Das Glück ist wahrlich mit den Dummen

Jason Starr malt erfrischend schwarz

Von Brigitte RubanRSS-Newsfeed neuer Artikel von Brigitte Ruban

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Joey dePino und sein Schwippschwager David Sussman sind zwei Männer um die vierzig, wie sie unterschiedlicher kaum sein können. Während der unförmige Joey mit seiner zügellosen Sucht nach Sportwetten den Verlust seiner Frau und seines schlecht bezahlten Jobs riskiert, steht der gut aussehende David mitten im Leben: angestellt auf der Führungsebene einer renommierten Firma, hübsche Frau, reizende Tochter. Und eine Affäre. Doch schon bald zeigt sich, dass beider geheime Leidenschaft aus der bisherigen Kontrolle gerät - Erpressung durch Gläubiger auf der einen, durch die Geliebte auf der anderen Seite ist die Folge.

Trotz ihrer sonst so verschiedenen Charaktere fassen beide Herren unabhängig voneinander den gleichen Entschluss, einer größeren Misere zu entgehen. Sie flüchten sich in höchst unprofessionelle Kriminalität, wobei nicht zuletzt ihre sämtlichen Angehörigen Leidtragende sind. Doch zum guten Schluss wird uns wieder einmal klar: das Glück ist wahrlich mit den Dummen.

Diebstahl, Kidnapping, Vergewaltigung, Mord: Jason Starr bemüht sich augenscheinlich, so viele menschliche Sünden als möglich auf den knapp 300 Seiten Lesestoff unterzubringen. Mit solchem Vorgehen könnte man riskieren, den Leser zu erschlagen, aber Starr schafft es, jedes Kapitel spannend zu halten, indem er zwischen den Perspektiven aller handelnden Personen umherspringt. Wie ein Puzzle fügen sich diese Bruchstücke aus Handlungssequenzen und Sichtweisen Stück für Stück zu einem Ganzen. Ein gelungener Kriminalroman also, der sich allerdings besonders durch ein Stilelement von anderen abhebt: seinen bitterbösen Sarkasmus. Hämisch lachen möchte man, zumindest ein schadenfreudiges Grinsen wird sich niemand verkneifen können, wenn da die anständige Hausfrau und Mutter ihrem Peiniger in die überdimensionalen Geschlechtsteile beißt und die niedliche, blond gelockte Tochter nach drei Wochen Kellerhaltung zu einem ungepflegten apathischen Etwas mutiert. Unterhaltungswert: unbedingt.

Titelbild

Jason Starr: Die letzte Wette.
Diogenes Verlag, Zürich 2001.
292 Seiten, 20,40 EUR.
ISBN-10: 3257062745

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