Leben mit der Literatur
Zum 85. Geburtstag des Schriftstellers Hans Bender am 1. Juli
Von Peter Mohr
"Was ich unternahm, wie ich lebte, wohin ich reiste, mit wem ich zusammenkam, war bestimmt von meiner Liebe zur Literatur", notierte Hans Bender in seinem 1999 erschienenen Band "Wie die Linien meiner Hand". In diesem sehr persönlichen Buch stehen glühende Liebeserklärungen an die Literatur und an die Natur neben einer geradezu hymnischen Italienverehrung und subjektiven Annäherungen an bereits verstorbene Kollegen (Thomas Bernhard, Rainer Brambach, Hans Erich Nossack, Ernst Jünger), die er alle persönlich kannte.
Hans Bender, geboren vor 85 Jahren in Mühlhausen bei Heidelberg, verkörpert ein Stück deutsche Nachkriegsliteratur. Seine Bedeutung ist ungleich größer als es die Summe seiner Bücher und deren literarischer Rang vermuten lässt. Als Herausgeber und Redakteur, als Kritiker und wohlwollender Förderer hat er vielen jungen Autoren den Start ins literarische Leben ermöglicht. In den 80er Jahren gehörte er zu den "Entdeckern" der damals noch unbekannten Schriftsteller Ralf Rothmann und Richard Wagner.
Nach Studium und Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft arbeitete Bender als Feuilletonredakteur der "Deutschen Zeitung", gab von 1952 bis 1954 in Alleinregie die Zeitschrift "Konturen" heraus, aus der später die renommierten "Akzente" hervorgingen, die er 1954 mit dem im letzten Jahr verstorbenen Walter Höllerer gründete und bis 1980 als verantwortlicher Redakteur leitete.
Zwei Romane ("Eine Sache wie die Liebe", 1954 und "Wunschkost", 1959), zahlreiche Bände mit Erzählungen, ein Essayband und hoch gelobte Lyrik-Anthologien sind die sichtbaren Zeichen seines fast 60-jährigen literarischen Wirkens.
Dahinter steckt eine fast schon einmalig zu nennende Liebe zum geschriebenen Wort. "Jeden Tag ein Buch lesen, wenigstens ein Drama oder eine Erzählung zu lesen, nahm ich mir vor", notierte Bender in seinem Buch "Postkarten aus Rom" (1989). So - oder so ähnlich - darf man sich auch heute noch den Alltag des in Köln lebenden Schriftstellers vorstellen.
"Seine Kurzgeschichten gelten heute schon als klassische Beispiele. Seine Lyrik besticht durch ihre klare und unpathetische Sprache", rühmte Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma, als sich der mit dem Professorentitel des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnete Autor im September 2002 ins Goldene Buch der Stadt eintrug.
Durchaus plausibel schrieb Michael Krüger vor 15 Jahren im Nachwort des Bandes "Postkarten aus Rom": "Wenn man am Ende der Welt einen Kenner der deutschen Literatur trifft, wird man mit ziemlicher Sicherheit nach Hans Bender gefragt."