Arnd Beises Monographie über Peter Weiss

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Sein experimenteller Mikro-Roman "Der Schatten des Körpers des Kutschers" erregte 1960 unter Kennern bereits ein enormes Aufsehen, doch seit seinem "Marat/Sade" (1964) war Peter Weiss auch allgemein als einer der bedeutendsten Theaterautoren der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur anerkannt. Mit seinen "10 Arbeitspunkten eines Autors in der geteilten Welt" und der 1965 uraufgeführten "Ermittlung" wurde er außerdem zum umstrittensten Vertreter einer politisch engagierten Literatur. Sein dreibändiger Erinnerungsroman über die Vernichtung des antifaschistischen Widerstands in Deutschland, die "Ästhetik des Widerstands" (1975- 1981), wurde als "eines der erregendsten, mutigsten und traurigsten Bücher" unserer Zeit (Wolfgang Koeppen), als singuläres Ereignis und "Jahrhundertroman" (Hans Mayer) gefeiert und avancierte binnen Kurzem zu einem Kultbuch nicht nur der Linken. In den letzten zehn Jahren wurde es stiller um Peter Weiss, auch wenn noch immer Auszüge aus "Abschied von den Eltern" (1961) oder der Auschwitz-Text "Meine Ortschaft" (1963) in fast jedem Lesebuch zu finden sind. Beinahe vergessen wurde, dass Weiss nicht nur ein bedeutender Schriftsteller, sondern auch ein interessanter Maler und Illustrator sowie in den 1950er Jahren einer der angesehensten Filmemacher Schwedens war. Gelegentlich verdrängte die Erinnerung an den politisch engagierten Weltbürger auch das Wissen um den künstlerisch ebenso sensiblen wie avancierten Formkünstler. Arnd Beise untersucht in seiner Monografie das künstlerische Werk von Weiss in seiner gesamten Breite. Darunter befinden sich auch erstmals vorgestellte, bisher nur randständig bzw. aus dem Nachlass oder noch gar nicht publizierte Texte. Hier kann man ein Oeuvre neu entdecken, wo psychologische Feinfühligkeit und intellektuelle Brillanz zu einer häufig mitreißenden Einheit fanden.

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Arnd Beise: Peter Weiss.
Reclam Verlag, Leipzig 2002.
296 Seiten, 8,10 EUR.

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