Lustvoll

Texte von Franz Mon

Von Lutz HagestedtRSS-Newsfeed neuer Artikel von Lutz Hagestedt

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Wörter voller Worte" - schon der Titel dieser Textsammlung (sie umfasst Arbeiten aus 15 Jahren) ist klug gewählt. Was nämlich hörfällig wird beim leise lesenden Nachvollzug dieser dichten Gedicht- und Prosakompositionen, das ist die bestechende Kraft der deutschen Idiomatik (sprich: der Worte), die den Wörtern Hallraum und Perspektive gibt und sie funkeln und leuchten läßt. "Unter den fußsohlen" oder "unsere tägliche kühlung vergib uns nie wieder" wären Beispiele dafür, wie sich aus der vertrauten Wendung blitzartig Poesie zaubern lässt.

Die Verfahren, die Franz Mon wählt, basieren im Prinzip auf "Regeltechnik". Mit diesem schönen Wort aus dem Versorgungs- und Heizungsbau lassen sich die Ersetzungsoperationen ("kein zeichen unter dieser nummer"), seriellen Verfahren und Reihungen gut zusammenfassen. Durch gezielte Aleatorik entstehen zufallsgenerierte Geschichten und Gedichte, die dazu tendieren, sprachlich und inhaltlich immer gewagtere Kombinationen zu stiften.

Hinreißend komisch sind vor allem die Dialoge, die Franz Mon aus Redensartlichem gebaut hat, zum Beispiel "Was hältst du denn von Bielefeld?" Bielefeld hat hier am Ende Solingen substituiert, was die Solinger zum Gegenschlag rüsten ließe, wäre nicht inzwischen die Messerfabrikation in fester Bielefelder Hand. Diese Dialoge sind komisch und lehrreich zugleich, generieren sie doch herrliche Geschichten und sind zugleich auf gewitzte Weise autoreflexiv. Sie erzählen von einem lustvollen Umgang mit Sprache.

Titelbild

Franz Mon: Wörter voller Worte. Texte 1983 - 1989.
Klaus Ramm Verlag, Spengel 1999.
130 Seiten, 12,30 EUR.
ISBN-10: 3921917239

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