Wechsel des Forschungsparadigmas
Die Bibliographie der feministischen Philosophie für die Jahre 1998-1999
Von Rolf Löchel
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseMit der Ausgabe für die Jahre 1998 bis 1999 liegt nunmehr die dritte Folge der von Marion Heinz und Meike Nordmeyer herausgegebenen Bibliographie zur feministischen Philosophie vor. Im Unterschied zu dem von Heinz noch mit Sabine Doyé publizierten ersten Band für die Jahre 1970 bis 1995 enthält er ebenso wie der zweite aus Platzgründen nur noch deutsch- und englischsprachige Titel. Der Grund hierfür liegt in der wachsenden Anzahl jährlich produzierter Publikationen aus dem Bereich feministischer Philosophie, die auch dafür verantwortlich ist, dass mit der 1.306 Titel aufführenden Bibliographie kein Anspruch auf Vollständigkeit erhoben werden soll.
Im Laufe der letzten Jahre, so konstatieren die Herausgeberinnen, habe zudem ein "Wechsel des Forschungsparadigmas" stattgefunden: neben dem Ansatz feministischer Forschung und Frauenforschung habe sich die Geschlechter- oder Gender-Forschung etabliert, die inzwischen "vorherrschend" geworden sei. Eine Entwicklung, die von den Herausgeberinnen nicht gerne gesehen wird, denn nur ein Teil der Geschlechter- und Genderforschung bleibe dem "politisch definierten feministischen Ansatz" verpflichtet, ein anderer tendiere hingegen zur "Loslösung" von der "emanzipatorische[n] Zielsetzung" feministischer Forschung. Zwar halten die Herausgeberinnen eine "Grenzziehung" für wünschenswert, doch wie sie mit Bedauern feststellen, prima vista nicht für durchführbar. Wo sie die Grenze gerne ziehen möchten - zwischen Frauenforschung und den Gender Studies oder zwischen feministischen und nicht feministischen Arbeiten - wird allerdings nicht recht deutlich. Im Rahmen einer Bibliographie wie der vorliegenden wäre allerdings nur letzteres sinnvoll.
Die Bibliographie enthält neben philosophischen Publikationen aus den Bereichen Erkenntnistheorie, Wissenschafts- und Technikkritik, Moraltheorie und Ethik, Politischer Philosophie, die zusammen mit der Rechtsphilosophie und der Politischen Ökonomie die umfangreichste Rubrik bildet, sowie der Rezeption und Kritik philosophischer Klassiker und zeitgenössischer philosophischer Theorien auch Publikationen der angrenzenden Gebiete Psychologie, Soziologie und, unter einer Rubrik zusammengefasst, Kunst-, Literatur- und Sprachtheorie. Ebenfalls aufgenommen wurden Bibliographien, Lexika und Zeitschriften.
AutorInnen-, Personen- und Stichwortregister erleichtern die Konsultation, machen aber ebenso wie die Gewichtung, Auswahl und Rubrizierung der aufgenommenen Titel auch die Interessenschwerpunkte der Herausgeberinnen deutlich. So werden die Politologie und die Politische Ökonomie mit Titeln wie "Globalitäre Regime, Neoliberalismus und Europäische Union", "Vom Haushalt zum Bruttosozialprodukt und zurück: Internationale feministische Diskurse zur Wirtschaftspolitik" oder "Politik und Ökonomie im Kontext von Globalisierung. Eine Geschlechterkritik" ins Zentrum feministischer Philosophie gerückt.