Smarte Lehrstunde

Mit „Digitaler Journalismus“ bietet Autor Lorenz Lorenz-Meyer einen umfassenden Ratgeber entlang der gesamten Wertschöpfungskette

Von Sebastian MeißnerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Sebastian Meißner

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Effekte der Digitalisierung haben den Journalismus verändert. Wie Lorenz Lorenz-Meyer – promovierter Kognitionswissenschaftler, langjähriger Onlineredakteur und Professor im Studiengang Online-Journalismus an der Hochschule Darmstadt – im Vorwort seines Buches Digitaler Journalismus schreibt, betrifft dies jedoch bei Weitem nicht alle Bereiche der journalistischen Arbeit. Welche Fragen und Hypothesen etwa eine Recherche leiten, mit wem man dabei sprechen sollte oder wie man eine Nachricht, einen Kommentar oder eine Reportage schreibt, sei weitgehend unverändert geblieben und daher nicht Thema dieses Lehrbuches aus der Reihe utb exam. Lorenz-Meyer richtet sich an angehende Journalist:innen, die vielmehr ganz praxisorientiert vertiefen wollen, wie man digitale Angebote für die journalistische Arbeit nutzt und wie man journalistischen Content für digitale Anbieter produziert und vermarktet.

Umfassender Überblick

Dabei merkt man Lorenz-Meyer seine fast 20 Jahre lange Lehrerfahrung jederzeit an. Inhaltlich akkurat strukturiert, stets gut verständlich und immer praxisnah in seinen Beispielen, erweist sich Lorenz-Meyer als ebenso kundiger wie unterhaltsamer und somit motivierender Coach. Die 17 Kapitel auf mehr als 350 Seiten teilt er in drei übergeordnete Blöcke ein. Im Block „Einleitung“ widmet sich Lorenz-Meyer den historischen Anfängen des Online-Journalismus und endet beim Übergang vom Online zum digitalen Journalismus. Hier wird deutlich, mit welcher Wucht die Digitalisierung altbewährte Arbeitsweisen veränderte. Der zweite Block „Journalistische Tätigkeiten“ umfasst unter anderem die Bereiche „Wissens- und Projektmanagement“, „Multimedia“ (mit Themen wie Gamification oder Immersion), „Soziale Medien“ „Podcasts“ und „Automatisierung und Künstliche Intelligenz“. Im dritten Block („Redaktionelles Marketing“) schreibt Lorenz-Meyer dann unter anderem über „Crossmedia und Content Management“, „Interaktion und Community“ sowie über „Erlösmodelle“ wie etwa digitalisierte Werbung oder digitale Bezahlinhalte.

Besonders wertvoll ist die Lektüre immer dann, wenn technologische Innovationen eng verknüpft werden mit der Beschreibung konkreter Arbeitsabläufe. Lorenz-Meyer zeigt sich hier als konstruktiv denkender Autor, der – anders als andere Expert:innen – zu keiner Zeit ein Klagelied über den Verlust langjähriger Berufspraktiken anstimmt, sondern immer das Potenzial und die Chancen der Neuentwicklungen betont. Dies gelingt auch durch die anschauliche Beschreibung von realen Best Practices. Lorenz-Meyer warnt aber auch an vielen Stellen vor möglichen Risiken – etwa beim Thema Crowdsourcing oder Social Media (erodierende Erlösmodelle, fragmentierte Beiträge in den Timelines, gestiegener Pflegeaufwand).

Wertvolle Zusatzmaterialien

Der Gefahr, bei der Fülle an (Unter)themen zu kleinteilig zu werden, umgeht Lorenz-Meyer durch seinen starken Fokus aufs Wesentliche. Und das ist der journalistische Berufsalltag. Lorenz-Meyer verzichtet bewusst auf übliche akademische Formalien und führt Begriffe und Modelle anhand konkreter alltagspraktischer Aufgabenstellungen ein und aus. Er vermittelt sein umfangreiches Wissen stets anwendungsbezogen. Besonders wichtige Hinweise werden mit der Notiz „Merke!!“ versehen. Darüber hinaus gibt es zahlreiche „Tipps“ (etwa zu Software, Suchmaschinenanfragen oder Datenbereinigung), „Übungen“, „Begriffserklärungen“ sowie am Ende jedes Kapitels jeweils eine Auswahl an weiterführender Lektüre und ausgewählter Forschung. Außerdem gibt es Zusatzmaterialien und interaktive Testfragen, die mithilfe von QR-Codes abrufbar sind. Ob eine Aktualisierung der Zusatzmaterialien angedacht ist, ist nicht bekannt. Theoretisch aber bietet das QR-Modell die Möglichkeit, künftige Anpassungen mühelos vorzunehmen.

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In Summe ist Digitaler Journalismus damit nicht nur einfach ein lehrreiches Buch, sondern auch ein konkreter Ratgeber in sämtlichen Fragen entlang der gesamten Wertschöpfungskette des modernen Journalismus von der Themenfindung über die Recherche und Produktion bis hin zur Distribution und Interaktion mit dem Publikum. Insgesamt stellt „Digitaler Journalismus“ einen wertvollen Leitfaden dar, um sich in der digitalen Medienlandschaft erfolgreich zu positionieren und die Zukunft des Journalismus aktiv mitzugestalten.

Titelbild

Lorenz Lorenz-Meyer: Digitaler Journalismus.
(UTB).
Transcript Verlag, Bielefeld 2024.
354 Seiten , 29,00 EUR.
ISBN-13: 9783825262327

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