Zu dieser Ausgabe

Kaum hat der Sommer begonnen, neigt er sich auch schon seinem Ende zu. Seit Juli liefern die Verlage ihre Herbstproduktion aus, der goldene Oktober mit Buchmesse und Ungarn-Schwerpunkt wirft seine Schatten voraus, die ersten Titel sind schon in allen Medien "durch" und besprochen, sind gefeiert bzw. verrissen und vergessen worden, so daß man sich anderen zuwenden kann. Die Kurzlebigkeit mancher Bücher ist abzusehen, kaum daß sie erschienen sind. Das Buch von Günter Grass, "Mein Jahrhundert", ein offenbar altersmüdes Werk mit "sandigen Stellen", wie Stefan Zweig gesagt hätte, kann aus eigener Kraft kaum noch ein Long- und Dauerseller werden. Es war ein Buch, das die Kritik seltsam kalt gelassen hat, als sei es nur ihr erschienen, ohne Relevanz für ein Resümee unseres Jahrhunderts. Doch man soll nicht voreilig Schlüsse ziehen, weder über sein noch über unser Jahrhundert.

Stärker als Grass haben uns in den letzten Wochen und Monaten Texte beschäftigt, die sich (auch) unter "erotische Literatur" subsumieren lassen. Ein Schwerpunkt dieser Ausgabe ist daher diesen Texten und ihrer Rezeption gewidmet.

Daß es eine generelle Affinität von Erotik und Literatur gibt, davon zeugt nicht zuletzt das Phänomen Goethe. Es ist ein Phänomen von Dauer. Deshalb nehmen wir uns ein ganzes Jahr Zeit, uns mit der Flut der Goethe-Titel in einer eigenen Rubrik auseinanderzusetzen. Im Monat seines Geburtstages haben wir sie jedoch zu einem eigenen Schwerpunkt ausgeweitet.

In den letzten Monaten haben sich die meisten Zeitungen auf die neuen Rechtschreiberegeln eingestellt. Wir folgen dem erst mit Beginn des neuen Jahrhunderts, gleichen jedoch Artikel, die bereits nach den neuen Regeln geschrieben wurden, nicht mehr den alten an. Für unsere Artikel gelten also bis zum Dezember die alten oder die neuen Regeln. Es zeigt sich zwar inzwischen, daß sich im Internet eigene orthographische Standards ausgebildet haben, wir werden uns jedoch vorerst weiter an den offiziell geltenden orientieren.

Lutz Hagestedt