"Literatur und nationale Einheit in Deutschland" von Stefan Neuhaus

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Frage der Nationbildung der Deutschen ist im 19. und 20. Jahrhundert eines der wichtigsten gesellschaftspolitischen Themen gewesen, entsprechend haben sich Generationen von Historikern und Politikwissenschaftlern damit beschäftigt. In einer unüberschaubaren Zahl literarischer Texte ist die nationale Einheit Deutschlands Gegenstand der Darstellung gewesen. Die hier vorliegende erste systematische Darstellung zum Thema behandelt eine Vielzahl von Texten von der Entstehung des modernen Nationen-Konzepts Ende des 18. Jahrhunderts bis zur unmittelbaren Gegenwart. Nation wird, wie in der neueren historischen Forschung, als Konstrukt begriffen und es wird gefragt, welchen Anteil an der Konstruktion ihrer Nation die Dichter hatten und welche literarische Konstruktion als Nationenmodell von den Texten entworfen wird. Nach der Bedeutung für den Einheitsdiskurs werden, in vier Zeitstufen gegliedert, sechzehn Texte genauer unter die Lupe genommen (von Friedrich Schillers "Wilhelm Tell" bis Günter Grass' "Ein weites Feld"). Es stellt sich heraus, dass die Literatur an der Genese von Deutschlands Einheit als Akteur, Reaktant oder instrumentalisierter Beleglieferant einen nicht zu unterschätzenden Anteil hat.

S. N.

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Titelbild

Stefan Neuhaus: Literatur und nationale Einheit in Deutschland.
Francke Verlag, Tübingen 2002.
573 Seiten, 99,99 EUR.
ISBN-10: 377203330X

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