Kampf dem Tofu

Natalie Goldberg und das "Schreiben in Cafés"

Von Nils MüllerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Nils Müller

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Vorneweg: Um das Kaffeehaus als Heimstätte literarischer Produktion geht es hier nicht. Als der "Creative Writing-Bestseller" vor zwölf Jahren schon mal bei Knaur in deutscher Sprache zu erwerben war, hatte man den Originaltitel "Writing Down the Bones" in "Der Weg des Schreibens" übertragen, was dem Charakter des Werkes am nächsten kommt, weil dieser Titel mit fernöstlichen Heilsverkündungen assoziierbar ist.

In den 60er Jahren wurde das Zen-Center von San Francisco gegründet und damit die Weisheit des Buddhismus für den Hausgebrauch zubereitet - "Die Welt ist nicht beständig, sie verändert sich unablässig und steckt voll von menschlichem Leiden" - und auf amerikanische Art light serviert: damit der Kopf nicht zu dick wird. Mit dort erworbenen Erkenntnissen im Gepäck möchte uns Natalie "Nat" Goldberg nun nicht in erster Linie das Schreiben lehren, sondern davon erzählen, "wie man das Schreiben als Meditationsübung einsetzen kann, so dass Sie Ihr eigenes Leben verstehen lernen und geistig gesund bleiben." Darunter tut sie's nicht.

Wer schreibt, und dabei fernöstliche Ruhe und Gelassenheit im Herzen trägt, wird, so steht es geschrieben, dabei "die Essenz [seines] Innern hervorbringen". Wer ohne inneren Frieden ans Werk geht, läuft Gefahr, der Verdammnis anheim zu fallen: "Leider findet man nur allzu viele Beispiele für Künstler, die sich durch Alkohol, Wahnsinn oder Selbstmord vernichtet haben." Dem angehenden Schriftsteller der diesem Selbstverlust entgehen will, einiges abverlangt: "Lassen Sie sich", zum Beispiel, "nicht vor Tränen aufhalten", denn: "Jeder neue Anfang ist eine Reise ins Unbekannte."

Natürlich gilt es auch, die praktische Seite des Autorenlebens zu meistern: "Am Anfang steht der Stift." Und "ein billiges Spiralbuch gibt Ihnen die Sicherheit, dass Sie sich ein Neues leisten können, sobald Sie es gefüllt haben." Sieh mal einer an. Und wenn Sie der innere Schweinehund partout nicht arbeiten lässt, so stellen Sie ihn sich einfach als Tofu vor! Und immer alle Sinne benutzen: "Katagiri Roshi sagt: 'Es kann es starkes Erlebnis sein, eine Tasse Tee zu trinken'". Da hat der ehemalige Leiter des besagten Zen-Centers, der Autorin oberste moralische Instanz, gewiss recht. Und eins noch: "Denken Sie nicht." Wird gemacht, Nat.

Titelbild

Natalie Goldberg: Schreiben in Cafes.
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Kerstin Winter.
Autorenhaus-Verlag Manfred Plinke, Berlin 2003.
200 Seiten, 14,00 EUR.
ISBN-10: 3932909658

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