Ein Leben für die ostasiatische Kunst
Kritische Anmerkungen zu Helga Szentivanyis biographischer Skizze „Ernst Grosse. ,Japanische Kunst in Europa‘ – das rastlose Leben eines Kulturvermittlers“
Von Christian W. Spang
Die bedeutende Rolle, die Ernst Grosse (1862-1927) sowohl für die Freiburger Museumslandschaft als auch für die Berliner Sammlungen ostasiatischer Kunst spielte, rechtfertigt es zweifellos, sich mit dem Kunstkenner und Professor zu beschäftigen.
Warum im Buchtitel „Japanische Kunst in Europa“ in Anführungszeichen erscheint, erschließt sich beim Lesen lange Zeit nicht. Da Grosse sowohl japanische als auch chinesische Kunstgegenstände gesammelt bzw. für andere eingekauft und sich die entsprechenden Museen und Kunstsammler*innen (fast) ausschließlich in Freiburg und Berlin befanden, erscheint das Adjektiv „japanisch“ zu eng-, die Ortsangabe „Europa“ dagegen zu weitgefasst. Erst auf Seite 39 erfährt man mehr. Was ebenda etwas pompös als Grosses „erste Publikation über ostasiatische Kunst“ vorgestellt wird, war de facto ein kurzer Zeitschriftenbeitrag. Herausfinden muss man dies allerdings selbst, im Literaturverzeichnis sucht man danach nämlich vergeblich:
Grosse, Ernst: Japanische Kunst in Europa. In: Die Zeit: Wiener Wochenschrift für Politik, Volkswirtschaft, Wissenschaft u. Kunst, 1903, S. 216-219.
Szentivanyis Taschenbuch bietet weder ein Personen- oder Sachindex noch ein Abbildungs- oder Abkürzungsverzeichnis. Auch ein Glossar der wichtigsten japanischen Fachbegriffe fehlt bedauerlicherweise. Nur wenigen Leser*innen wird beispielsweise der Unterschied zwischen der „Tosa-“ und „Kanō-Schule“ (S. 32, bei Szentivanyi ohne Macron auf dem „o“) der japanischen Malerei auf Anhieb klar sein. Auch Begriffe wie „Kantorei“ (S. 11) oder alte Provinznamen wie Satsuma und Choshū (S. 16, im Buch ohne Macron auf dem „u“) sind nicht allgemeinverständlich.
Gewünscht hätte man sich ein Vorwort mit Hinweisen zur Herangehensweise sowie einen Überblick über die bisherige Grosse-Forschung. Auf einige der älteren Abhandlungen bezieht sich die Autorin, andere bleiben unerwähnt. Man weiß daher nicht, ob diese Werke berücksichtigt wurden, zumal manches, was anderswo bereits erläutert ist, in Szentivanyis Buch fehlt. Im Folgenden seien daher einige relevante Arbeiten aufgelistet:
Elbs-May, Pamela: Der Freiburger Völkerkundler Ernst Grosse. 1862-1927 (Magisterarbeit, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. 1977).
Elbs-May, Pamela: Ernst Grosse: Lehr- und Museumstätigkeit. In: Spranz, Bode (Hg.): Völkerkunde in Freiburg, Museum – Universität. Festschrift zum 60. Geburtstag von Rolf Herzog, Freiburg i. Br. 1979, S. 39-50.
Pfaff-Giesberg, Robert: „Ernst Grosse“, in: Tribus, Band 6 (1956), S. 113-118.
Goo-Grauner, Armgard: Die Heiligen und die Akten. Zur Geschichte von zwei Freiburger Kakemonos. In: Dürrenberger, Edgar / Eva Gerhards (Hg.): Als Freiburg die Welt entdeckte. 100 Jahre Museum für Völkerkunde, Freiburg i. Br. 1995, S. 198-223.
Stockhausen von, Tilmann: Zwischen den Welten. Ernst Grosse in Berlin und Freiburg. In: Thomsen, Hans Bjarne (Hg.): Japanische Holzschnitte aus der Sammlung Ernst Grosse, Petersberg 2018, S. 20-27.
Schien, Stefanie: Ernst Grosses Museumsentwürfe In: Thomsen, Hans Bjarne (Hg.): Japanische Holzschnitte aus der Sammlung Ernst Grosse, Petersberg 2018, S. 28-34.
Walravens, Helmut: „Und der Sumeru meines Dankes würde wachsen“. Beiträge zur ostasiatischen Kunstgeschichte in Deutschland (1896–1932), Wiesbaden 2010.
Lediglich Stockhausen und Walravens sind in Szentivanyis Literaturverzeichnis (S. 94-95) zu finden. Insbesondere Walravens‘ Edition vieler Briefe, die Grosse an seinen Mitstreiter Otto Kümmel (1878-1952) geschickt hatte, taucht in Form diverser Zitate und den dazugehörigen Fußnoten zwar immer wieder auf, im Text jedoch geht die Autorin mit keinem Wort auf die wichtige Vorarbeit Walravens‘ ein. Auch die Tatsache, dass die Abhandlung Goo-Grauners keine Erwähnung findet, ist erstaunlich, weil Szentivanyi mehrfach auf die Irrungen und Wirrungen rund um die „Kakemonos“ eingeht. Eine weitere Eigentümlichkeit des Literaturverzeichnisses stellt die Tatsache dar, dass unter der Überschrift „Quellen“ (S. 95) nicht die verwendeten Dokumente aufgelistet sind, sondern lediglich die Namen von zwei Archiven und einer Privatsammlung.
Vergeblich sucht man die bibliographischen Angaben von Grosses Dissertation und seiner Habilitationsschrift. Ein Blick auf die Titel dieser beiden Arbeiten bringt einen Aspekt zum Vorschein, der von Szentivanyi zwar erwähnt, aber nicht hinreichend problematisiert wird. Grosse hatte nämlich Literaturwissenschaft und Philosophie studiert und war nach der Einreichung seiner Dissertation Die Literatur-Wissenschaft, ihr Ziel und ihr Weg in Halle a.d.S. 1887 promoviert worden. Von einer „Promotion in Philosophie“ (S. 39) kann bei diesem Buchtitel wohl kaum die Rede sein. Seine Habilitationsschrift erschien drei Jahre später in Leipzig unter dem Titel Herbert Spencer’s Lehre von dem Unerkennbaren. Grosse hatte sich demnach in den ersten ca. 30 Jahren seines Lebens weder mit Japan und China noch mit ostasiatischen Sprachen, geschweige denn mit ostasiatischer Kunst(geschichte) beschäftigt.
Wirklich nachvollziehbar erklärt wird Grosses Hinwendung zur ostasiatischen Kunst von der Autorin nicht. Er war auf diesem Gebiet ein spätberufener Autodidakt, dem hinreichende Kenntnisse der entsprechenden Sprachen fehlten. Er konnte daher mit den asiatischen Besitzern bzw. Verkäufern der Kunstwerke bestenfalls auf Englisch, Französisch oder Deutsch kommunizieren, was – wie Grosse selbst in einem Brief vom 11. Mai 1907 (S. 49) schreibt – häufig schwierig bis unmöglich war. Bei seiner Arbeit war Grosse demnach auf sein Kunstgefühl und auf die Expertise der Händler angewiesen, was seiner Kritik an deren Rolle für das fehlende deutsche Verständnis für ostasiatische Kunst diametral widersprach. Szentivanyi zitiert Gosse auf Seite 24 wie folgt:
Daß die japanische Kunstgeschichte bei uns so tief im Argen liegt, erklärt sich zum größten Theile daraus, daß wir unsere Informationen meist von Händlern beziehen. Der gewöhnliche Händler ist allerdings kaum jemals im Stande, eine kunsthistorische Frage überhaupt nur zu verstehen, geschweige denn zu beantworten.
Dass sich hier ein deutlicher Antagonismus zu Grosses engen Beziehung zu dem japanischen Kunsthändler Hayashi Tadamasa (1853-1906) ergab, wird von der Autorin nicht thematisiert. Stattdessen schreibt sie auf Seite 31 – ohne dies mit dem obigen Zitat ins Verhältnis zu setzen – Folgendes: „Hayashis Einfluss auf das Kunstverständnis von Grosse ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.“ Neben Hayashi erwähnt die Autorin auf Seite 38 noch eine weitere Quelle für Grosses Wissen über ostasiatische Kunst, nämlich „die Zeitschrift Kokka […] mit ihren qualitativ wertvollen Abbildungen und Kommentaren, die allerdings nur in japanischer Sprache abgefasst waren.“ Grosse konnte demnach nur die Abbildungen der 1889 gegründeten Kunstzeitschrift „国華“ ansehen, die Erläuterungen jedoch nicht verstehen.
Dass Grosse dennoch fast schon dickköpfig vielfach auf seiner eigenen Meinung beharrte, wird am Ende auf Seite 92 erwähnt: „Er vertraute vollständig auf seine Erfahrungen und Einschätzungen; andere Beurteilungen und Meinungen ließ er nicht gelten, sondern bekämpfte sie vehement.“ Auf der Basis seines (über-) großen Selbstvertrauens stand Grosse vielen zeitgenössischen Kennern ostasiatischer Kunst kritisch gegenüber, so zum Beispiel dem bekannten japanisch- und chinesisch-sprechenden Amerikaner Ernest Fenollosa (1853-1908), was im Buch auf Seite 30 erwähnt wird. Dass Grosse sich teilweise antisemitischer Stereotypen bediente, um gegen den Kunsthistoriker Louis Gonse (1846-1921) und den von ihm als Konkurrenten empfundenen Kunsthändler Samuel Bing (1838-1905) vorzugehen, ist ein schockierendes Detail, das im Japonismus-Kapitel (S. 23-38) thematisiert wird. Eine Einschätzung, wie Grosses antisemitische Äußerungen zu beurteilen sind, umgeht die Autorin jedoch mit dem lapidaren Hinweis, derartige Kommentare „entsprach[en] dem damaligen Zeitgeist in Europa“ (S. 26-27).
Angesichts von weniger als 100 Textseiten erscheint es übertrieben, die Darstellung in dreizehn (nicht nummerierte) Kapitel aufzuteilen, um so mehr als es trotz dieser Fülle an sehr kurzen Kapiteln nicht einmal ein Resümee im eigentlichen Sinne gibt. Ein Blick auf die Inhaltsangabe zeigt, dass die Darstellung nicht sehr kohärent organisiert ist. Einige Kapitel wie „Grosse und Ostasien“ (S. 9-13) und „Grosse und Japan“ (S. 14-17) hätte man zweifellos zusammenlegen können. Und da der Untertitel des ersten Kapitels „Zeit des Umbruchs“ lautet, fragt man sich, warum es dann noch eines separaten Kapitels zur Meiji-Restauration (S. 18-22) bedarf, zumal Grosse 1906 erstmals nach Japan reiste, mithin fast 40 Jahre nach dem Beginn der Meiji-Ära im Jahr 1868.
Danach folgt dann das längste und spannendste Kapitel des Buchs, nämlich „Japonismus – Kulturaustausch und Profit“ (S. 23-38), in dem die Autorin ausführlich aus Grosses Privatunterlagen zitiert. Die Jahre 1888 bis 1906, die Grosse als Privatdozent und Museums-Organisator in Freiburg verbrachte, sind der Autorin dann jedoch nur drei Textseiten und ein Foto wert (S. 39-42). In „Grosses Weg nach Japan“ (S. 43-47) geht es schließlich – angesichts der Kapitelüberschrift etwas überraschend – vor allem um den tiefen Eindruck, denn China auf Grosse gemacht hatte. Viel mehr erfährt man in dem Buch aber auch nicht über Grosses Reisen und Aufenthalte in China, was nicht so recht zu den von Szentivanyi auf den Seiten 45 bis 47 und 51 zitierten Aussagen Grosses zu passen scheint, dass nämlich die japanische Kunst nur eine Imitation bzw. „ein kleiner Seitentrieb der chinesischen“ sei (S. 47).
Die folgenden vier Kapitel widmen sich Grosses Zeit in Ostasien und hätten ebenfalls umstrukturiert beziehungsweise zusammengelegt werden können, wobei letztere Empfehlung vor allem auf das erste und dritte dieser vier Kapitel zutrifft, was allein schon die sehr unterschiedliche Länge und die Parallelität der jeweiligen Überschriften deutlich macht: „Grosse als wissenschaftlicher Sachverständiger in Japan (1908-1912/13)“, Seite 57-58, und „Grosses Tätigkeit als Kunstsachverständiger der deutschen Botschaft und Einkäufer für die Berliner Museen“, Seite 62-71.
Den Abschluss der Behandlung von Grosses Zeit in Japan macht die ausführliche Darstellung seiner Bekanntschaft mit Karl und Martha Haushofer (S. 72-81), auf die an anderer Stelle (Christian W. Spang, Karl Haushofer und die OAG, 2018) bereits hingewiesen worden ist. Während Grosse zweifellos einen beträchtlichen Einfluss auf das Verständnis beider Haushofers für ostasiatische Kunst hatte, gibt es keine Hinweise auf einen umgekehrten Einfluss, weshalb sich die Frage aufdrängt, welchem Zweck dieses Kapitel hier dient. Abgesehen von der amüsanten Anekdote auf Seite 77-78, bei der Grosse – laut Martha Haushofer – „eine Horde […] unfeiner Amerikaner“ mithilfe einer absichtlichen Falschinformation dazu bringt, rasch den Großen Buddha von Kamakura zu verlassen, erfährt man in dem Kapitel wenig Neues zu Grosse. Da sich Grosses Ostasienaufenthalt – mit Unterbrechungen – von 1906 bis 1913 erstreckte, erscheint es zudem zweifelhaft, die Begegnungen mit den Haushofers der Jahre 1909/10 an das Ende der entsprechenden Buch-Sequenz zu setzen.
Seltsam mutet es auch an, dass die Autorin das besagte Kapitel mit dem Hinweis enden lässt, nach 1910 (Rückreise der Haushofers) beziehungsweise 1913 (Grosses Rückkehr nach Freiburg) habe es „keinen Kontakt mehr zwischen den Familien gegeben“, dann aber ein Foto einfügt, das Grosse als älteren Herrn mit Frau und Tochter zeigt, und schließlich noch zwei undatierte Fotos „Yasu und Erna [Grosse] in Freiburg“ hinzufügt (S. 80-81), die lange nach dem Tod Ernst Grosses aufgenommen worden waren, obwohl Martha und Karl Haushofer vermutlich weder Yasu noch Erna Grosse je getroffen hatten.
Hier zeigt sich beispielhaft, dass die Nichtbeachtung der Chronologie, fehlende Stringenz und inhaltliche Wiederholungen die größten Probleme der Darstellung sind. Beispiele hierzu finden sich viele, so zum Beispiel auf den Seiten 69-71. Oben auf Seite 69 schreibt die Autorin: „Es scheint, dass er [Grosse] sich ganz auf seine Aufgabe konzentriert hatte, die besten Kunstgegenstände für die Berliner Museen zu erwerben.“ Da dies Grosses Auftrag war, ist diese Tatsache an sich schon nicht der Rede wert, wird aber ein paar Zeilen weiter unten – bei fast gleicher Wortwahl – noch einmal wiederholt: „Es scheint, dass er ganz in seiner Aufgabe, wertvolle Kunstgegenstände für die deutschen Museen zu erwerben, aufging.“ Und wenn man dann auf den letzten beiden Seiten des Kapitels, das Grosses Tätigkeit der Jahre 1908 bis 1912/13 behandelt, zweimal den Hinweis auf Hayashis Tod 1906 liest, zeigt dies exemplarisch die fehlende Stringenz der Darstellung.
Die Auswahl und Präsentation der Abbildungen können nicht wirklich überzeugen, weil viele an unpassenden Stellen platziert sind. Die Geburtsurkunde von Grosses Tochter, die am Ende der zweiseitigen Einleitung auf Seite 8 erscheint, ist – neben den bereits erwähnten Fotos am Ende des Haushofer-Kapitels – ein solcher Fall, zumal man eine Lupe braucht, um die darin enthaltenen Informationen zu entschlüsseln. Im Text wird die Urkunde nicht vorgestellt, obwohl einige interessante Details darin versteckt sind. Verzeichnet ist hier beispielsweise der volle Name des Vaters als „Ernst Karl Gustav Große“. Auch das Geburtsdatum der Mutter Yasu Grosse (12.1.1891) und der Tochter (12.9.1914) sowie deren drei Vornamen, nämlich „Erna Klara Tsune“, sind hier zu finden. Im Buch erscheinen verschiedene andere Versionen der Vornamen von Mutter und Tochter und zwar durch Hinzufügung (Yasuko, Tsuneko) oder Weglassung verschiedener Namensteile (Klara oder Tsune), was ebenso verwirrend ist, wie der Umstand, dass die Autorin auf Seite 7 und 61 als Geburtsjahr von Yasu Grosse „1890“ angibt.
Falsche Vorstellungen weckt auch die Bildunterschrift „Grosses Haus in Freiburg“ (S. 40). Hier sieht man eine herrschaftliche Villa, die nicht zu den von der Autorin mehrfach betonten „wirtschaftlichen Schwierigkeiten“ (S. 8 und rückwärtiges Buchcover) Grosses zu passen scheint. Bei dem abgebildeten Anwesen handelte es sich de facto um die Villa der Kunstsammlerin Marie Meyer (1833-1915), bei der Grosse lange Zeit gewohnt hatte. Ähnliche Ungenauigkeiten finden sich in der Darstellung relativ viele, wobei hier nur ein „Klassiker“ erwähnt werden soll. Auf Seite 68 ist davon die Rede, dass Grosses „Auftrag bis zum März 2013 verlängert“ worden sei. Erstens muss es hier natürlich „1913“ heißen, zweitens ist das Gesagte auch ansonsten nicht ganz korrekt. Zwar war Grosse in der Tat bis 1913 in Tokyo aktiv, war aber – wie von ihm in einem auf der gleichen Seite zitierten Brief befürchtet – am 30. September 1912 aus dem Dienst des Auswärtigen Amtes entlassen worden. Glaubt man dem Biographischen Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871-1945, Band 2, Seite 111, war Grosse danach „mit Mitteln der k[öni]gl[ich-preußischen]. Museen“ noch eine Zeit lang in Tokyo tätig.
Das Buch bietet einige Bleistiftskizzen Grosses. Diejenigen, die selbsterklärend sind wie ein Porträt seiner Tochter (S. 8) als Baby oder von Yasu Grosse (S. 61) aus dem Jahr der Hochzeit (1913) erlauben interessante Einblicke in Grosses Privatleben. Viele andere Skizzen sind jedoch sehr rätselhaft, scheinen im Buch wahllos verteilt zu sein und sind in der Regel lediglich als „Grosse: Skurrile Skizze“ (S. 2, 22) oder „Skizze von Grosse“ (S. 93) beschrieben. Wünschenswert wäre ein Kapitel zu diesen Skizzen gewesen, in dem eine Auswahl davon hätte präsentiert und deren Hintergründe erläutert werden können.
Das Buch ist keine umfassende Grosse-Biographie. Was der Darstellung fehlt, ist ein klarer Fokus. Weder Grosses Kunstsammler- und Museumsarbeit noch seine Universitäts- und Publikationstätigkeit oder sein Privatleben werden (im Rahmen des Möglichen) vollständig dargelegt. Inhaltliche Fehler gibt es vergleichsweise wenige, aber die Auswahl dessen, was die Autorin in ihre Skizze aufgenommen hat und was nicht, erscheint ohne entsprechende Erläuterung kaum nachvollziehbar. Als Fazit ist daher festzuhalten, dass man bei der Lektüre zwar einiges über Ernst Grosse lernen kann, dabei allerdings über deutlich zu Tage tretende Strukturmängel, Wiederholungen, fehlende Belege und Urteile hinwegsehen muss.
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