Lustfallen. Erotisches Schreiben von Frauen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Bücher von Virginie Despentes, Christine Angot oder Catherine Breillat haben in Deutschland die Aufmerksamkeit für das erotische Schreiben von Frauen wieder verstärkt. Spätestens seit Elfriede Jelineks Roman "Lust" (1989), der "Satire auf einen Porno" (Jutta Osinski), war das Interesse auch der Literaturwissenschaft an dieser "neuen Literatur von Frauen" geweckt. Marlene Streeruwitz profitierte bei ihrem Prosadebüt "Verführungen. 3. Folge. Frauenjahre" (1996) bereits von der Bereitschaft, literarische Textzeugen weiblicher Lust in Seminaren und Vorlesungen zu thematisieren.

Mit ihrer Vortragsreihe "Lustfallen" im Sommersemester 1999 haben Christina Kalkuhl und Wilhelm Solms dieser "Erotik-Welle" (Vorwort) ein Forum gegeben und die Beiträge in einem Sammelband veröffentlicht. Das Spektrum der Beiträge umfaßt Essays ebenso wie Textanalysen, Erfahrungsberichte beim Schreiben erotischer Literatur ebenso wie Interviews mit Autorinnen.

Jutta Osinski und Aline Willeke thematisieren Jelineks "Lust", Silke Peinsipp und Dorothee Oppenheim Elke Heidenreichs Erzählung "Winterreise". Sabine Harenberg spricht mit Marlene Streeruwitz, Alexandra Kerber untersucht Ulla Hahns Romandebüt "Ein Mann im Haus". Klaus Engels stellt Jutta Heinrichs Roman "Die Stunde des Hahns" ins Zentrum seiner Betrachtung, Miriam Pott "Honig" von Doris Dörrie und Heike Schmitt "Mustafa" von Silvia Szymanski. Lutz Hagestedt schlägt mit Keto von Waberers Erzählung "Gartenlust" einen Bogen zu E. T. A. Hoffmann ("Die Königsbraut"), Florian Fuchs situiert Rebecca Casatis Romandebüt "Hey Hey Hey" im Milieu der Popliteraten. Birgit Lahham sucht bei Erica Fischer ("Aimée und Jaguar") nach Spuren weiblicher Erotik, Christina Kalkuhl bei Evelyn Schlag ("Unsichtbare Frauen") und Tanja Zobeley bei Judith Kuckart ("Der Bibliothekar"). Alissa Walser ("Die Luft auf meinem Rücken") kommt bei Eva Römer in den Blick, Connie Palmen ("I. M.") bei Miriam Winzer und Sibylle Berg ("Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot") bei Alexandra Fuchs. Christine Kanz analysiert "Sonja" von Judith Hermann, Gerhart Pickerodt "Relax" von Alexa Hennig von Lange, Angelika von Tomazewski "Hochzeiten" und "Stelldichein" von Maike Wetzel.

Peter Meyer liefert eine Bestandsaufnahme sprachlicher und erzählerischer Darstellungsmodi des sexuellen Aktes und Wilhelm Solms handelt von den Schwierigkeiten der Männer beim Beurteilen erotischer Texte von Frauen.

L. H.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeiter / innen der Zeitschrift sowie Angehörigen der Universität Marburg. Deren Publikationen können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Titelbild

Christina Kalkuhl / Wilhelm Solms (Hg.): Lustfallen. Erotisches Schreiben von Frauen.
Aisthesis Verlag, Bielefeld 2003.
159 Seiten, 16,80 EUR.
ISBN-10: 3895284246

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