Schwülstiges Afrika

"Die rote Antilope" als Hörbuch

Von Robert HabeckRSS-Newsfeed neuer Artikel von Robert Habeck

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Neben seinen Wallander-Romanen haben in den letzten Jahren auch eine Reihe von Büchern, die in Afrika spielen, wo Mankell halbjährlich lebt und sich also genau so gut auskennt wie in Schonen, einen prominenten Platz auf den Bestsellerlisten gefunden. Während die Wallander-Krimis über ihre literarischen Schwächen durch eine gehörige Portion blutige Spannung hinwegtäuschen, ist der Erfolg der Afrika-Romane nicht so leicht zu erklären. Denn wenn Mankell in seinen Thrillern dramatisch wird, wird er in seinen Afrikatexten episch. Und wann immer er in seinen Wallander-Krimis in die melancholischen Grübeleien seiner Hauptperson eintaucht, wird es in seinen Afrika-Romanen pathetisch. Leider ist Mankell nicht der beste Beschreiber menschlicher Gefühle und nicht der feinste Sprachanalyst.

Hört man "Die rote Antilope", die Geschichte eines Schweden, der Ende des 19. Jahrhunderts einen kleinen schwarzen Jungen aus der Kalahari in sein Geburtsland bringt, muss man erstaunt zugeben, dass die geschwollenen Wendungen über die Befindlichkeiten der Menschen laut gesprochen gar nicht so klischeehaft wirken, wie leise gelesen. Im Gegenteil ist man - was an der mangelnden Hörpraxis des Rezensenten liegen mag - zunächst dankbar für orientierende Sätze.

Die langen und langweiligen Beschreibungen behalten allerdings ihren faden Beigeschmack, der bitterer wird, je ungewöhnlicher das geschilderte Ereignis sein soll. Peinlicher Höhepunkt: Das Belauschen zweier kopulierender Zimmernachbarn mit gleichzeitiger Onanie der Hauptperson. Dessen penetrantes Hand-an-sich-legen ist, laut erzählt, richtig peinlich mit anzuhören.

Der Erzähler, Edgar M. Böhlke, versucht nicht, den mittelmäßigen Text in gesprochener Sprache vorzutragen. Stattdessen gibt er ihm eine literarische Getragenheit, die die Sätze nicht schlüssig bindet und so immer wieder zu falschen Betonungsergebnissen führt. Statt lakonisch wird der Text schwülstig. Trotzdem tut es dem Buch gut, gesprochen zu werden, weil so seine stilistischen Mängel halbwegs kaschiert werden.

Titelbild

Henning Mankell: Die rote Antilope. 4 MCs. Gelesen von Edgar M. Böhlke.
Der Hörverlag, München 2002.
ca. 353 Minuten, 25,90 EUR.
ISBN-10: 3895845922

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