Es geht nicht um Sex. Es geht um Macht und Gewalt
Eine soziologische Klärung zum Fall Pelicot
Von Dirk Kaesler
und Stefanie von Wietersheim
Rätsel des Lebens. Wie, um Himmels willen, kann es sein, dass ein Mann seine Frau über zehn Jahre mit Drogen betäubt, sie im Schlaf „vergewaltigt“ – und dann im Netz andere Männer dazu einlädt, die bewusstlose Frau zu „missbrauchen“? Immer und immer wieder? Oral, vaginal, anal. Dass er Filme darüber dreht? Auf denen eine Frau zu sehen ist, mit der er seit fünfzig Jahren verheiratet war und drei Kinder hatte?
Diese auf den ersten, zweiten und dritten Blick unvorstellbare Geschichte passierte im französischen Ort Mazan und ist im Jahr 2024 Ausgangspunkt einer neuen, hoffentlich nicht nur feministischen Debatte geworden, sondern einer gesamtgesellschaftlichen. Noch ist nicht zu erkennen, wie dieser Fall die globale Debatte um Geschlechterverhältnisse, Macht, sexuelle Ausbeutung weiter bestimmen wird. Ja, das Opfer, Gisèle Pelicot, ist zu einer Ikone geworden. „Die Scham muss die Seiten wechseln“, forderte sie vor laufender Kamera – und spielte damit endlich die Schuld einseitig auf jene Seite zurück, auf die sie gehörte: die der Männer, die sie „missbraucht“ hatten. Aber reicht eine „Ikone“ für einen tiefgreifenden Bewusstseinswandel?
Der Fall Pelicot ist viel mehr als einer der unzähligen Vergewaltigungsfälle, in denen Männer sich gewaltsam an Frauenkörpern berauschen. Er zeigt wie in einem Bühnenstück in sehr hellem Licht, um was es in dieser Art gewaltsamer, erzwungener Begegnung geht: um Machtausübung durch Männer. Um Niederwerfung von Frauen. Um physische und seelische Folter.
Das Wort „missbrauchen“ ist in diesem Zusammengang lächerlich und sollte nicht mehr benutzt werden. Es geht um Macht, Gewalt, Krieg, Vernichtung. Um die Vernichtung der individuellen Existenz einer Frau durch eine Meute von Männern, die nicht nur für die vor Gericht vorgeführten Männer aus Südfrankreich stehen.
Wir setzen die Worte „missbrauchen“ und „vergewaltigen“ in Anführungszeichen, weil wir der Überzeugung sind, dass sie falsche Bilder erzeugen. Im Fall von „missbrauchen“ steckt das Wort „brauchen“ und „gebrauchen“. Ich brauche und gebrauche ein Messer, um ein Seil zu zertrennen. Ich „missbrauche“ das Vertrauen eines anderen Menschen, wenn ich eine Information weitergebe, die er nur mir anvertraut hat. So wenig, wie ich jedoch einen anderen Menschen „gebrauchen“ sollte, so wenig darf und kann ich ihn „missbrauchen“. Ein Mensch ist kein Gebrauchsgegenstand. Also kann ich ihn weder „gebrauchen“ noch „missbrauchen“.
Macht ist keine Herrschaft
Aber Menschen können „Macht“ über andere Menschen ausüben. Und das tun sie, Tag für Tag. Es ist der deutsche Gelehrte Max Weber, der nicht nur uns selbst zu Klarheit verhilft:
Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eignen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht. […] Der Begriff „Macht“ ist soziologisch amorph. Alle denkbaren Qualitäten eines Menschen und alle denkbaren Konstellation können jemand in die Lage versetzen, seinen Willen in einer gegebenen Situation durchzusetzen.
Dominique Pelicot wollte nicht einmal riskieren, dass seine Frau ihren Widerwillen artikulieren würde: er betäubte ihren Willen und übte dann seine Macht über den willenlosen Körper seiner Frau aus. Und lud andere Männer dazu ein, es ihm nachzumachen. Und viele, viel zu viele folgten dieser „Einladung“.
Diese Tatsache allein zeigt, dass Männer so etwas tun können. Sicher ist, dass nicht alle Männer solche Verbrechen begehen, aber: es waren alles Männer! Die Parole „not all men but always a man“ beschreibt sehr gut, worum es geht. Natürlich sieht man es den Tätern nicht an, es sind alles Männer mit Hemd und Hose und vielleicht sogar einem lieben Hund an der Leine. Sie stehen neben uns im Supermarkt, in der S-Bahn, sie helfen vielleicht sogar beim Ein- und Aussteigen. Es ist ein gefährlicher Irrglaube, dass man es potenziellen Tätern „ansehen“ könnte, durch flackernden Blick oder das Grinsen von Jack Nicholson im Film Shining. Es sind Männer, so einfach ist das.
In den insgesamt zwei Jahren der Ermittlungsarbeit der französischen Polizei ergab sich ein unspektakulärer Querschnitt der französischen Gesellschaft: Die identifizierten 51 Vergewaltiger waren zur Tatzeit zwischen 21 und 68 Jahre alt, unter ihnen sind ein Feuerwehrmann, ein Krankenpfleger, ein Informatiker, mehrere Rentner, mehrere Arbeitslose. Viele von ihnen sind verheiratete Familienväter, teilweise bereits mit Enkelkindern.
Nur fünfzig Männer konnten auf jenen Fotos und Videos eindeutig identifiziert werden, die der Ehemann von seinen Verbrechen aufnahm. Die Polizei ging von der doppelten Anzahl aus. Alle diese Männer nahmen jenes „Angebot“ auf der inzwischen gesperrten Internet-Plattform „à son insu“ („Gegen ihren Willen“) an und setzten es in ihre verbrecherischen Taten um. Einige davon mehrfach, einer davon sechsmal, obwohl er wusste, dass er eine HIV-Infektion hatte.
„Sie hatten Sex mit einer bewusstlosen Frau“, schrieben viele renommierte Medien. Die Assoziationen, die eine solche Kategorisierung der Verbrechen auslöst, halten wir für fehlgeleitet. Bei Sex sollte man an Lust und Vergnügen denken. Darum ging es diesen Männern nicht: es ging ihnen um Macht und Gewalt.
Es ging ihnen genau um jene Konstellation, von der Max Weber schrieb: Diese Männer wollten ihren eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchsetzen, sie wollten diesen weiblichen Körper mit allen seinen Öffnungen durchdringen. Sie wollten Macht durch Gewalt ausüben. Der Haupttäter, Dominique Pelicot, selbst äußerte im Prozess, dass er durch die Vergewaltigungen seiner Frau „eine unbeugsame Frau unterwerfen“ wollte.
Und da der Ehemann es arrangierte und zudem dabei war und filmte, war es keine „Vergewaltigung“, so trugen einige der Verteidiger für ihre Mandanten vor Gericht vor. „Es war doch nur ein Spiel“, so sagte einer der Verbrecher. Einer der Verbrecher bekam eine Strafmilderung auf drei Jahre, weil er sein Opfer nicht penetrieren konnte aufgrund seiner ausbleibenden Erektion.
Die 72 Jahre alte Gisèle Pelicot hat es mit ihrem öffentlichen Kampf gegen ihren gleichaltrigen Mann und seine fünfzig Mitverbrecher hoffentlich nachhaltig geschafft, dass bei Männern auf der ganzen Welt ein Bewusstsein dafür geschaffen wird für das, was selbstverständlich sein sollte: Dass man Frauen nicht zu Sex zwingt und sie dabei verletzt. Das ist eigentlich ein Verhalten, das man – ohne dass von Sex geredet werden muss – im Kindergarten lernt.
Was auch uns hilft, sind Hinweise auf individuelle und gesamtgesellschaftliche Aufarbeitungsprozesse des Grauens: Gisèle Pelicot, die inzwischen von ihrem Vergewaltiger geschieden wurde, hat sich von der falschen Schuld durch die öffentliche Prangerstellung der Verbrecher zu befreien versucht. Ihre Tochter, Caroline Darian, hat sich mit ihrem Buch Et j’ai cessé de t’appeler papa: Quand la soumission chimique devient l’arme du viol: Le livre sur l’affaire des viols et le procès de Mazan. (Hachette Livre International, 2023) [„Ich habe aufgehört, dich Papa zu nennen: Wenn die chemische Unterwerfung eine Familie trifft“] von falscher Scham befreit und eine Selbsthilfegruppe für Betroffene von Vergewaltigungen unter unfreiwillig verabreichten Betäubungsmitteln ins Leben gerufen.
Avignon ist überall
War das nun das Abbild der sittenlosen, unmoralischen französischen Gesellschaft? Nein, auch vom deutschen Thüringen mussten wir erst kürzlich lesen, dass das Landgericht Erfurt einen deutschen Mann zu zwölfeinhalb Jahren Freiheitsstrafe und Sicherungsverwahrung wegen zahlreicher Vergewaltigung verurteilte. Laut Urteil bot der Angeklagte insgesamt 18 Opfern jeweils Getränke an, in die er K.-o.-Tropfen gemischt hatte. Als sie bewusstlos waren, übte er an den Frauen ungeschützten Vaginal-, Anal- oder Oralverkehr aus. Auch ihm wurde zum Verhängnis, dass er von seinen Verbrechen Film- und Bildaufnahmen anfertigte, von denen er einige ins Netz stellte. Als die Polizei seine Rechner analysierte, fand sie Tausende davon. – Wer denkt eigentlich an die Polizistinnen und Polizisten, die sich solche Verbrechen ansehen müssen? Wer denkt an deren Kollegen, die Pädokriminalität an Kindern und Jugendlichen auswerten müssen, indem sie gigantische Datenmengen auf Speichermedien Bild für Bild ansehen müssen?
Die taz-Redakteurin Valérie Catil berichtete davon, dass einige der Verbrecher aus Avignon nicht einmal dann gestanden, als die Bildaufzeichnungen im Gerichtssaal gezeigt wurden. Wer gehofft hatte, dass nun eine Zeit anbrechen würde, in der weniger Frauenhass und eine veränderte und bewusstere Gesellschaft existiere, musste sich eines Schlechteren belehren lassen. Catil schrieb:
Das Urteil, das in Avignon vergangenen Donnerstag nach drei Monaten und 17 Tagen Prozess ausgesprochen wurde, ist ein Sieg, der zugleich ernüchtert und enttäuscht. Von den insgesamt 652 Jahren, die die Staatsanwaltschaft für die 51 Angeklagten forderte, wurden nur 428 vergeben. 224 Jahre lösen sich in Luft auf. Bis auf Dominique Pelicots Strafe wurden die für alle anderen gemindert, sechs Angeklagte sind auf freiem Fuß. „Mon client est libre!“, „Mein Klient ist frei“, ruft Maître Bruschi, Verteidiger von Joseph C., ins Gesicht der Demonstrierenden vor dem Gerichtssaal. Die skandieren: „Schande über die Justiz!“
Aber, und das ist das zutiefst Beunruhigende an dem Avignon-Prozess: Wer glaubt, dass es mit solchen Verbrechen nun ein Ende haben wird, muss sich eines Schlechteren belehren lassen. Recherchen haben aufgedeckt, dass es ein internationales Netzwerk von Vergewaltigern auf der Messenger-Plattform Telegram gibt. Sie geben einander in verschiedenen Chaträumen Tipps über die besten Betäubungsmittel, tauschen Bilder und Videos der Vergewaltigungen aus und lassen sich von anderen Mitgliedern Anweisungen geben, etwa darüber, in welche Körperöffnung oder mit welchem Objekt sie die betäubte Person als Nächstes penetrieren sollen. In der Gruppe sind knapp 73.000 Mitglieder, auch aus Deutschland. Man weiß also: die Dominique Pelicots sind überall.
Im Kern geht es um die Debatte über Gewalt an Frauen. Auch deshalb – nicht nur wegen der Monstrosität des Geschehenen – war der Prozess in Avignon ein wahrhaftig „historischer Prozess“. Nicht nur für Frankreich könnte er zu einer Zäsur wie international #metoo werden: dann nämlich, wenn die Opfer das Schamgefühl wirklich an die Verbrecher weiterreichen könnten.
Aber wir haben leider unsere Zweifel daran, ob das wirklich geschehen wird. Die Themen Gewalt in Beziehungen, nicht nur in Ehen, die allgegenwärtig verfügbare Internetpornografie, die weit in die Werbung hineinschwappt, sowie sexuelles Gefügigmachen mit Schlafmitteln, Partydrogen oder K.-o.-Tropfen sind mit den Schuldsprüchen in einer Stadt in der Provence nicht aufgelöst. Und von Schuldgefühlen kann nicht durchgehend die Rede sein, so erregte der Bürgermeister von Mazan, Louis Bonnet, eine gewisse Aufmerksamkeit mit der verharmlosenden Äußerung „Es hätte schlimmer sein können. Es waren keine Kinder beteiligt, niemand wurde getötet.“ Erst als sich öffentlicher Protest erhob, nahm er seine Stellungnahme zurück.
Für viele war „Avignon“ ein hochpolitischer Prozess über den „Patriarchalismus“ (so Gisèle Pelicot) und über die „Kultur der Vergewaltigung“ (so einige französische Frauenverbände).
Ein Vergewaltigungsfabulierer macht (beinahe) Karriere
Männer, die über solche Verbrechen fantasieren, machen zudem sogar in Deutschland Karriere! Fast wäre es einem davon gelungen. Wer weiß, wie viele Männer ihm dabei helfen wollten.
Als die Nachricht bekannt wurde, dass der Autor Thilo Mischke als neuer Moderator von TitelThesenTemperamente (ttt) vorgesehen ist, ging ein Aufschrei durch die Welt deutscher Frauen, die im „Kulturbereich“ arbeiten. Ausgerechnet dieser Mann soll der Nachfolger von Max Moor werden, der für die letzten 17 Jahre das Gesicht dieses Kulturmagazins im Ersten Deutschen Fernsehen war? Ein Mann, der mit dem literarischen Herbeifantasieren von wahllosem Herumvögeln medialen und kommerziellen Erfolg erzielte?
Wer dessen Bestseller In 80 Frauen um die Welt (2010) und Die Frau fürs Leben braucht keinen großen Busen (2013) nicht kennt, sei wenigstens mit der Inhaltsangabe des ersten Schundbuches bei Amazon vertraut gemacht:
Thilo Mischke, gerade frisch von seiner Freundin getrennt, schwelgt in Selbstmitleid, als seine Kumpel bei einem Wodka-Red-Bull-getränkten Disco-Abend die Idee zu einer total absurden Wette haben. Thilo soll eine Weltreise machen und dabei 80 Frauen verführen. Schafft er das, zahlen ihm seine Freunde den Trip. Topp, die Wette gilt!
Entstanden ist ein unglaublich mitreißender, anrührender und aufs höchste amüsanter Reisebericht der anderen Art. Natürlich schafft Thilo die 80 Frauen nicht annähernd, aber das ist am Ende gar nicht mehr schlimm. Denn auf der verrücktesten Reise seines Lebens findet er schließlich – irgendwo zwischen den Fidschi-Inseln und Argentinien – die ganz große Liebe.
Inzwischen ist das Buch bei Amazon „nicht lieferbar“. Dessen Autor hat es als „Jugendsünde“ aus dem Verkehr gezogen. Momox und viele Büchereien halten es jedenfalls vor, der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt listet drei Exemplare aus seinem Bestand auf. „Wer schreibt, der bleibt“, Thilo Mischke, wussten Sie das nicht? Sie wurden 1981 in Ost-Berlin geboren. Dauerte Ihre Jugend wirklich bis zu Ihrem 29. Lebensjahr, um sowas in den PC zu hämmern und dann zu publizieren?
Ich wollte Fingerabdrücke nehmen, heimlich Nacktfotos machen, Tonbandaufnahmen vom jeweiligen Sex. […] Ich stelle mir vor, wie ich diese arrogante Frau über einen Küchentisch werfe. […] Die Arroganz der Münchnerin ist so schwerwiegend, dass ich ihr gerne eine scheuern würde. Ich frage mich, woher meine Aggressionen kommen.
Wenn Sie sich das damals fragten, Thilo Mischke, fragen wir uns heute, warum Sie in diesem – leider recht erfolgreichen – Schundbuch immer rassistischer wurden, je weiter Sie um die Welt in nicht europäische Länder reisten. Nur in Ihren Fantasien? Oder „verführten“ Sie wirklich 80 Frauen?
Wir haben es auch gelesen, dass Sie 2019 in einem Podcast behauptet haben, dass der Homo sapiens im Gegensatz zum Urmenschen nur darum überlebt habe, weil er Frauen vergewaltigt habe, dass Vergewaltigung etwas „Urmännliches“ sei, das dem modernen Mann nur „aberzogen“ worden sei. Wir schließen uns jenen Menschen an, die solche und weitere Äußerungen als sexistisch, misogyn und rassistisch einordnen.
Und wir freuen uns, dass die ARD nicht nur die Kritik „gehört“ hat, sondern erkannt hat, dass sie berechtigt war. Die Kulturchefinnen und die Kulturchefs der an ttt beteiligten Landesrundfunkanstalten haben dann doch „entschieden, von Thilo Mischke als Moderator abzusehen, um weiteren Rufschaden von ttt und Thilo Mischke abzuwenden.“ Wir sorgen uns nicht um den „Rufschaden“, den der 43jährige nun durch seine „Jugendsünden“ erleidet, sondern wir freuen uns über die Tatsache, dass lautstarker und öffentlicher Protest etwas bewirkt. Das gibt auch uns Hoffnung. Ebenso wie es uns Hoffnung gemacht hat, dass es Menschen wie Thibaut Rey gibt.
Sie haben noch nie von Thibaut Rey gehört?
Thibaut, der Wachsame
Ohne diesen 38jährigen Sicherheitsbediensteten im Supermarkt Centre Leclerc in Avignon wäre das ganze Verbrechen bis heute nicht aufgedeckt worden. Er beobachtete am 12. September 2020 auf den Bildschirmen der Videoüberwachung, wie Dominique Pelicot versuchte, unter den Rock von drei Kundinnen zu fotografieren. Er tat dies, indem er in seiner Einkaufstasche sein Handy und eine Videokamera so befestigt hatte, dass beide nach oben gerichtet waren. Und damit ausgerüstet, stellte er sich einigen Frauen sehr nahe an die Seite, als sie Waren aus den Regalen nahmen. Thibaut Rey sah das, verließ seinen Überwachungsraum, packte den widerspenstigen Täter, entwand ihm sein Handy und seine Tasche, hielt ihn sehr fest und benachrichtigte die Polizei. „Ich sah pure Angst in seinen Augen“, berichtete er später. Erst die zweite Frau war bereit, der Polizei gegenüber Anzeige zu erstatten, die erste hatte „keine Zeit für sowas“. Aber Thibaut Ray ließ nicht locker: „Ich dachte an meine Mutter und meine Schwester, die auch oft hier einkaufen, und so wurde es ein bisschen persönlich.“
Im Netz kann man ihn ansehen: Die Daily Mal in einem sensationalistischen Bericht „How I caught the Monster of Avignon“ zeigt ihn, umarmt von Gisèle Pelicot. Er trägt die Uniform von Sud Est Protection, er lächelt freundlich – und ein wenig stolz – in die Kamera. Thibaut Ray berichtete davon, dass der Ertappte wie versteinert, wie eingefroren wirkte, als er ihn mit seinem Tun konfrontierte. Schon ein einziger Mensch kann Verbrechen aufdecken, wenn auch nicht immer verhindern.
Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag gehört zur monatlich erscheinenden Kolumne „Rätsel des Lebens“ von Dirk Kaesler und Stefanie von Wietersheim.