Theorie-Überblick aus der Praxis
Ein Grundkurs stellt die wichtigsten Kommunikationstheorien vor
Von Hannelore Piehler
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseKommunikation allerorten: Kaum jemals zuvor konnten über so viele Kanäle, auf solch unterschiedliche Weise und in solcher Geschwindigkeit wie heute weltweit Informationen ausgetauscht werden. In der Wissenschaft der Kommunikation jedoch hat sich bislang keine allgemein anerkannte Kommunikationstheorie durchgesetzt. Vielmehr gibt es ein breites Spektrum von unterschiedlichsten Ansätzen. "Für die kommunikationswissenschaftliche Lehre heißt dies zuallererst, dass den Studierenden die Breite der Theorieangebote zu vermitteln ist, um ihnen einen Überblick über die verschiedenen Verständnisweisen und Begriffe von Kommunikation zu geben. In einem zweiten Schritt ist es die Aufgabe kommunikationswissenschaftlicher Lehre, die Studierenden für die Frage zu sensibilisieren, welche Theorie für welches Forschungsgebiet geeignet ist." Dieter Krallmann und Andreas Ziemann widmen sich der ersten Aufgabe. Ihr Buch "Grundkurs Kommunikationswissenschaft" soll allen Kowi-Studierenden und interessierten Laien den Einstieg in die unterschiedlichen Theorien von Claude E. Shannon bis Niklas Luhmann, von Karl Bühler bis Erving Goffman ermöglichen.
Die Einführung ordnet die Kommunikationstheorien drei übergeordneten Perspektiven zu: der natur-, der sprach- und der sozialwissenschaftlichen Perspektive auf Kommunikation. Letztere bildet den Schwerpunkt des Buches, während die Ausführungen zur Informationsverbreitung und -verarbeitung sowie zu den Sprechhandlungen eher knapp gehalten sind. Der Aufbau des Buches ist dabei nicht problemorientiert, sondern - aus didaktischen Gründen, wie Krallmann und Ziemann betonen - wird jedem Theoretiker ein Kapitel gewidmet.
Begonnen wird stets mit einer allgemeinen Darstellung über die Relevanz der jeweiligen Theorie für die Kommunikationswissenschaft, danach werden jeweils die Grundzüge und Begriffe erläutert. Zentrale Aussagen und wichtige Stichworte werden in Randbemerkungen noch einmal eigens hervorgehoben - eine angenehme Hilfe des Layouts, die angesichts des breiten Seitenrandes jedoch durchaus noch intensiver und umfassender hätte eingesetzt werden können. Auch finden sich hier immer wieder Links, die zu einem Vertiefungsprogramm der Uni Essen im Internet hinführen, das weitere Informationen anbietet. Bibliographische Angaben am Ende jedes Abschnitts runden den Leser-Service schließlich ab. Hilfreich wäre allerdings neben der Bibliographie am Kapitelende auch eine abschließende Bewertung der jeweiligen Theorie gewesen oder aber eine kurze Zusammenfassung, die leider nicht immer angeboten wird.
Dennoch: Der "Grundkurs Kommunikationswissenschaft" ist für einen ersten Theorie-Überblick empfehlenswert. Die Basis des Buches ist nicht umsonst die Praxis: Die beiden Wissenschaftler haben der Einführung ihre Vorlesungsmanuskripte für das Grundstudium an der Universität Essen zu Grunde gelegt.