Keine Angst vor Virginia Woolf
Mannheimer Nachwuchswissenschaftlerinnen reflektieren über Gender, Literatur und Geschichte
Von Christine Kanz
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseInsgesamt zwölf Beiträge zur (post-)feministischen Theoriegeschichte in den historischen Kulturwissenschaften sowie zu geschlechterspezifischen Themen aus der historischen Frauenforschung, der anglistischen und germanistischen Literaturwissenschaft und der romanistischen Sprachwissenschaft versammelt diese Studie. Gemeinsam ist ihnen nicht nur das Interesse an gendertheoretischen Fragestellungen, an den verschiedenen historischen und kulturspezifischen Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit in Kunst und Literatur, sondern auch die Tatsache, daß sie ausnahmslos von Mannheimer Nachwuchswissenschaftlerinnen stammen.
Der Band enthält die Vorträge, die im Juni 1997 bei einem Symposium der Universität Mannheim gehalten wurden. Der Titel der Veranstaltung lautete "Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Erfahrungen und Projekte aus der Frauen- und Geschlechterforschung".
So verschieden wie die Disziplinen, so heterogen sind die Themen der Aufsätze: Dem Versuch der Herausgeberin Loster-Schneider, genderwissenschaftliche Paradigmen in den historischen Kulturwissenschaften gebündelt vorzustellen (bei dem die am Poststrukturalismus orientierte Dekonstruktivistin Irigaray zur postmodernen Theoretikerin avanciert), folgen die Ausführungen über "Die Heirat der Erzherzogin Kunigunde von Habsburg mit Herzog Albrecht von Bayern-München" (Karina Graf) sowie eine Zusammenfassung der Ergebnisse der von Silke Arnold-de Simine für 1999 angekündigten Dissertation über die Schauerliteratur von Autorinnen um 1800. Den Schwerpunkt des Buches bilden dann verschiedene Einzelinterpretationen literarischer Texte. Das Spektrum reicht hier von Stifters "Nachsommer" (Sabine Schmidt) über die Autobiographie Fanny Lewalds (Andrea Rüttiger) bis zu Antonya S. Byatts Roman "Possession" (Diana Lelle). Sandra Grabner untersucht schließlich das "Geschlechtsspezifische Kommunikationsverhalten am Beispiel einer französischen StudentInnendiskussion". Das Niveau und der jeweilige Theoriehorizont der Beiträge sind, wie auf Tagungen üblich, individuell verschieden. Lesenswert und forschungsrelevant sind sie allesamt.
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