauf bauen, daß dieser neuralgische Punkt nicht wahrgenommen wird: Zizek verweist auf das Beispiel des Nationalsozialismus, in dem der völlig unideologische Kernpunkt des System im "idiotischen" Genießen eines unerklärlichen Gemeinschaftsgefühls lag; oder das System ist gezwungen, sich in immer aufwendigere Zwangsmaßnahmen zu verstricken: hier erwähnt Zizek zum Beispiel, daß es im Stalinismus nicht nur verboten war, Stalin zu kritisieren - weitaus wichtiger war das Verbot, dieses erste Verbot zu erwähnen.

Die Kompetenz der Psychoanalyse in Hinblick auf Gesellschaft, Politik und Ideologie kann jedoch zum anderen auch von der entgegengesetzten Seite her aufgezeigt werden - auch diesen Weg beschreitet Zizek. Die gesamten komplexen, individuellen psychischen Strukturen, Effekte und Umgangsweisen mit dem Ödipuskomplex, also die Konstellationen von Regel, Gesetz und Macht treffen auf der gesellschaftlichen Ebene und im öffentlichen Leben auf ihr Pendant. Das bedeutet, daß das Subjekt der gesellschaftlichen Realität mit denselben Verhaltensweisen und Mechanismen begegnet, die ihm im Umgang mit dem Ödipuskomplex und seinen Folgen gegeben sind. Und dies führt in extremen Formen dann zu geradezu kafkaesken Situationen: beispielsweise, daß man in Konfrontation mit Repräsentanten der (gesellschaftlichen) Macht (z.B. der Polizei) nicht umhinkommt, spontan ein eigentümliches Gefühl von Schuld zu entwickeln, ein Schuldgefühl, das sich gewissermaßen automatisch einstellt.

Nicht nur die gesellschaftlichen Bereiche, nicht nur die einzelnen Beispiele, in denen Zizek seine Beobachtungen von Phantasmen, Symptomen, vom Begehren oder dem "idiotischen" Genießen anstellt, wirken skandalös, sondern auch seine akrobatische, essayistische und gewissermaßen unbekümmert-gemütliche Art, völlig heterogene Themen und Autoren durcheinander zu würfeln und nebeneinander zu stellen. Auch dieses Tabu hat wohl zuerst Lacan gebrochen, als er "Kant mit de Sade" las. Zizek seinerseits interpretiert munter die ideologischen Implikationen von Kloschüsseln mit Hegel und Marx, die höfische Liebe mit Otto Weininger, die Bedeutung von Schamhaar-Gestaltung mit Bergson und Althusser, er vergleicht tibetanische Gebetfähnchen mit soap operas und Klageweiber mit canned laughter. Und dies in atemberaubendem Tempo. Wer Lacan liest, sollte auch Zizek lesen. Denn Zizek versieht die schwierigen, paradoxen, abstrakten Texte Lacans mit einer überbordenden Fülle von anschaulichen und farbigen Beispielen.

Man darf Zizek allerdings auch mit einer guten Portion Mißtrauen begegnen: wie bereits erwähnt, weist er einerseits unermüdlich darauf hin, daß man jede Intuition, man habe nun endlich etwas begriffen, anzweifeln dürfe. Andererseits suggerieren seine einzelnen Beispiele oft genau dieses Gefühl plötzlichen Verständnisseses. Es wird von Zizeks Formulierungen wie "Hierbei handelt es sich natürlich um Lacans Objekt klein a" geschürt, aber der Aha-Effekt löst sich schnell in erneute Ratlosigkeit auf.

Oft auch beginnt Zizek an einem konkreten Beispiel ein psychoanalytisches Phänomen zu erklären, läßt sich dann fortreißen zu einem weiteren konkreten Beispiel, das ein Detail enthält, das ihn wiederum zu einem nächsten Beispiel führt. Von dem, was er ursprünglich zu erklären angesetzt hat, ist er dann aber schon weit entfernt. Man kann darin andererseits aber auch ein groß angelegtes Beispiel dafür sehen, wie das metonymische Verschieben oder Gleiten des Sinns unter den Signifikanten zu verstehen ist. In diesem Sinne führen Zizeks Texte das aus, wovon sie handeln.

Man sollte Zizeks Beispiele vor allem als Anregung zu eigenen Assoziationen nehmen: möglicherweise kommt dabei zum Teil "wilde Psychoanalyse" heraus. Da diese, solange man sich an Zizek hält, aber nicht präjudizierend oder stigmatisierend sein kann (es gibt keine Metaebene!), sehe ich darin kein Problem. Eher wird eine solche Lektüre dazu führen, die eigenen Phantasmen erkennbar zu machen, also zu Autoreflexivität führen. In jedem Fall hilft Zizek dabei, die Scheu vor Begriffen wie dem "Begehren", den "Phantasmen" oder den "Symptomen" abzulegen.

Was die Aufforderung im Titel "Liebe Dein Symptom wie Dich selbst!" für die Psychoanalyse auf dem Niveau des Individuums indiziert, gilt bei Zizek auch für den Bereich sozialer Gesellschaften, Politik und Philosophie. Es geht ihm nicht mehr um eine Gesellschafts-, Ideologie- und Kulturkritik im herkömmlichen Sinne. Das würde seinem Konzept der Psychoanalyse widersprechen. Denn eine solche Kritik müßte davon überzeugt sein, zu wissen, wo sie ihren Hebel anzusetzen hat, um die Gesellschaft zu "verbessern". Aus der Perspektive der Lacanianisch-Zizekschen Psychoanalyse gibt es jedoch keine Metaposition, die sich derartige Überzeugungen anmaßen würde. Psychoanalyse kann systematisch - und darin ist sie anderen exzeptionellen Theorieoptionen wie der Systemtheorie oder der Dekonstruktion vergleichbar - soziale Systeme unter die psychoanalytische Lupe nehmen. Dort, wo zum Beispiel die Systemtheorie Paradoxien beobachtet, etwa bei den Begründungsinstanzen von Theoriebildung, kann die Psychoanalyse diese Paradoxien fruchtbar interpretieren. Denn gerade an solchen blinden Flecken in den Begründungs- oder Konsolidierungs-Punkten sozialer Systeme (Freud würde vermutlich von deren Nabel sprechen) tummeln sich Symptome, Phantasmen, persistiert das Unsinnige und das "idiotische" Genießen. Zizeks Texte sind das Erstaunlichste, Aufregendste, Luzideste und auch Beunruhigenste, was ich bisher zum Thema Psychoanalyse und die uns umgebende (Alltags-)Welt gelesen habe. Vor allem aber, wie gesagt: wer Lacan liest, sollte - unterstützend - auch Zizek lesen. Aber vielleicht unterstützen die Texte Zizeks diejenigen von Lacan gerade so, wie die Phantasmen die "Realität" unterstützen: sie machen sie erträglicher und sinnvoller. Ist Lacan Zizeks Symptom? Darf man so etwas behaupten?

Titelbild

Slavoj Žižek: Liebe Dein Symptom wie Dich selbst! Jacques Lacans Psychoanalyse und die Medien.
Merve Verlag, Berlin 1991.
140 Seiten, 9,20 EUR.
ISBN-10: 3883960810

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Slavoj Žižek: Die Metastasen des Genießens. Sechs erotisch-politische Versuche.
Passagen Verlag, Wien 1996.
232 Seiten, 25,50 EUR.
ISBN-10: 3851652096

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Titelbild

Slavoj Žižek: Die Pest der Phantasmen. Die Effizienz des Phantasmatischen in den neuen Medien.
Passagen Verlag, Wien 1997.
216 Seiten, 24,50 EUR.
ISBN-10: 3851652819

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