Interpretationen literarischer Meisterwerke

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Im Rahmen des "Studium Generale" finden an der Philipps-Universität Marburg seit einigen Semestern Vortragsreihen zu Meisterwerken - unter anderem - der Philosophie, der Malerei und der Literatur statt. Es ist beabsichtigt, sämtliche Vorträge in Sammelbänden zu den jeweiligen Disziplinen beziehungsweise Kunstgattungen zu veröffentlichen. Reinhard Brandt, Philosophieprofessor in Marburg und Organisator der Vortragsreihen, fungiert als deren Herausgeber.

Als erster Band der Reihe liegen nun die Vorträge zu "Meisterwerke[n] der Literatur" vor. Zwölf, verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen angehörende, Autoren interpretieren zwölf literarische Meisterwerke. So fragt etwa Arbogast Schmidt, ob es sich bei Homers "Illias" um ein Meisterwerk der Literatur handelt, Helmut Koopmann referiert über Thomas Manns "Felix Krull", den "Narziss im Exil", Dieter Borchmeyer liest den "Faust" als "Goethes Göttliche Komödie" und Wilfried Menninghaus widmet sich Paul Celans Gedicht "Mit Brief und Uhr". Als jeweils Dreizehnte treten eine Interpretin und eine Autorin hinzu: Maria Diedrich beleuchtet Toni Morrisons Meisterinnenwerk "Beloved".

Die "Fülle im Meisterwerk", so Brandt in der Einführung, liege nicht etwa dem "zeitgenössischen oder einfühlenden Bewusstsein" offen. Gerade ihnen entziehe sie sich im Allgemeinen. Tatsächlich könne der "Beziehungsreichtum" eines gelungenen literarischen Werkes hingegen erst in "sorgfältige[n] Interpretationen" zutage treten, die meist Nachgeborenen vorbehalten blieben. Den vorliegenden Interpretationen, erläutert Brandt die Absicht des Bandes, geht es nicht darum, "das ganze Werk" zu erfassen ("wie sollte das sein? Das Werk ist ja schon da"), sondern darum, einen innovativen Zugang zu "bestimmten Elementen" der komplexen Dichtungen zu finden.

R. L.

Titelbild

Reinhard Brandt (Hg.): Meisterwerke der Literatur. Von Homer bis Musil.
Reclam Verlag, Leipzig 2001.
399 Seiten, 12,70 EUR.
ISBN-10: 337920014X

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