Konsequente Weiberköpfe
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseGisela Henckmann hat vor einigen Jahren eine Reihe "Texte deutschsprachiger Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts" zusammengetragen, die nunmehr im Goldmann Verlag neu aufgelegt wurden. Unter den Autorinnen finden sich bekanntere Namen, wie diejenigen von Rahel Levin, verheiratete Varnhagen von Ense, in deren Briefen man unerwartet emanzipatorische Passagen finden kann, Bettine von Arnim und "Die Günderrode" oder die spätere Psychoanalytikerin Lou Andreas-Salomé. Ebenso sind die prominenten Protagonistinnen der "ersten Frauenbewegungen" Louise Peters und Hedwig Dohm vertreten. Eine Erzählung Letzterer stiftete den Titel der Sammlung. Von den - zu Unrecht - unbekannteren Autorinnen sei hier nur Louise Aston genannt, die ihrerzeit allerdings als femme scandaleuse eine gewisse Berühmtheit erlangte und wegen ihres emanzipierten Lebenswandels aus Berlin ausgewiesen wurde.
"Ein konsequenter Weiberkopf ist denn doch das entsetzlichste Ding auf der Welt!" schimpft der Vater der Protagonistin aus Karoline Auguste Fischers Erzählung "Justine". Mögen auch einige der Autorinnen in den Geschlechter- und Weiblichkeitsvorstellungen ihrer Zeit befangen bleiben; auf je ihre Art trugen dennoch alle der hier versammelten Autorinnen eine solche "Missbildung" mit sich herum.
In einem ausführlichen Nachwort stellt die Herausgeberin nicht nur die Autorinnen und ihre Texte vor, sondern unterrichtet zudem in allgemeinen Zügen über einige "Aspekte der Überlieferung", "sozialgeschichtliche Aspekte" oder die damalige "Ideologie der Geschlechtscharaktere".
R. L.
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