Alexis Eideneier zeigt Arno Schmidt als Wahlverwandten Marcel Prousts

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Schmidt und Joyce, Schmidt und Poe, Schmidt und Fouqué - das sind in der Forschung seit Jahrzehnten bekannte und viel kommentierte Themen. Aber Schmidt und Proust? Obwohl die Verbindung dieser beiden recht unterschiedlichen Autoren schon mehrfach an Einzelstellen behandelt wurde, lag bisher kein kritischer Überblick vor.

Der Literaturwissenschaftler Alexis Eideneier ist mit beiden Riesen-Œuvres vertraut und bietet die einschlägigen Stellen im jeweiligen Kontext dar. Durch die Deutung zentraler Passagen gelingt der Nachweis, dass Schmidts Proust-Rezeption während der Bargfelder Zeit insgesamt verändernd auf das Spätwerk des Dichters eingewirkt hat.

Neben der Aufarbeitung bisheriger Dechiffrier-Ergebnisse erweitert Eideneier den Beziehungskomplex Schmidt - Proust um einige neue Aspekte. So führt diese Studie vor allem vor, dass sich aus der Gesamtschau von Einzelreferenzen Strukturbeziehungen ergeben, welche die beiden Autoren im Lichte größerer Übereinstimmung zeigen. Spuren von Kunstmetaphysik, die veränderte Raum- und Erinnerungsfunktion sowie die Wandlungen des Traums bei Arno Schmidt machen eine Art künstlerischer Wahlverwandtschaft zum großen französischen Romancier deutlich.

A. E.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeiter/innen der Zeitschrift sowie Angehörigen der Universität Marburg. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Titelbild

Alexis Eideneier: "...das endlos=gezierte Zeug". Die Proust-Rezeption bei Arno Schmidt.
Igel Verlag, Paderborn 1996.
115 Seiten, 21,00 EUR.
ISBN-10: 3896210335

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