Die kühlen 80er

Frank Goosens Roman "Liegen lernen"

Von Volker Maria NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Volker Maria Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die 80er Jahre waren eine schlechte Zeit, um erwachsen zu werden. Das ist die These eines (anfänglich) satirischen Romans eines Satirikers aus dem Ruhrpott: der gebürtige Bochumer Frank Goosen, bekannt geworden als eine Hälfte des Kabarett-Duos "Tresenlesen", legt mit "Liegen lernen" seinen ersten Roman vor.

Die 80er also. Aus den Boxen quillt die frühe Madonna, der späte Bowie oder so merkwürdige Bands wie "The Cars" oder "Tompson Twins". Die Musik ist also schon mal scheiße. Genauso scheiße wie die Lage der Weltpolitik. Ronald Reagan spricht vom "Reich des Bösen" jenseits des Eisernen Vorhangs, Kalter Krieg, Eiserne Lady, Ewiger Kanzler. Mit einem Wort: Politik interessiert keine Sau - man kann ohnehin nichts machen. So sieht das auch Helmut, der Ich-Erzähler in Goosens Roman. Sein Problem ist sein starker Körpergeruch, denn er scheint die Mädchen zu vertreiben. Mädchen wie Britta. Britta ist Schülersprecherin und unverschämt sexy. Als das Wunder geschieht und Britta den schüchternen Helmut zu beachten scheint, widerfährt dem 16-Jährigen das einmalige, das unvergleichliche, das himmlische und abgrundtiefe Mysterium der ersten Liebe. Die Intensität dieser Erfahrung verfolgt Helmut die nächsten 17 Jahre, in denen er trotz weiterer Liebschaften/Beziehungen/Affären doch nie von Britta loskommt. Mit diesem Motiv nimmt Goosens Roman eine Wendung, die man ihm anfangs nicht zugetraut hätte - weder dem Roman noch dem Autor. Denn was als Schenkelbrecher-Salve beginnt, wandelt sich zu einem betörend schönen Entwicklungsroman mit einem "Problemstoff", dem sich der Kabarettist Goosen mehr als gewachsen zeigt.

Titelbild

Frank Goosen: Liegen lernen. Roman.
Eichborn Verlag, Frankfurt a. M. 2001.
298 Seiten, 20,30 EUR.
ISBN-10: 3821808543

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