Informationen für Alle

Der erste und der älteste Brockhaus - dieses Mal digital

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Brockhaus hat Jubiläum. Daher auch eine Ausgabe des ersten Brockhaus als digitales Wörtersammelsurium. 200 Jahre Tradition sind für ein Buchprojekt keine schlechte Bilanz. Ungeachtet oder doch besser angesichts der gegenwärtigen Schwierigkeiten, die ein Unternehmen wie Brockhaus im Vergleich zu der medialen Konkurrenz im Internet hat, ist es angebracht, auf die verdienten und bewährten Strategien von der Erarbeitung solid recherchierten Wissens zu verweisen, die ihre Wurzeln in den noch manuell zusammengetragenen Wissensdatenbanken des 18. und 19. Jahrhunderts haben.

Die vorliegende digitale Edition des Brockhaus basiert auf der Ausgabe von 1809, erweitert um zwei Nachtragsbände aus den Jahren 1809 und 1811. Kurz nach der Verlagsgründung erwarb der Buchhändler F. A. Brockhaus ein 1796 begonnenes und bis zu diesem Zeitpunkt kommerziell erfolgloses Lexikonprojekt, das "Conversationslexikon mit vorzüglicher Rücksicht auf die gegenwärtigen Zeiten" von R. G. Löbel und C. W. Franke. Brockhaus investierte noch ein wenig Zeit und Geld in die Fertigstellung dieses Projektes und begründete damit den Erfolg des Verlagshauses Brockhaus. Diese "klassische" Version des Brockhaus bildet die Grundlage für die über zweihundert Jahre andauernde Geschichte des Nachschlagwerks.

Noch vor Fertigstellung der Ergänzungsbände lieferte Brockhaus das Lexikon ab 1809 aus. Im selben Jahr folgten ein erster und 1811 ein zweiter Ergänzungsband. Die erste Auflage mit 2.000 Exemplaren wurde ein Erfolg und war nach kurzer Zeit ausverkauft. Die weitere Geschichte ist als bekannt vorauszusetzen - es folgten regelmäßige Überarbeitungen des Lexikons und der systematische Aufbau eines Archivs des Wissens, das erst im 21. Jahrhundert durch die Digitalisierung und hohe mediale Verfügbarkeit von Informationen im Internet in seiner Unanfechtbarkeit ins Wanken geriet. Zunehmend werden für den Informationssucher nicht-kommerzielle Projekte wie Wikipedia aufgrund deren immer weiter wachsender Qualitätsstandards und der transparenten Wissensgenerierung eine praktische Alternative zu den herkömmlichen Lexika.

Davon bleibt aber die "historische" Verfügbarkeit von Wissen, welches den Horizont einer Epoche oder Zeitabschnitts spiegelt, unberührt. Daher sind die Editionen von älteren Lexika für Kulturwissenschaftler, Editoren, Historiker und für den zeitgeschichtlich Interessierten eine unverzichtbare Quelle für den Informationshorizont der jeweiligen Zeit. So auch in der hier vorliegenden digitalen Edition.

In dieser Ausgabe hat der Benutzer die Möglichkeit in den sechs Bänden der ersten Auflage von 1809 und in den beiden Nachtragbänden von 1809 und 1811 sowohl im Volltext als auch in den faksimilierten Seiten zu lesen und zu recherchieren. Das Nachschlagewerk enthält den Wissensstand des letzten Drittels des 18. Jahrhunderts und reicht mit seinen Informationen bis knapp an das Jahr 1800 heran. Es ergänzt damit die bisher in der Digitalen Bibliothek erschienenen Lexika auf das hervorragendste und deckt informationstechnisch den Zeitrum kurz vor 1800 ab.


Titelbild

Conversations-Lexikon oder kurzgefasstes Handwörterbuch. Digitale Bibliothek Bd. 131. Neusatz und Faksimile der 1. Auflage 1809-1811.
Directmedia Publishing, Berlin 2006.
45,00 EUR.
ISBN-10: 3898535312

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch