Literatur aus dem Gefängnis. Gedichte und Prosa von Ernst S. Steffen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

„Ich werde gehen. / So einfach ist das.“ Und: „Ich werde nicht nach Hause kommen. / So wird es sein, / wenn ich nach Hause komme“: Zwei Sätze, die unter die Haut gehen, wenn man die Lebensgeschichte ihres Verfassers kennt – und wenn man weiß, dass sie im „Männerzuchthaus“ Bruchsal geschrieben wurden …

Die Sätze stammen vom Heilbronner Autor Ernst Siegfried Steffen. Wenngleich er nur ein schmales Werk hinterlassen hat, nämlich den Gedichtband Lebenslänglich auf Raten aus dem Jahr 1969 und noch 1971 die posthum erschienene Rattenjagd. Aufzeichnungen aus dem Zuchthaus, gilt Ernst Steffen doch zu Recht als einer der renommiertesten deutschen »Gefängnisschriftsteller«. (Eine Titulierung gegen die er sich selbst freilich vehement wehrte.)

Mit der erweiterten Ausgabe seiner Gedichte und einiger Prosastücke ist aufs Neue die bewegende Soziographie eines Schriftstellers aus prekären Verhältnissen zu entdecken – und zu würdigen. Entstanden aus dem bloßen „Schmerz“, wie Hilde Domin treffsicher bemerkte, haben seine Gedichte und seine Prosa nichts von ihrer aufwühlenden gesellschaftskritischen und lyrischen Kraft verloren.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeitern der Zeitschrift, Angehörigen der eigenen Universität oder aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de. Diese Bücher können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Titelbild

Ernst S. Steffen: Wenn ich nach Hause komme. Gedichte und Prosa aus dem Gefängnis.
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Anton Knittel.
Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2023.
120 Seiten, 20,00 EUR.
ISBN-13: 9783520770073

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch