Kennen Sie die Landeskunde?

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Nachricht, dass Paris die größte Stadt Frankreichs ist, wird niemanden verblüffen. Dass Frankreich ein Zentralstaat ist, mit Paris als Zentrum, ist auch nicht neu. Sinn und Zweck der "Einführung in die Landeskunde Frankreichs" des Saarbrücker Romanisten Lüsebrink ist es allerdings, derart Altbekanntes dem Leser neu zu vergegenwärtigen und es aus seinem Binsenweisheitendasein zu erlösen. Denn so recht kann man sich hierzulande doch nicht vorstellen, zwei Drittel des Büroraumes oder 40% der Studenten eines Landes allein in der Hauptstadt konzentriert zu finden.

Die Zusammenschau verschiedener Themengebiete wie Wirtschaft, Staat, Gesellschaft, Politik, Kultur oder Medien soll dem Willen des Autors zufolge auch ein landeskundliches Programm demonstrieren. Der in den letzten Jahrzehnten stark gewachsenen Bedeutung der universitären Landeskunde soll ein breiterer wissenschaftlicher Anspruch folgen, fußend auf dem "totalgeschichtlichen" Ansatz der französischen "Annales"-Schule, größerer Beachtung historischer Dimensionen und der Bereiche "Kultur und Medien", sowie einem komparatistischen Ansatz, der den Vergleich mit anderen westlichen Industriegesellschaften sucht. Den "Analysehorizont" bildeten "kollektive Mentalitäten" - die der rote Faden dieser Einführung sind.

Der Ankündigung, der "Herausarbeitung struktureller Entwicklungen" den "Vorrang vor übermäßig breitem Faktenwissen" zu geben, kommt Lüsebrink dankenswerterweise nach - dennoch wurde auf die Wiederholung von Statistiken nicht verzichtet. Ob dies eine Hilfestellung für das Memorieren von unverzichtbarem Faktenwissen ist, oder ob mit gestiegenem wissenschaftlichen Anspruch ein Text automatisch an Zähigkeit gewinnt, sei dahingestellt.

N. M.

Titelbild

Hans-Jürgen Lüsebrink: Einführung in die Landeskunde Frankreichs.
J. B. Metzler Verlag, Stuttgart 2000.
202 Seiten, 13,70 EUR.
ISBN-10: 3476103153

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch