Hans Ulrich Gumbrechts "1926" als Taschenbuchausgabe

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Ein Versuch über historische Gleichzeitigkeit" sollte der Untertitel dieses Buches einmal lauten. In alphabetischer Folge nähert es sich ungleichen geschichtlichen Phänomenen an, die jedoch zumindest eines gemeinsam haben: ihre gleichzeitige Präsenz im Jahr 1926. "Automobil", "Bars", "Boxen", "Fließband", "Grammophon" oder "Völkerbund" lauten die Stichwörter. Zwei weitere Teile über damals intakte und "zusammengebrochene Codes" schließen sich an. In ihnen geht es um Gegenüberstellungen von "männlich" und "weiblich", "Authentizität" und "Künstlichkeit", "Immanenz" und "Transzendenz" oder "Individualität" und "Kollektivität".

Das Buch des in Stanford lehrenden Literaturwissenschaftlers erschien 1997 in den USA und 2001 in deutscher Übersetzung. Der Rezensent in literaturkritik.de (Juli- 2001) schrieb: "Gumbrechts Buch regt zu einer Vielzahl von weiterführenden Überlegungen an, und gerade die willkürliche Engführung der Untersuchung auf ein Jahr hat zu einer ungemein dichten Beschreibung der Lebenswelt geführt. Zudem ist es der Unbekümmertheit, mit der sich Gumbrechts 'Tigersprung in die Vergangenheit' über Konventionen und geschichtsphilosophische Fallstricke hinwegsetzt, zu verdanken, dass dieses Buch mehr ist als nur ein Experiment in synchroner Geschichtsschreibung, sondern ein wichtiges Dokument dafür, wie nach dem Ende der Geschichte Geschichte erneut gedacht werden kann."

Das Buch ist inzwischen auch in einer Taschenbuchausgabe zu haben.

K. F.

Titelbild

Hans Ulrich Gumbrecht: 1926. Ein Jahr am Rand der Zeit.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 2003.
514 Seiten, 17,00 EUR.
ISBN-10: 3518292552

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch