Großstadt, Frauen und andere Probleme

Björn Erik Sass schildert "Herrenbesuche" in Kiel

Von Nora BrandeckerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Nora Brandecker

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Seine Beziehung zu Frauen?

"Als ich fünf war, spielte ich mit dem Kind unserer Nachbarin. Wir verstanden uns wirklich gut. Bis ich merkte, dass sie ein Mädchen war. Da spielte ich natürlich nicht mehr mit ihr."

Was gibt Ihnen Halt? "Ich trage niemals Halbschuhe, dafür grundsätzlich Stiefel der Marke Redwings."

So wie sich Björn Erik Sass in diesem Interview darstellt, präsentiert er auch die beiden Hauptpersonen seines ersten Romans "Herrenbesuch" als etwas lebensunfähig. Kurt und Jens, 26 und 27 Jahre alt, verlassen ihre vertraute heimatliche Umgebung und ziehen vom schleswig-holsteinischen Flachland in die Metropole Kiel. Das Ziel der beiden wird gleich zu Beginn klar definiert: In kürzester Zeit eine Frau ins Bett zu bekommen und damit endlich die Jungfräulichkeit zu verlieren. Der Gewinner dieses Wettstreits darf als Zeichen eine Kerbe in den Küchentisch schnitzen. Doch eine Frau von sich zu überzeugen, fällt den beiden schwerer als erwartet. Möglicherweise könnte es daran liegen, dass Jens aufgrund seines Aussehens auf den Spitznamen "weiße Scheiße" hört und Kurt sich mehr auf Homöopathie und Yoga als auf Frauen versteht. Doch die beiden geben nicht auf, bis Jens schließlich das Ziel erreicht hat und Kurt - naja, fast.

Sass erzählt diese Tragikomödie in einer sehr einfachen Sprache. Die häufig verwendeten Wörter "vögeln, Titten und Scheiße" erscheinen mit der Zeit eher ein wenig zwanghaft als lustig. Ist das die Sprache der Jugend? Leider ja. Doch es stellt sich die Frage, ob es nötig ist, ein ganzes Buch in solch einem Jargon zu schreiben.

Auch der Handlungsverlauf weist wenig Abwechslung auf. Nachdem man das Buch gelesen hat, fragt man sich, wie der Autor es vollbracht hat, 160 Seiten mit so wenig Inhalt zu füllen.

Anstatt eine besondere Atmosphäre zu vermitteln oder den Roman irgendwie anders interessant zu machen, folgt eine Party der anderen und Kurts Yoga-Übungen werden bis ins letzte Detail beschrieben. Zwar regt Sass' Roman auch hin und wieder zum Lächeln an, mehr als eine Nachmittagslektüre für sehr schlechtes Wetter ist aber mit diesem Roman beim besten Willen nicht gelungen.

Titelbild

Björn-Erik Sass: Herrenbesuch. Roman.
Verlag Antje Kunstmann, München 2003.
160 Seiten, 17,90 EUR.
ISBN-10: 3888973201

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