Kunstvoll nachgeschlagen
Der "Brockhaus in fünfzehn Bänden" in einer Warhol- und einer Rizzi-Künstleredition
Von Frank Müller
Besprochene Bücher / Literaturhinweise"Ich wünschte, ich könnte so etwas wie Bluejeans erfinden. Etwas, damit sich die Leute an einen erinnern. Einen Massenartikel." Dieser Wunsch des Schaufensterdekorateurs und Werbegrafikers Andrew Warhola ist mit der zum Bücherherbst 2001 erschienenen Brockhaus-Künstleredition posthum in Erfüllung gegangen, denn Andy Warhols Werke werden jetzt noch einmal im Lexikonformat zugänglich. Fünfzehn der bekanntesten Motive Warhols finden sich sowohl in miniaturisierter Form auf den Buchrücken als auch formatfüllend auf dem Umschlag aus schwarzem Halbleinen.
Bekanntlich hat Warhol gewöhnliche Konsumgegenstände wie Dollarscheine oder den VW-Käfer, aber auch Personen aus Politik und Unterhaltung wie Elisabeth I. oder Marylin Monroe im Siebdruckverfahren in Serien und Farbvarianten abgebildet und damit nonchalant in den Rang von Kunstwerken erhoben. Vom provokativen Genie seiner Kunst ist jedoch nur noch wenig geblieben, Warhols Bilder schmücken inwischen weltweit T-Shirts, Geschenkpapier und Postkarten. Dagegen sind der Umsetzung der seriellen Verfahren in Form von Buchillustrationen enge Grenzen gesteckt, da erstens immer nur zwei Coverseiten zur Verfügung stehen und zweites oft nur Einzelbilder und nur selten ganze Serien abgebildet werden. So blickt dem Wissensdurstigen der warholisierte Mao Tse-Tung nur in zwei statt in vier Varianten entgegen. Ebenso steht es um die "Campbell's"-Suppendosen, die Band 15 auf zwei Exemplare limitiert. Anders dagegen wurde in Band 11 verfahren, wo Warhols "Last Supper" in allen vier Bildern der Serie abgedruckt ist.
Wichtig scheint mir angesichts des Warhol-Brockhaus, dass das Buch heute offenbar weitaus mehr können muss als in früheren Zeiten. Es muss nicht nur gut recherchierte und verlässliche Informationen liefern, es muss auch durch ein gefälliges Äußeres und bibliophile Qualitäten hervorstechen. Der Warhol-Brockhaus ist optisches Ereignis und haptisches Erlebnis zugleich. Er tut kund, dass sein Eigentümer nicht nur Wissen, sondern auch Lebensart besitzt. Die moderne Inszenierung von Persönlichkeit macht bei der mit Bedacht ausgewählten Automarke, der gediegenen Wohnungseinrichtung, dem exotischen Urlaubsziel oder dem Besuch des 'angesagten' Musicals lange nicht mehr Halt, sondern hat auch auf den Buchmarkt übergegriffen.
"Kunstvoll nachgeschlagen!" - Mit diesem Slogan hätte der Brockhaus-Verlag den neuen Fünfzehnbänder bewerben können, wäre er ihm eingefallen. Das lenkt das Augenmerk auf die inneren Werte des mit der im Frühjahr 1999 veröffentlichten 2. Auflage der Standardausgabe inhaltsidentischen Lexikons. Die rund 140.000 Stichwörter der ersten, schon 1997 erschienenen Ausgabe wurden durchgesehen und aktualisiert. Die 15 Bände vereinigen aktuelles und traditionelles Wissensgut aus Naturwissenschaft und Technik, aus Geschichte, Politik, Medien, Kunst und Kultur, Recht, Wirtschaft, Sport und Alltag. Über 400 Tabellen und mehr als 15.000 Abbildungen und Karten erläutern und illustrieren die sachliche Information. Einen besonderen Stellenwert nehmen die Länderartikel ein, die andere Kulturen nicht nur hinsichtlich geografischer und politischer Eigenheiten beschreiben, sondern auch ihre Historie, Wirtschaft, Verwaltung, Religion und Kultur ausführlich würdigen. Das kann sich, wie im Falle von Frankreich, leicht über 15 Seiten hinziehen, wobei der französischen Kunst und Literatur gleich noch einmal so viel Raum gewidmet wird. Dem entlegeneren Japan stehen immerhin noch 14 Seiten zur Verfügung, allerdings inklusive seiner kulturellen Errungenschaften.
Lexika sollen die Bandbreite unseres Wissens ausgewogen darstellen; sie sollen dabei Relevantes auswählen und von 'Unwichtigem' sondern. Das bedeutet, sie verfügen idealerweise über ein ausgefeiltes Wissenskonzept samt Ordnungskriterien, über statistische Entscheidungshilfen, über ein einheitliches Textkonzept und so fort. Besonders hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang platzökonomische Erwägungen, denn das Lexikon darf, zumindest im vorliegenden Fall, nie mehr, aber auch nicht weniger als 15 Bände umfassen. In Anbetracht dessen mag sich der Nutzer des neuen Künstler-Brockhaus vielleicht etwas wundern; nicht nur über die oft mehrseitigen Karolinger-, Welfen-, Wittelsbacher- und Staufer-Stammtafeln, sondern über die mehr als 1.000 Infokästen, in denen man interessante, kuriose, mitunter leider aber auch überflüssige Einzelheiten erfährt. Der Schwerpunkt scheint nicht unbedingt auf dem alltagspraktisch verwertbaren Wissen zu liegen, sondern eher auf den kulturellen Hervorbringungen (bildende Kunst, Literatur, Kulturgeschichte, Architektur), auf Personen bzw. Biografien, auf der Geschichte der Technik und (politischer) Geografie.
Es fällt bei einer so großen Text-und Bildmasse zugegebenermaßen schwer, ohne qualifizierende Methoden eine Einschätzung zur inhaltlichen Rangfolge abzugeben. Immer dann, wenn man in einem Band ein Über- oder Unterrepräsentiertsein einzelner Wissensbezirke vermutet, wird man vom folgenden Band eines Besseren belehrt. Sicher erschweren auch benutzeroptische Täuschungen die Einschätzung, etwa aufgrund der höheren Präsenz der Abbildungen vor dem gedruckten Text.
Trotzdem: Sehr gut repräsentiert scheinen mir im Warhol-Brockhaus die Geisteswissenschaften und die schönen Künste. Ein Vergleich mit der großen Enzyklopädie, etwa unter dem Stichwort Surrealismus, zeigt, dass von den ohnehin vorhandenen Bildern für die Künstler-Ausgabe nicht einfach einige gestrichen wurden, sondern mit Max Ernsts "Die Horde" sogar ein neues Bild hinzukam. Auch in Artikeln, die nicht zwingend mit bildender Kunst oder Malerei assoziiert sind, wird gerne auf kunstgeschichtliche Exponate ausgewichen; so ist etwa dem Stichwort Spanischer Bürgerkrieg Pablo Picassos "Guernica" beigegeben. Überdies werden Personen der Zeitgeschichte häufig nicht durch Fotos, sondern in Zeichnungen und Bildern vorgestellt. In der Auswahl der Werke der Malerei verfährt der Brockhaus bewusst zweigleisig: Mal bildet er kanonische Bilder ab wie Paul Klees "Goldenen Fisch" oder Edvard Munchs "Pubertät", mal nicht-kanonische wie René Margrittes "Der Untergang des Hauses Usher" oder Marc Rothkos "Goldene Komposition". Und auf der Tafel mit den Selbstbildnissen ist zwar die bekannte Selbstdarstellung Max Beckmanns vertreten, an die Stelle von Vincent van Gogh oder Horst Jansen treten aber andere, weniger bekannte Künstler. Eine solche Sehschule kann für den Betrachter nur von Nutzen sein.
Verweilen wir noch etwas bei den Abbildungen. Da die Fotos bekannter Persönlichkeiten so gut wie keinen Platz beanspruchen - sie finden sich überwiegend in den Randspalten - wurde hier sehr großzügig verfahren. Familienalbumcharakter besitzt das fotografische Triptychon von Henry, Jane und Peter Fonda. Überhaupt ist man angesichts der zahlreichen noch lebenden Filmschauspieler etwas verdutzt, stößt man doch vorwiegend auf US-amerikanische (z. B. Jodie Foster, Peter Falk, Richard Gere, Jessica Lange, Denzel Washington, Sigourney Weaver) oder deutsche (Armin Mueller-Stahl, Manfred Krug, Hardy Krüger, Gudrun Landgrebe, Marianne Sägebrecht, Til Schweiger) Zunftvertreter. Haben es Schauspieler anderer Länder nicht bis auf die Leinwand, oder falls doch, zumindest nicht bis in unser Bewusstsein geschafft? Zwar kein Schauspielkünstler, dafür aber ein Führer der Roten Khmer und enger Vertrauter Pol Pots ist der Kambodschaner Khieu Samphan. Es dürfte sich um ein Versehen handeln, dass Samphan mit demselben Foto gleich doppelt im Lexikon auftaucht. Gut und gerne zwanzig Jahre alt und deshalb auszutauschen ist das Foto von Otto Schily, wohingegen der ebenfalls abgelichtete Rudolf Scharping schon in seiner bartlosen Lebensphase angekommen ist. Eines der ganz wenigen Farbfotos einer Person findet sich übrigens im Russland-Artikel und zeigt nicht etwa den rotgesichtigen Boris Jelzin, sondern seinen Nachfolger Vladimir Putin.
Von der Leistungsfähigkeit eines Lexikons überzeugt man sich am besten, indem man unter Begriffen nachschlägt, bei denen man sich gut auszukennen glaubt. Der Eintrag "Materialismus" trifft die wichtige Unterscheidung zwischen mechanischem, "naturwissenschaftlichem" (eigentlich vormärzlichem) und historischem Materialismus. Dabei wird für den Leser nicht ganz deutlich, was den mechanischen Materialismus eines Holbach oder LaMettrie vom vormärzlichen Materialismus eines Moleschott, Büchner oder Haeckel trennt, denn naturwissenschaftlich verfahren doch beide Richtungen: die erste durch die Anwendung der von Newton exponierten physikalischen Gesetzmäßigkeiten auf gesellschaftliche Zusammenhänge, die andere durch Exponierung physiologischer und vor allem evolutionstheoretischer Begriffe ("struggle for life", "survival of the fittest"). Trotzdem ist der philosophische Stellenwert beider Positionen grundverschieden. Wichtig wäre hier zu erfahren, dass materialistische Lehren im 18. Jahrhundert entschieden kämpferische und klassenpolitische Aufgaben wahrnehmen, da sie sich im mit dem Bild einer selbständig bewegten, also von göttlichen Eingriffen befreiten Natur gegen überkommene Autoritäten richten, wohingegen der Materialismus im vormärzlichen 19. Jahrhundert mitunter selbst zum Instrument von Herrschaft und Unterdrückung wird und sich mit dem Sozialdarwinismus verschwistert.
Manche Informationen, so scheint es, können einer differenzierten Darstellung nicht entraten; sie beginnen unscharf zu werden, sobald sie zu knapp dargestellt werden. Andererseits müssen in Lexika immer auch pragmatische Entscheidungen getroffen werden, um die Gefahr eines möglichen Missverständnisses gegen das Gebot der konzisen Erstinformation auszupendeln. Aus diesem Blickwinkel ist es sehr wohl hinreichend, wenn zu "Materialismus" drei seiner historischen Spielarten und ihre wichtigsten Protagonisten benannt werden.
Widmen wir uns jetzt der Aktualität des neuen fünfzehnbändigen Lexikons. Auch dieser Aspekt hat seine zwei Seiten. Richtig ist natürlich, dass für den Leser nur die Information von Wert ist, die sich noch nicht überholt hat. Die also nicht, wie etwa die Grafik zur D-Mark-Banknote in Band 1, nach dem kommenden Jahreswechsel nur noch unter historischen Gesichtspunkten interessant sein wird, da man inzwischen in "Euro" (vertreten mit einer Farbtafel der Gestaltungsentwürfe) zahlt. Andererseits dürfte jedem hochaktuellen Lexikon eben gerade diese Aktualität zum Nachteil gereichen. Dann nämlich, wenn sich vermeintlich bemerkenswerte Ereignisse oder Fakten nach einigen Jahren als lexikografisch vernachlässigbar herausstellen, da sie ohne Langzeitwirkung auf das kollektive Bewusstsein geblieben sind. In den meisten Fällen sind die Einlasspforten, durch die das Wissen hindurch muss, gut bewacht.
Auf jeden Fall wünschenswert wären aktuellere Quellen gewesen. Die letzte Literaturangabe zum Bauhaus beispielsweise datiert der Warhol-Brockhaus auf das Jahr 1994, dabei darf diese getrost schon für die Erstauflage des Lexikons, aber natürlich erst recht für die Auflage von 1999 als veraltet gelten. Einer der Höhepunkte der bibliografischen Alterskurve ist der Eintrag zur Sonderpädagogik, der mit dem Titel "Lernbehinderung heute" (1988) eine Veröffentlichung nennt, die in der erziehungswissenschaftlichen Forschung kaum mehr in einer Fußnote genannt wird. Ein vermeintlicher Höhepunkt, denn zu Jean-Jacques Rousseau wird als letzter Titel im Literaturverzeichnis Iring Fetschers Klassiker "Rousseaus politische Philosophie" in der 7. Auflage von 1993 genannt. Diese Position könnte falsche Erwartungen wecken, denn in Wirklichkeit ist Fetschers Buch bereits 1960 erschienen. Fazit: Auch wenn hier und da neuere Titel berücksichtigt sind, müsste die Brockhaus-Redaktion bei künftigen Aktualisierungen eine größere Sorgfalt walten lassen und Neuerscheinungen der letzten Jahre stärker als bisher miteinbeziehen.
Um sich ein noch genaueres Bild zu Ausmaß und Umfang der für die 2. Auflage vorgenommenen Aktualisierung machen zu können, zu jenen Überarbeitungsschritten also, derer es bedarf, um mit gutem Gewissen eine neue Auflage ankündigen zu können, muss man den Warhol-Brockhaus mit seinem direkten Vorgänger vergleichen. Dazu eignet sich am besten die 1999 erschienene und von dem New Yorker Künstler James Rizzi gestaltete, inhaltlich aber mit der 1. Auflage des Lexikons identische Ausgabe. Auf diese Weise müssen wir auch die gewählte Perspektive nicht verlassen, sondern können weiterhin kunstvoll nachschlagen.
Wie sein Künstlerkollege Warhol, so verfolgt auch Rizzi einen Universalitätsanspruch: "Ich will alle Menschen erreichen, ganz gleich, welcher Abstammung und welcher Religion sie sind oder welchen Beruf sie ausüben. Ich möchte, dass meine Arbeit in allen Kulturen verstanden wird." Rizzi liebt es, mit Formen und Materialien zu spielen. Er war der 'offizielle' Künstler der Olympischen Spiele in Atlanta und der Fußballweltmeisterschaft in Frankreich, er bemalte Henry Maskes Mantel und gestaltete die Einladungskarten zum 40. Geburtstag von Michael Jackson. Für die Fluglinie Condor bemalte er eine Boing 747 und für Volkswagen drei Modelle des New Beetle, nicht zu vergessen das Rizzi-Haus auf der Expo 2000. Im Unterschied zu den Covern des notgedrungen auf Ausschnitte beschränkten Warhol-Lexikons ist der Rizzi-Brockhaus in ein kunterbuntes, eigens für diese Ausgabe geschaffenes Städtepanorama eingetaucht: hüftschwingende und lachende Wolkenkratzer, ausgelassene Menschen unterschiedlicher Hautfarbe unter einem tiefblauen Himmel, an dem es von Sternen und Vögeln, Sonnen und Monden, Wolken, UFOs und Flugzeugen nur so wimmelt. Nichts, so scheint es, kann die Lebensfreude der Weltstadt New York zügeln.
Obgleich der Rizzi-Brockhaus etwas günstiger ist als die von seinem Künstlerkollegen Warhol inspirierte, scheint der Preisunterschied das Gefälle zwischen den äußeren Qualitäten der beiden Ausgaben nicht unbedingt zu rechtfertigen: Während sich der Warhol-Brockhaus durch eine matte Leinentextur und durch eine auf dem Buchkopf aufgebrachte Schutzschicht auszeichnet, wirkt der durchgehend glänzende Einband des von Rizzi farbenfroh gestalteten Lexikons ein gutes Stück unaufwendiger. Vielleicht aber decken erst die unterschiedlichen Erscheinungsformen dieses Lexikons (neben der Rizzi- und Warhol-Ausgabe existiert wohlgemerkt noch eine gänzlich unscheinbare, in weiße Schutzumschläge gewandete Auflage) die verschiedenartigen Bedürfnisse der Brockhaus-Nutzer ab: Schlichtes Weiß für den Informations-Puristen, farbenfrohes Durcheinander für den verspielten Single, vornehmes Schwarz für distinguierte Angehörige höherer Bildungs- und Gesellschaftsschichten.
Ganz unabhängig davon, welche Ausgabe man wem auf den Leserleib schneidern möchte, zeigen die unterschiedlichen Aufmachungen, dass Buch hier nicht mehr gleich Buch ist. Möglicherweise verbirgt sich hinter den Wahlmöglichkeiten zugleich eine verlegerische List: Der Wissenshungrige, der zwischen Standard-, Rizzi- und Warholausgabe entscheiden zu können glaubt, hat in Wirklichkeit gar keine Wahl mehr, denn er hat sich so oder so schon für ein Lexikon des Brockhaus Verlages entschieden.
Zu den Überarbeitungen. Zunächst fällt auf, dass sich die Artikel zu Warhol und Rizzi gleichen, dabei hätte sich doch gerade bei den Künstlerausgaben der Käufer der Warhol-Ausgabe umfassendere Informationen zu Warhol und der Käufer des Rizzi-Lexikons umfassendere Angaben zu Rizzi (vertreten mit mageren fünf Zeilen) gewünscht. Schlägt man zurück zu Marcel Reich-Ranicki, so wird man finden, dass die Liste seiner Schriften jeweils mit einem Titel von 1991 endet, obgleich der deutsche Literaturpabst in der Zwischenzeit beileibe nicht unproduktiv gewesen ist. Eine glücklichere Hand beweisen die Brockhaus-Redakteure hinsichtlich gesellschaftlicher und politischer Gegebenheiten, denen in der 2. Auflage in ausreichendem Maße Rechnung getragen wird. In Band 13 etwa wurde die SFOR (Stabilisation Force), die seit 1996 in Bosnien und Herzegowina stationierte Friedenstruppe, eingeführt. Ebenfalls ergänzt wurden die Einträge zum Altbundeskanzler Helmut Kohl und zu seinem Parteigenossen Wolfgang Schäuble, und zwar um Hinweise zur CDU-Finanz- und Parteispendenaffäre.
Auch die Stichprobe zur Rentenversicherung zeigt, dass für die Neuauflage selbst noch zu erwartende und bei Redaktionsschluss noch nicht feststehende Entwicklungen berücksichtigt wurden: "Die Rentenreform der Bundsregierung (Ende 2000 noch nicht in Kraft) soll die Alterssicherung zukunftsfähig machen und auf die demograph. Entwicklung vorbereiten. Vorgesehen ist dazu u. a. die Förderung einer zusätzl. kapitalgedeckten Altersvorsorge." Solche Auskünfte tragen dem Aktualitätsbedürfnis des Lesers Rechnung; sie dokumentieren, dass die großen gesellschaftlichen und politischen Themen dieser Zeit auch weiterhin genau beobachtet und erfasst werden. Als Käufer des Rizzi-Brockhaus werden heute wohl nur noch eingefleischte Fans dieses Künstlers oder Anhänger eines jugendlichen Wohnstils infrage kommen, die erstens die Einschränkungen der ersten Auflage akzeptieren und denen zweitens der Anblick einer farbig durchheiterten Großstadt-Skyline nicht zu denken gibt. Für den aktuelleren Warhol-Brockhaus gilt diese Zurückhaltung nicht; man kann ihn guten Gewissens und ohne größere Einschränkungen zum Kauf empfehlen.