Der ferne, unbekannte Kontinent

Peter Aughton schildert James Cooks abenteuerliche und gefährliche Entdeckung Australiens

Von Oliver GeorgiRSS-Newsfeed neuer Artikel von Oliver Georgi

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Noch in der Mitte des 18. Jahrhunderts war unser Globus zu weiten Teilen unerforscht. Während der amerikanische Kontinent schon längst entdeckt und von europäischen Kolonien besiedelt worden war, die rasch anwuchsen und kurz vor der Unabhängigkeit standen, galt insbesondere der Südpazifik als noch vollkommen unbekannt.

So glaubten die wichtigsten Astronomen und Denker jener Zeit zwar an eine große Landmasse, die sich im Pazifik befinden müsse, damit das Gleichgewicht der Erde nicht aus den Fugen gerate und sie beim Drehen um die eigene Achse nicht zu schleudern beginne. Genaue Vorstellungen vom Erdteil jenseits der bekannten Welt existierten aber noch nicht. Schon einige Expeditionen hatten das Wagnis der gefährlichen Schiffsreise auf sich genommen, um eine fremde Landmasse zu entdecken, doch die Weite der Strecke und die schwierigen Seepassagen am Kap Hoorn machten solche Vorhaben immer wieder zu einem Abenteuer. Am 25. August des Jahres 1768 stach der Engländer James Cook mit einer 85-köpfigen Besatzung in See, um die Terra Australis Incognita zu erforschen - den fünften Kontinent.

Peter Aughton hat die schwierige und waghalsige Reise Cooks nun in einem Buch nachgezeichnet. Minutiös schildert der Autor die dreijährige Reise des großen Entdeckers, die Cook einmal um die Welt führte, von England nach Südamerika, Tahiti, Neuseeland, Australien, Sumatra, Indien und Südafrika. Am 19. April 1770 erblickte James Cook als erster Europäer den australischen Kontinent - in den darauffolgenden vier Monaten erforschte er das unbekannte Land, begegnete den Aborigines und sammelte wertvolle geographische, kulturelle und botanische Informationen über die Terra Australis. So trug er entscheidend zu einem neuen Bild der Erde bei. Doch nicht nur in Australien machte Cook spannende Begegnungen. Sei es die Bekanntschaft mit den tahitischen Ureinwohnern, den Maoris auf Neuseeland oder den Eingeborenen auf Feuerland: Cooks Reise ist geprägt von Entdeckungslust und einer Offenheit gegenüber anderen Kulturen, wie sie damals nur selten zu finden war.

Spannend, lebendig und mit einer großen Freude am Erzählen beschreibt Peter Aughton Cooks schwierige Expedition. Die stickige, bedrückende Enge an Bord, die oftmals schier aussichtslosen Situationen in Stürmen am Kap Hoorn oder am Great Barrier Reef, die Ungewissheit und die Neugierde der Besatzungsmitglieder: All das erweckt der Autor brillant zum Leben. Bemerkenswert ist auch Aughtons schon hervorragend zu nennende Rechercheleistung: Nur selten zuvor dürften so viele Originaldokumente zu Rate gezogen worden sein wie für dieses Buch. James Cooks Expedition nach Australien - ein immer noch fesselndes Thema.

Aughtons Buch berichtet aus einer Zeit, in der Neugierde, Stolz und Entdeckungsdrang die Forscher und Seeleute zu waghalsigen Abenteuern veranlassten, ohne Gewissheit auf Wiederkehr. In der heutigen durchkartografierten Welt ohne Geheimnisse ein faszinierender Gedanke.

Titelbild

Peter Aughton: Dem Wind ausgeliefert. James Cook und die abenteuerliche Suche nach Australien.
Diana Verlag, München 2001.
290 Seiten, 19,40 EUR.
ISBN-10: 3828450377

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