Sisyphos als Ermittler

Petros Markaris' Krimiheld hat zwei schwierige Fälle zu lösen

Von Peter MohrRSS-Newsfeed neuer Artikel von Peter Mohr

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Man kann Petros Markaris für einen Nestbeschmutzer halten, denn er zeichnet uns in seinem Roman "Nachtfalter" ein Athen-Bild, wie es schlimmer kaum ausfallen könnte. Demnach ist die Luft stickig, die Hitze unerträglich, die Müllabfuhr streikt, die Straßen sind dauerverstopft, und hinter den Fassaden blühen Korruption und Missmanagement. Alles andere als eine Hommage an die zukünftige Olympiastadt.

Weil Athen so unerträglich ist, schickt Markaris seinen Protagonisten Kostas Charitos zu Beginn der Handlung auch erst einmal in den Urlaub auf eine Insel. Doch der Leiter der Athener Mordkommission wird an seinem Ferienort mit einem mysteriösen Leichenfund konfrontiert. Ein leichtes Erdbeben legt den halb verwesten Leichnam eines jungen Mannes frei. Charitos nimmt die Ermittlungen auf, kann zunächst aber die Identität des Toten nicht klären.

Später wird in Athen der wohlhabende Rotlichtkönig Koustas vor einem seiner Etablissements erschossen. Auch hier tappt der gesundheitlich angeschlagene Charitos lange im Dunkeln und soll endlich sogar - eine Weisung aus höchsten politischen Kreisen - seine Ermittlungen einstellen.

Doch der dickköpfige Ermittler lässt sich nicht einschüchtern und recherchiert auf eigene Faust weiter und Verbindungen zwischen den beiden Fällen werden offenbar.

Petros Markaris, Co-Autor des bekannten Filmregisseurs Theo Angelopoulos und versierter Goethe-Übersetzer, hat seinem Protagonisten einen Fall aufgebürdet, der weit über den Zuständigkeitsbereich der Mordkommission hinausreicht. Wie Sisyphus kämpft Charitos gegen Korruption und Gewalt, aber am Ende - das sei verraten - rollt der Stein den Berg hinauf.

Titelbild

Petros Markaris: Nachtfalter. Roman.
Übersetzt aus dem Griechischen von Michaela Prinzinger.
Diogenes Verlag, Zürich 2001.
560 Seiten, 24,00 EUR.
ISBN-10: 3257062877

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