Friedhelm Rathjen betrachtet Texte Arno Schmidts und einiger Kollegen
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseVon Arno Schmidts Werk geht ein Sog aus, der dazu führt, dass passionierte Leser und Leserinnen mit Forschergeist den Texten immer näher auf den Leib zu rücken und immer tiefer in ihr Gehäuse einzudringen versuchen. Es geht darum, der inneren Verfasstheit der Texte auf die Spur zu kommen, zu verstehen, warum Arno Schmidt sie erstens überhaupt und zweitens so, wie sie sind, geschrieben hat und warum und wie sie auf so vielfältige Weise zu faszinieren vermögen. Wenn wir uns den Texten immer weiter nähern, bis wir mit der Nase auf kleinste Details stoßen, besteht allerdings auch die Gefahr, den Textwald vor lauter Buchstaben nicht mehr zu sehen. Darum ist es gut, immer wieder einmal den geordneten Rückzug anzutreten und auf Distanz zu gehen, um die gewonnenen Detaileinblicke in größere Kontexte einzubetten und fruchtbar zu machen für weitergehende Erkenntnisse.
In diesem Sinne wird im vorliegenden Band das Textgelände Arno Schmidt aus einer Distanz betrachtet, in der benachbarte oder fernliegende literarische Äcker vergleichende Blicke erlauben. Anlässe dazu bieten die Autoren des Expressionismus, die Schmidt beeinflußt haben, aber auch nachgeborene Autorenkollegen wie Jurek Becker, Paco Yáñez oder die Metafiktionalisten J. J. Abrams & Doug Dorst. Distanziert und selbstreflektierend in den Blick genommen wird außerdem unser lesendes, erforschendes und deutendes Tun im Umgang mit Texten Schmidts. Als konkrete Beispiele für solches Tun werden sowohl positivistische Quellenstudien (zu den Erzählungen Enthymesis und Alexander) als auch ein eher assoziativer Annäherungsversuch (an die ländliche Geschichte Windmühlen) vorgestellt.
Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeitern der Zeitschrift, Angehörigen der eigenen Universität oder aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de. Diese Bücher können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.
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