Lebenssaft und Lebenskraft
Nina Röttger verfolgt „Blutspuren in deutschsprachiger Literatur des Mittelalters“
Von Jörg Füllgrabe
In ihrer Publikation beschäftigt sich Nina Röttger mit einem Thema, das angesichts seiner im wahrsten Wortsinne Lebenswichtigkeit unzählige Male künstlerisch thematisiert und damit auch in der Literatur bearbeitet wurde. So heißt es auf der Rückseite des Buchumschlages auch folgerichtig: „Blut ist ein Faszinosum.“ Inwieweit es jedoch „in vielen Kulturen […] Leben und Tod zugleich“ symbolisiert, erschließt sich erst einmal nicht. Hier erhebt sich eher die Frage danach, welche gemeint sein mögen, wird doch bereits das zu erschließende Bemalen Bestatteter aus dem Paläolithikum gemeinhin als symbolische Wieder-Hinzufügung des Verlorenen, also eben des lebensgewährenden Blutes, interpretiert. Dies würde bedeuten, dass das Vorhandensein von Blut ein Garant für das Leben darstellt, also dieses auch Leben bedeutet. Der Tod durch Blutverlust macht Blut also keineswegs zum Symbol für den Tod.
Es ist der Verfasserin darum zu tun, die Rolle von Blut und seiner symbolischen Platzhalter, also entsprechenden Farbsymboliken und -gestaltungen, in der Literatur des Mittelalters zu untersuchen. Dabei betrachtet sie, „welche Funktion Blut in den mittelalterlichen Erzählungen hat und welche Wirkung es auf Figuren und Handlung ausübt“. Der mit dieser Fragestellung gesetzte Rahmen ist weit gespannt, und so ist es sinnvoll, dass Schwerpunktsetzungen erfolgen, die wiederum die Gefahr mit sich bringen, inselartig im Meer des roten Blutes aufzuscheinen.
Nach einer kurzen Einleitung gibt Nina Röttger im folgenden Hauptschwerpunkt auf 40 Seiten zunächst unter dem weiten Titel „Blut im Mittelalter“ einen in drei Aspekten ausgewiesenen Überblick kulturhistorischer Prägung. Hier werden Basisinformationen geliefert, die dann mehr oder minder ausgeprägt im sich anschließenden, mehrfach untergliederten eigentlichen Hauptteil aufgegriffen werden. Hier findet sich auch der Beleg für die etwas irritierende Feststellung, dass Blut Leben und Tod repräsentiere. Es ist ein Zitat von Caroline Walker Bynum („Blood of Christ“), das folgendermaßen aufgelöst wird: „Die Vorstellung, dass sich eine vitalisierende Kraft im Blut befindet, die die physische Hülle eines Wesens animiert und es dadurch erst zum Lebe-Wesen macht, beruht auf der […] Erkenntnis, dass alles in Ordnung zu sein scheint, solange Blut normal im Körper zirkuliert. Tritt es aber durch eine Wunde aus dem Körper aus, verlässt den Leib […] immer mehr die Kraft; man spricht vom Verbluten.“ Und genau das ist der entscheidende Aspekt, aus dem sich die Gleichungen ableiten lassen: Blut ist Leben, Nicht-Blut ist Tod. Wenn derlei Unschärfen bereits zu Beginn ins Auge fallen, steht zu befürchten, dass auch das Weitere zumindest in einer gewissen Schräglage ist. Dass die weiteren kulturhistorischen Ausführungen stringenter sind, ist angenehmer zu lesen, auch wenn dieses (zu) weite Feld, das sich über Biologie, Ästhetik und Genealogie bis hin zur Vorstellung der Eucharistie erstreckt, für die vorliegende Untersuchung der literarischen Beispiele wenig Aussagekraft bietet.
Der Kernbereich des Buches korrespondiert mit seinem Untertitel: Blutspuren in deutschsprachiger Literatur des Mittelalters. Dieser ist hier wie dort deshalb geschickt gewählt, weil zwar durchaus die Vorstellung einer Gesamtschau im Raume schwebt, die de facto jedoch durch den bewusst uneindeutigen Titel gar nicht gestützt wird. Diese umfangreichen 200 Seiten sind in vier Untereinheiten aufgeteilt, von denen eigentlich aber nur drei ‚funktionieren‘, also eine Funktion haben, da unverständlicherweise das Fazit, so knapp es im vorliegenden Falle auch gehalten ist, nicht als eigener Punkt ausgewiesen wird. „Blut in der Heldenepik und im Chanson de Geste“, „Blut im Artus- und im Gralsroman“ sowie „Blut in Kurzerzählungen“ sind die hier gewählten Schwerpunkte, denen als Punkt vier das „Fazit: Blutspuren in deutschsprachiger Literatur des Mittelalters“ zugesellt ist.
Unterschwerpunkt eins beginnt mit einem Blick auf das Nibelungenlied, in dem wenig Neues aufgegriffen wird. Die Thematisierung des Epos ist selten mehr als eine Paraphrase, und gerade angesichts des Großthemas der Publikation, die eben eine Studie in Rot sein soll, wären hier zumindest Querverweise sowohl auf den Rosengarten zu Worms als auch den Waltharius naheliegend, wenn nicht sogar notwendig gewesen. Letztere Dichtung kulminiert ja geradezu in der Beschreibung schwerer, wenngleich nicht tödlicher Verletzungen, als deren Konsequenz dann die Versöhnung der Protagonisten, also Walther, Gunther und Hagen, noch am Ort des Kampfes erfolgt, das vergossene Blut demnach kurioserweise insofern vitalisierend wirkt, als es zum paradoxen Unterpfand der Beilegung der Streitigkeiten dient. Und auch der Rosengarten, eine Sprossdichtung zum Nibelungenlied, die die im Epos nur oberflächlich behandelte Verlobungszeit zwischen Kriemhild und Siegfried zu beleuchten sucht, ist nicht nur ‚blutlastig‘, da in der Zwölfkampf-Konstellation zahlreiche Verletzungen oft auch mit tödlichem Ausgang zugefügt werden, sondern die mädchenhafte Burgunden-Prinzessin ist von dem durch ihre Herausforderung an den Heldenkreis um Dietrich von Bern ausgelösten Blutvergießen geradezu besessen, was ihre Eigenschaft als valandinne am Etzelshof bereits vorwegnimmt.
Nina Röttger verzichtet allerdings weitgehend auf mögliche Querbezüge, sondern führt über Drachenblut, die ‚blutgefährliche‘ Königin Brünhild und das einigende ‚Sippenblut‘ schließlich zum finalen Blutvergießen am Hofe des Hunnenkönigs. Hier wird neben den präliminierenden Gewaltszenen – schauriger Höhepunkt ist die Ermordung des kleinen Ortlieb – explizit auf die Saalschlacht eingegangen. Neben dem ‚allgemeinen‘ Blutvergießen wird hier auf die „zwischen Überlebensstrategie und schwarzer Blutmesse“ angesiedelte Beschreibung der den Saalbrand überlebenden Burgunden Bezug genommen, in der diese auf Rat und Geheiß Hagens von Tronje mit dem Blut der erschlagenen Hunnen ihren brennenden Durst löschen und somit wieder vor dem finalen Kampf zu Kräften kommen. So zeigt sich – nicht wirklich überraschend –, „aus Blut resultiert der Nibelunge nôt“.
Irritierend, weil überraschend kurz ist das sich anschließende Unterkapitel „Sacrosanct – oder nicht? Blut im Rolandslied des Pfaffen Konrad“. Hier geht die Autorin aus naheliegenden Gründen weniger auf die Rahmenhandlung als auf die Schlacht von Ronceval ein. Dabei wird von der Autorin – als eine Parallele zur entsprechenden Situation im Nibelungenlied – vor allem auf die Beschreibung der das Blut der gefallenen Mauren trinkenden christlichen Ritter abgehoben. In diesem Zusammenhang deutet Nina Röttger eine Art ‚Metamorphose‘ an, in der die Unterscheidung zwischen Moslems und Christen durch das Trinken dieses Blutes erfolge. Diese Vorstellung hat etwas für sich; es erhebt sich allerdings die Frage, warum dieser Adaptionsprozess nicht auch den Nibelungen-Burgunden widerfahren ist, die ja ebenfalls ‚fremdartiges‘ Blut konsumiert haben. Immerhin ist die hier entworfene Idee eines quasi umgekehrten Vampirismus noch nachvollziehbar, was für die anhand des schlagfesten und damit Blutverlust abweisende Vorstellung eines androgynen Roland doch nur sehr bedingt der Fall ist. Aber hier finden sich tatsächlich originelle Ansätze, die jedoch nicht stringent ausgebaut erscheinen.
Stattdessen schließt sich als (deutlich umfangreichere) Fortsetzung der Rolandslieds-Thematik, also der Auseinandersetzung zwischen Christen und Moslems, ein Blick auf Wolframs von Eschenbach Willehalm an. Dass hierbei die kriegerischen Aspekte im Vordergrund stehen, was selbstverständlich mit Blutvergießen in Verbindung zu bringen ist, ist – vielleicht in Antiposition der vorangehenden Ausführungen zum Rolandslied – für Nina Röttgers Fragestellung allerdings von nachrangigem Interesse. Ihr geht es um den Aspekt der Blutsverwandtschaft, also der Sippenbindung beziehungsweise -auflösung, wobei die ‚transkulturelle‘ Verbindung des Christen Willehalm mit der heidnisch-moslemischen Prinzessin Arabel eben doch auch wieder Blutvergießen auslöst. Auffällig jedoch, so Nina Röttger, ist die verhältnismäßig zurückhaltende Nennung von Blut, stattdessen habe sich Wolfram einer verdichtenden Farbsymbolik bedient.
Womöglich soll bei allem Schockieren die selten konkrete Verdeutlichung vergossenen Blutes die Möglichkeit des Ausgleichs tragen? Dies zumindest ist die Auffassung der Autorin, denn „Blut in Wolframs Willehalm generiert von Anfang an die Möglichkeit, dass sanguis/Sippenblut seinesgleichen (wieder)erkennt und ihm positiv begegnet“. Erkennbar im Willehalm ist definitiv eine Erschöpfung des Titelhelden, die sich im Verzicht auf die letzten Konsequenzen der Blutfehde andeutet, aber die eben zitierte Aussage ist ebenso ein Hinweis auf eine bereits zuvor formulierte Folgerung, in der es heißt: „Vielleicht ist der Punkt, an dem der Willehalm unverhofft abbricht, auch die Stelle, an der Blutsbande, deren Bedeutung Heinrich einst selbst durch die Enterbung änderte, ganz neue Formen annehmen.“ Wäre hier ein Fragezeichen gesetzt und würden Querbezüge zu anderen Texten hergestellt, ließe sich gewiss ein Diskursansatz herstellen, so folgt lediglich ein knappes Binnenfazit.
Der nächste Schwerpunkt behandelt das Feld der Artus- und Gralsdichtung, wobei die Auswahl des ersten Referenztextes, Hartmanns von Aue Erec, womöglich verblüffen mag, ließen sich doch sowohl zum Gewaltaspekt als auch zur Sippenrelevanz ‚blutigere‘ Beispiele finden. Aber die Autorin sucht hier den indirekten Blick, indem sie mit den im Text vorgegebenen Antagonismen von Farben operiert, die etwa die Vitalität der beschriebenen Personen anhand vor allem ihrer Gesichtsfarbe symbolisieren. Grob formuliert ist der Erec demnach eine Art ‚unblutiger Blutroman‘, in dem es dem Verfasser in erster Linie darum zu tun ist, über Krisen und Prüfungen unterschiedlichster Art die legitime Ordnung der Welt wiederherzustellen, denn Enite und Erec bestehen die Bewährungsproben glänzend und können, „vollends den ihnen zugedachten Geschlechterrollen entsprechend, […] hiernach selbst zur Freude ihres eigenen Hofes werden“.
Nach so viel – relativer – Harmonie zieht Nina Röttger mit einem Blick auf Strickers Daniel von dem blühenden Tal die ‚Horror-Karte‘. In Kürze wird der Inhalt der Dichtung paraphrasiert, es wird eine mehr oder minder überzeugende Konstellation femininer und maskuliner Charaktere und Symbole entworfen, dann aber – ohne auf die zuvor thematisierten antagonistischen Parallelen im Rolandslied sowie dem Nibelungenlied Bezug zu nehmen, in denen die positiven Helden sich das Blut ihrer erschlagenen Gegner einverleiben – auf den Vampirismus monströser Gegner eingegangen, die Daniel statt mit purer Waffengewalt durch List überwindet. Dementsprechend wird in diesem knappen Sub-Sub-Kapitel eine interessante Frage gestellt und auch im Ansatz beantwortet: „Also: Homer – Stricker – Stoker? Den Daniel von dem blühenden Tal als die antikenrezipierende Gothic Novel der nachklassischen Artusliteratur zu bezeichnen, wäre vielleicht zu viel gesagt, zu hyperbolisch. Aber vielleicht ist ein wenig Kreativität in Sachen Einordnung innerhalb der Gattung erlaubt […].“
Bedauerlicherweise ist das Daniel-Kapitel nur ein Kapitelchen. Noch mehr zu bedauern ist, dass Nina Röttger – womöglich ungewollt – ihre Neuausrichtung der Bewertung selbst beschränkt, indem der so ambitioniert begonnene Schlusssatz durch die hier wenig Sinn ergebende Fortsetzung: „wenn auch die mittelhochdeutschen Artusromane im Verlauf des 13. Jahrhunderts immer unabhängiger von französischen Vorlagen, immer kreativer werden“ beschlossen wird. Hier wäre, sofern die Autorin nicht ihre eigene Sicht bereits wieder zurücknehmen will, statt „wenn auch“ ein „weil“ angebracht. Hier wie bereits in dem Mini-Exkurs zum Rolandslied des Pfaffen Konrad im Schwerpunkt Heldenepik und Chanson de geste, in dem der Aspekt eines Quasi-Vampirismus herausgestellt wird, scheinen also spannende Ansätze auf, denen jedoch allenfalls halbherzig nachgegangen wird.
Wo sich eben noch neue Ausblicke anboten, fällt die sich anschließende Thematisierung des Parzival deutlich konventioneller aus. Der Hinweis auf die Parallelen zum Willehalm sind zwar zutreffend, aber nicht innovativ. Auch das Fazit erscheint nur bedingt zielführend. Dort heißt es:
Ein hochkomplexes Geflecht aus sanguis/Röte in verschiedenen Kontextualisierungen (Schönheit, Liebe, Erotik, Gewalt, emotionale und physische Not), Blut in Verbindung mit Geschlechtlichkeit und Geschlechterrollen, magisches Blut, Herzblut, meist dysfunktionalen convivia, Sippenblut, Blut im Kontext von Schuld und Strafe sowie Blut in der bzw. als Medizin führt Wolframs Erzählung zu einem Ende, das den Rezipient*innen einen elsternfarbenen, d. h. ambivalenten Ausblick auf die Zukunft der kurierten Kollektive beschert. Das ist Parzival und Gawan zu verdanken, den vielleicht am stärksten durch Blut definierten Protagonisten der mittelhochdeutschen Literatur.
Solcherlei Aussagewucht überfordert den Rezensenten zugegebenermaßen, und eine Überleitung zum letzten Schwerpunkt, dem „Blut in Kurzerzählungen“, ist ebenfalls nur schwer auszumachen.
Die „Kurzerzählungen“ werden gemessen an den ersten beiden Schwerpunkten tatsächlich etwas weniger umfänglich thematisiert. Der erste Referenztext ist Hartmanns Armer Heinrich – und es ist überraschend, dass die mögliche, wenn nicht naheliegende Verbindung zum Parzival anhand des Vergleichs der Konstruktion ‚Sünde – Strafe – Erlösung‘ nicht primär in den Blick genommen wird. Nina Böttger sieht in erster Linie eine „Triade von Blut und Medizin, aus Jungfrauenblut und aus Herzblut, welche als Movens des Armen Heinrich fungiert“. Dies hat, so die Autorin, eine ungeahnte Wirkung, denn „zahlreiche Spuren einer ambivalenten, Widersprüche in sich vereinenden Substanz sorgen – mal mehr, mal weniger implizit – für eine gleichzeitige Simplizität und Komplexität in Hartmanns Werk“. Aussagen wie diese führen dazu, dass sich womöglich eine gewisse Ratlosigkeit hinsichtlich der Frage erheben könnte, worin ihr Sinn liegen mag.
Diese Frage stellt sich auch hinsichtlich der knappen Inaugenscheinnahme von vier Mären, in denen auf jeweils unterschiedliche Weise Blut eine Rolle spielt – ein kleines Binnenkapitel, das jeweils wohl die ‚großen‘ Referenzen des jeweiligen Schwerpunktes verbinden soll, was aber wiederum nur im Ansatz gelingt. Als deren Essenz wird letztlich herausgearbeitet, dass die kleinen Formate nach ähnlichen Mustern erfolgen, wie das für die großen Epen und Romane der Fall ist, alles aber gewissermaßen komprimiert wird.
Konrads von Würzburg Engelhard schließt unvermittelt an; Rosenröte, Krankenröte, Liebe im Grundsätzlichen, Heilungsprozesse, die im Gegensatz zu Siegfrieds Bad im Drachenblut erfolgreich verlaufen und als deren Ergebnis die beiden Protagonisten Engelhard und Dietrich als ‚verbesserte‘, vielleicht sogar vollkommene Menschen ihren Weg gehen, das erscheint als radikaler Gegenentwurf zu den zuvor vorgestellten Mären. Und auch hier ist Blut das entscheidende Medium. Aber wo genau – über die Feststellung der Disparatheit in der Art und Weise, wie ‚Blut‘ in den einzelnen Texten dargestellt wird und unterschiedliche Wirkungen entfaltet, hinaus – liegt dabei der Erkenntnisgewinn?
Diese Unklarheit ändert sich auch zum Ende des Werks nicht. In einem insofern uneigentlichen Fazit, als zwar die Ergebnisse hinsichtlich der einzelnen herangezogenen Texte nochmals paraphrasiert werden, eine Gesamtschau jedoch eben nicht formuliert ist, werden Leserinnen und Leser in gewisser Hinsicht allein gelassen. So endet die Publikation, wie sie in ihrem kulturhistorischen Einleitungsteil begonnen hat. In Bezug auf den letzten untersuchten Referenztext, den Engelhard, wird Blut als „der Stoff, der Leben und Tod zugleich bedeutet“, ausgemacht. Diesem abschließenden Satz, der – ein Widerspruch zum eben Zitierten – mit der Aussage endet, dass Blut Unverwundbarkeit generiere, zwingt sich ein Appendix nachgerade auf: Nein, Blut bedeutet definitiv Leben und damit eben nicht Tod!
Auch wenn der tabellarische Anhang zum Ausweis der aus den behandelten Texten gewählten relevanten Stellen zur Orientierung äußerst hilfreich ist: Die Blutspuren wirken auf merkwürdige Art und Weise uneigentlich. Dies ist einfach deshalb so, weil mitunter die Beziehungen der herangezogenen Texte untereinander und auch ihre kulturhistorische Bedeutung nicht immer klar erkennbar erscheinen. Unabhängig davon, wie Gedanken der Autorin sind, drängt sich beim Lesen häufig der Eindruck auf, dass Blut und die damit verbundenen unterschiedlichsten Assoziationsmöglichkeiten das einzige Bindeglied zwischen den untersuchten Texten darstellen.
Selbst bei der Auswahl der den Blick auf die Kerntexte erweiternden Literatur scheint Inkonsequenz auf. Wenn in der belegten Primärliteratur zwar John Ronald Reuel Tolkiens Herr der Ringe, aber weder – um sich beispielhaft auf das Nibelungenlied zu beziehen – der Rosengarten zu Worms noch der Waltharius Aufnahme gefunden haben, ist das irritierend. So wirkt das Ganze wie kein Ganzes, und wenn auch immer wieder interessante Gedankengänge verfolgt werden, so überwiegt am Ende der Lektüre doch der Eindruck von isoliert stehenden Komplexen, deren Beziehung zueinander in der Studie in Rot oft genug unklar bleibt.
Ein Beitrag aus der Mittelalter-Redaktion der Universität Marburg
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