Warum ausgerechnet Buchhändlerin

Penelope Fitzgeralds Roman "Die Buchhandlung"

Von Stefanie HartmannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stefanie Hartmann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Florence Green, Witwe und in ihrer Jugend Verkäuferin in einer Buchhandlung, beschließt, Ende der 50er Jahre in dem englischen Dörfchen Hardborough eine Buchhandlung zu eröffnen. Dabei stellen sich ihr einige Hindernisse in den Weg. Das Domizil der Buchhandlung wird plötzlich von der örtlichen Prominenz in Gestalt der Schirmherrin aller kulturellen Aktivitäten im Ort, Mrs. Gamart, beansprucht. Dabei bringt nicht nur die Feuchtigkeit des Hauses die Bücher zum schimmeln, sondern auch ein Hausgespenst Florence zur Verzweiflung. Erwartet der Leser nun eine spannende Geschichte über eine Frau, die ihr Ziel, eine eigene Buchhandlung zu leiten, leidenschaftlich verfolgt, wird er enttäuscht. Die Buchhändlerin liest nicht einmal selber, sondern lässt brisantes Schriftgut lesen. Ein zurückgezogen lebender Bewohner von Hardborough soll eine Art Expertise erstellen. Dabei handelt es sich um Nabokovs "Lolita", deren Verkauf in Florence' Laden einen - wenn auch bescheidenen - Skandal auslöst.

Beim Leser bleibt das Gefühl zurück, einem Etikettenschwindel erlegen zu sein, denn die Buchhandlung wird mit einer Passion betrieben, mit der auch ein Fischladen geführt werden könnte. Aber Lesebegeisterung als Eigenschaft der Protagonisten ist en vogue, von Huizings "Buchtrinker" bis zu Cohens "Buchhändler". Das wird wohl dazu geführt haben, den bereits 1978 im Englischen publizierten Roman nun ins Deutsche zu übersetzen. Und "Der Fischladen" wäre ja auch wirklich ein blöder Titel.

Titelbild

Penelope Fitzgerald: Die Buchhandlung. Roman.
Übersetzt aus dem Englischen von Christa Krüger.
Insel Verlag, Frankfurt a. M. 2000.
181 Seiten, 15,20 EUR.
ISBN-10: 3458170073

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