Vorbemerkungen zum Schwerpunkt über Jörg Fauser

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Am 16. Juli würde der deutsche Schriftsteller Jörg Fauser seinen 80. Geburtstag feiern – wäre er nicht in der Nacht nach der Feier seines 43. Geburtstags bei einem mysteriösen Spaziergang auf einer Autobahn bei München von einem LKW erfasst worden. Fauser wurde nicht alt; vor allem aber war er zum Zeitpunkt seines Todes gerade nach fast zwei Jahrzehnten des Darbens auf dem Weg, ein erfolgreicher Schriftsteller zu werden. Anfang der 80er hatte Fauser begonnen, den Kriminalroman als literarisches Ausdrucksmittel zu erkunden und wurde damit, nachdem er mit seiner Lyrik und seiner Prosa zuvor nur ein kleines Publikum erreicht hatte, von einer breiten Leserschicht rezipiert.

Das Nachleben Fausers ist ein seltsames: Einerseits wurden dem selbst ernannten Außenseiter des deutschen Literaturbetriebs in der Zwischenzeit drei ganz unterschiedliche Werkeditionen gewidmet, mit denen jeweils versucht wurde, sein literarisches (und nicht zuletzt auch sein umfangreiches journalistisches) Œuvre neuen Leserschichten zu öffnen. Andererseits bleibt Fauser eine Randexistenz, ein Liebhaberthema. Zum 80. Geburtstag erscheinen lediglich eine stark überarbeitete Neuauflage der 20 Jahre alten, lange vergriffenen, aber sehr gelungenen Biografie Rebell im Cola-Hinterland von Matthias Penzel und Ambros Waibel, die seinerzeit nur bei einem kleinen Verlag erschien, sowie mein eigener literarischer Essay Bornheim Blues, in dem ich versuche, das Werk Fausers angemessen zu würdigen und in den Kontext seiner Zeit einordnen. Und diese beiden Bücher sind auch bislang die Einzigen, die über den Literaten verfasst wurden, von der einen oder anderen knapperen wissenschaftlichen Beschäftigung mit seinem literarischen Schaffen mal abgesehen.

Vor diesem Hintergrund und aus Anlass des Jubiläums widmet sich die Juli-Ausgabe von literaturkritik.de dem – so scheint es – halb vergessenen Autoren. Im Schwerpunkt nähern wir uns Fauser anhand einer Würdigung durch mich sowie Lutz Hagestedt, einem kritischen Essay von Philipp Jakob sowie mit einem Blick auf die prominenteste Monographie über ihn und die von ihm selbst verfasste Biographie Marlon Brandos.

Daneben wartet die Ausgabe wie gewohnt mit Rezensionen zu einem weiten Feld literarischer und wissenschaftlicher Themen auf. Wir wünschen viel Spaß bei der Lektüre.

 

Sascha Seiler (für die Redaktion)