Diese ewige Qualität

Die einfachen Gedichte von Gerard Kanduth

Von Lutz HagestedtRSS-Newsfeed neuer Artikel von Lutz Hagestedt

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Alle große Dichtung ist einfach. Die Gedichte von Gerard Kanduth sind es auch, doch vielleicht bisweilen zu einfach: "das mosaik // ich füge / steinchen / an steinchen / wohl auch / in erwartung / konturen / meiner selbst / zu erkennen". Abgesehen vom grammatikalisch Zweifelhaften dieser Verse, abgesehen auch von den Zeilenbrüchen, handelt es sich hier um Prosa prosaischer Natur, nicht eigentlich um Lyrik in einem emphatischen Sinne. Das ,Gedicht' bleibt offen, unanschaulich, in Erwartung der "Konturen", die häufig allerdings Versprechung bleiben, nicht zuletzt sprachlich: "im hafen // worte bilden / die kette / meines ankers // ich werfe ihn aus / weil ich / hierbleiben / möchte".

Von der hässlichen Genitivmetapher abgesehen stirbt das Gedicht den Tod trostlos-spannungsloser Syntax. Gelegentlich glaubt man, etwas aus der Lebenswelt des Autors zu spüren, nicht nur mit "Bildern", Chiffren, Rätseln aus der "lyrischen wortsuppe" des Verfassers abgespeist zu werden. Dann fällt auch das formal wenig Ambitionierte nicht so ins Gewicht. Gelegentlich überrascht Kanduth auch durch Lakonie: "schreib // schreib / du rostige alte / schreibmaschine". Und wenn er dann Glück hat, glückt ihm ein Gedicht: "perspektiven // im baum / sitzt die erwartung / und hält ausschau // darunter / tritt ein esel / auf der stelle // unsicher wann / unsicher ob". Dieser Qualität entspricht in diesem schmalen Band, der auch Fotografien enthält, ansonsten wenig.

Kein Bild

Gerard Kanduth: Entsprechungen. Gedichte und Bilder.
Edition Garamond, Wien 1999.
90 Seiten, 12,30 EUR.
ISBN-10: 3853060137

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