Demokratie oder Liberalismus
Luciano Canforas umstrittenes Bild der Geschichte
Von Kai Köhler
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseVon Demokratie verspricht ein Buch zu handeln, zu dessen Hauptpersonen Robespierre gehört, und nicht Mirabeau, Stalin statt Adenauer und Rosa Luxemburg statt Bärbel Bohley. Als Luciano Canfora, Althistoriker an der wohl allzu fernen Universität Bari, sein Buch über die Geschichte der Demokratie schrieb, mochte er nach den Regeln des fernsehfixierten Italien gedacht haben, dessen Zeitungen und Verlage ein breites Spektrum an Gedanken zulassen.
Geplant als Beitrag zu der von Jacques le Goff herausgegebenen internationalen Reihe "Europa bauen", konnte sein Buch dann zwar in Italien, England, Spanien und Frankreich problemlos erscheinen, nicht aber in Deutschland, wo der Konsens gegen ein Konstrukt namens Totalitarismus jeden abweichenden Gedanken auf Kleinverlage und Zeitschriften verweist, die nur eine kleine, eingeschworene Leserschaft erreichen. Der Beck Verlag, der die Reihe in Deutschland herausgibt, beklagte ein paar leicht zu beseitigende Fehler in einer Rohübersetzung, um gestützt auf Gutachten mehrerer Historiker das Manuskript zurückzuweisen. Schon früh wurde aber deutlich, dass hier die ganze Richtung stört und nicht nur die Unklarheit von ein paar Stellen.
Der Kölner Verlag PapyRossa übernahm dankenswerter Weise die Rohübersetzung, arbeitete sie über mehrere Monate hinweg in eine publikationsfähige Fassung um und sorgte so dafür, dass nun zu lesen ist, worüber das Feuilleton auf der Grundlage von Gerüchten schon Ende 2005 meist gegen Canfora urteilte. Schon eine flüchtige Lektüre zeigt, worin - je nach Blickwinkel - Problem oder Stärke seines Zugriffs liegt und was die Verantwortlichen bei Beck wie auch ihre Gutachter offenkundig überforderte: Demokratie ist bei Canfora wörtlich genommen Herrschaft des Volkes - als Herrschaft zumal, die in ihren Mitteln nicht immer zimperlich ist. Als solche kann sie der Freiheit entgegengesetzt sein. Das wird schon deutlich in den ersten Kapiteln, die auf die attische Demokratie konzentriert sind. Die Volksherrschaft in Athen - als Herrschaft der frei geborenen, kriegsfähigen Männer von Athener Herkunft - beruhte zum einen auf Sklaverei, zum anderen auf der Abgrenzung nach oben gegen die Aristokratie, die im politischen Leben nur bedingt frei war.
Es folgt in Canforas Darlegungen ein radikaler Bruch, in zweifacher Hinsicht. Zum einen zeitlich: Nachdem er die Revolutionen in England und die Gründung der USA sehr kurz abgehandelt hat, wendet er sich eingehend der Französischen Revolution zu. Dieser Sprung über zweitausend Jahre ist bedauerlich. Gab es in der ganzen Zeit nichts, was man heute als demokratisch ansehen kann? Keine Auseinandersetzungen in der Römischen Republik, die Canfora als Althistoriker interessieren könnten? Die angelsächsischen Revolutionen sind im Ergebnis in der Tat liberale Revolutionen, die den Reichen alle Handlungsfreiheit gaben, und das wirkt bis heute nach. Aber sind die demokratischen Gegenkräfte wirklich derart zu vernachlässigen?
Einen Bruch bedeutet 1789 zum anderen auch für die Betrachtungsweise. Bezogen auf Athen war Demokratie ein deskriptiver Begriff. Das schloss die Erkenntnis ein, dass gerade das demokratische Athen, verglichen mit dem heute verrufenen Sparta, ein außerordentlich aggressives Gebilde mit brutaler Ausbeutung der Sklaven war. Für die letzten gut zweihundert Jahre hingegen wandelt sich bei Canfora Demokratie zum normativen Begriff. Gut ist nun, was die Teilhabe aller ermöglicht, was den Kampf gegen diejenigen einschließt, deren Interesse das widerspricht.
Dieser Perspektivwechsel lässt sich inhaltlich begründen. 1794 schaffte der jakobinisch dominierte französische Nationalkonvent die Sklaverei ab, woran die liberalen angelsächsischen Revolutionäre nie ein Interesse hatten. Napoleon als Exponent der Großbürgertums sollte die Entscheidung rückgängig machen. Jedenfalls ist es für das 19. Jahrhundert Frankreich, auf das sich Canforas Interesse konzentriert. Gründlich und kenntnisreich stellt er nicht nur die sozialen Kämpfe der Französischen Revolution dar - und die widersprüchlichen Versuche dabei, sich auf die Antike zu beziehen. Die Restaurationszeit nach 1815 wie auch die Revolution von 1848, die Machttaktiken Napoleons III. und der Aufstand der Kommune, der in einem großbürgerlichen Massaker an den Demokraten endete, sind weitere Wegmarken. Entwicklungen in Italien und ganz am Rande noch in Deutschland sind genannt, andere Länder spielen kaum eine Rolle.
Diese Schwerpunktsetzung entspricht sicher auch der zeitgenössischen Wahrnehmung, die wichtige Kämpfe in Frankreich durchgefochten zu sehen gewohnt war. Für eine Geschichte der Demokratie insgesamt hätte man sich eine internationaler konzipierte Darstellung gewünscht. Ganz fehlt die Schilderung außereuropäischer Kämpfe. Das mag durch die Entstehung des Buchs begründet sein. In einem Beitrag zur Reihe "Europa bauen" hätten Ereignisse in Vietnam oder Chile weniger interessiert als in der Einzelveröffentlichung, die nun vorliegt und in der die Schlussbemerkung, dass die Demokratie in Zukunft vielleicht nicht mehr von Europäern konzipiert werde, etwas unvermittelt wirkt.
Wer auch immer konzipieren wird - die Hoffnungen und Erfahrungen, die Canfora bezogen auf den Kampf ums allgemeine Wahlrecht zu berichten weiß, werden ihre Rolle spielen. Das Wahlrecht im 19. Jahrhundert wirkte insofern illusionsfördernd, als qua Geschlecht und Besitz fast überall die Mehrheit der Bewohner ausgeschlossen war. Dass hingegen ein Wahlrecht für alle Männer keinesfalls der radikalen Linken den Sieg garantierte, wurde zum ersten Mal in der französischen Revolution von 1848 und in den folgenden Plebisziten Napoleons III. deutlich. Aus dieser Erfahrung resultiert eine Spaltung der europäischen Demokraten in Canforas Sinne: in eine Linke in den romanischen Ländern, die den außerparlamentarischen Kampf wertschätzte, und die deutsche Linke, die im Wilhelminischen Kaiserreich eine immer stärkere Vertretung im Reichstag als Erfolg erlebte.
Breiten Raum widmet Canfora der Niederlage der demokratischen Kräfte am Beginn des Ersten Weltkriegs, den er richtig nicht als Kampf westlicher Demokratien gegen monarchische Mittelmächte, sondern als Konflikt zwischen liberalen Staaten interpretiert. Deutlich wird, dass eine parlamentarische Vertretung der Linken nicht einmal garantierte, dass deren Repräsentanten die Demokratie beförderten. In Deutschland misslang 1918/19 der Versuch, daraus Konsequenzen zu ziehen; die Mehrheits-SPD zerschlug im Bündnis mit liberalen und präfaschistischen Kräften die revolutionären Ansätze. Besser vorbereitet waren die russischen Sozialisten, die ohnehin durch die gröbere zaristische Herrschaft die Versuchungen parlamentaristischer Teilhabe nicht kannten. Sie führten erfolgreich eine Revolution durch, die, der geläufigen totalitaristischen Sicht entgegen, für Canfora auch da noch Orientierungspunkt demokratischer Kräfte bleibt, wo Stalin und seine Nachfolger entscheidende Fehler begingen.
Eindrucksvoll ist die Darstellung der Faschisierung Europas seit den zwanziger Jahren. Dabei kann Canfora nicht nur nachweisen, welche Sympathie und Unterstützung Mussolini und Hitler bei liberalen Politikern fanden, deren Namen heute einen guten Klang haben. Er zeigt auch auf, dass das formale allgemeine Wahlrecht allein keine demokratische Entwicklung garantiert. Faschistische Parteien konnten mit Unterstützung der Besitzenden politisch stark werden - linke Gruppierungen gegen die Reichen aber kaum.
Bei einer solchen Sicht überrascht nicht, dass der Hitler-Stalin-Pakt von 1939 das Skandalon einer demokratischen Sicht auf die Geschichte ist. Canfora verweigert sich der gängigen Entlastung, der Pakt sei lediglich ein taktisches Manöver Stalins gewesen, um Zeit für die Vorbereitung des unvermeidbaren Kriegs zu gewinnen. Tatsächlich war die Sowjetunion, als sie 1941 von Deutschland überfallen wurde, denkbar hilflos. Canfora stellt den Pakt als aus sowjetischer Sicht strategische Allianz dar, die unvermeidbar wurde, als sich die Westmächte jedweder Verständigung gegen die faschistische Gefahr versagten. Das ist keine moralische Kritik. Canfora zeigt, wie allein die Sowjetunion, und nicht die formalen Demokratien, das republikanische Spanien gegen Francos Faschisten unterstützte. Es zeigt aber Stalin als Realpolitiker, der genau wusste, wie hoch die Liberalen im Westen Hitler schätzten.
Die westlich-sowjetische Allianz von 1941 an erscheint Canfora dagegen als Chance zum Besseren, wie auch der politische Neuanfang in manchen europäischen Ländern 1945, insbesondere in Italien und Frankreich. Deutlich wird aber auch, wie demokratische Ansätze wieder zurückgedrängt wurden. Insgesamt sieht Canfora Europa auf dem Weg zu einem "gemischten System": Auf der einen Seite steht weiterhin ein Parlamentarismus, wobei durch die Ausgestaltung des Wahlrechts Teilen der Bevölkerung eine Vertretung verwehrt wird - am offensichtlichsten durch ein Mehrheitswahlrecht, aber auch bei einem Verhältniswahlrecht wie in Deutschland zum Beispiel durch die Fünfprozentklausel. Dazu kommt, dass immer mehr Regelungskompetenzen an übernationale, liberal dominierte Organisationen abgegeben werden, mit all den Vertragswerken, die mittlerweile als naturgegeben und nicht als von Menschen gemacht erscheinen. Auf der anderen Seite steht die Propagandamacht der Besitzenden, besonders der Eigentümer von Fernsehsendern. Hier spielt die unmittelbare politische Beeinflussung noch die geringere Rolle verglichen mit dem Lob der Warenwelt, von offenkundiger Werbung bis hin zum Lebensstil der Personen in den erfolgreichen Sendungen, die vom product placement leben.
Schlechte, liberale Zeiten also für eine Demokratie in Canforas Sinne. Sein Fazit ist schwer zu widerlegen, doch steht es dem deutschen Diktum entgegen, 1989 sei ein demokratisch-posttotalitäres Zeitalter erkämpft worden. Wie eingeschränkt die Möglichkeit ist, vor breitem Publikum Positionen außerhalb dieser Übereinkunft zu vertreten, zeigt die Debatte um Canforas Buch. Bereits seine Ablehnung durch den Verlag und Canforas Widerspruch im Herbst 2005 wurden in den meisten wichtigen Feuilletons diskutiert, wie auch die ablehnenden Gutachten mehrerer Historiker, die der Verlag eingeholt hatte. Aus der Stellungnahme Hans Ulrich Wehlers war in der "Süddeutschen Zeitung" unter anderem zu lesen, es handele sich "nicht nur um eine extrem dogmatische Darstellung, sondern um eine so dumme, dass sie an keiner Stelle den Ansprüchen der westlichen Geschichtswissenschaft genügen kann." Das ist keine wissenschaftliche Debatte, sondern Rufmord. Entsprechend sah sich Canfora zu einer Entgegnung gezwungen, die unter dem Titel "Das Auge des Zeus" in der Reihe "konkret texte" erschienen ist. Canfora bezieht sich auf eine Mängelliste, die ihm der Lektor Detlef Felken für den Beck Verlag geschickt hat.
Was die sachliche Ebene angeht, lassen sich die Einwände des Verlags und die Gegenargumente Canforas mittlerweile also recht genau nachvollziehen. An einigen Punkten ist die Position Canforas tatsächlich schwach. So stellt er den Reichstagsbrand von 1933 als von den Nazis inszeniert dar. Nun haben im Gegensatz zu den Behauptungen der Gutachter neuere Forschungen tatsächlich Indizien für diese These beigebracht, doch ist die Frage nach wie vor offen und hätte auch als offene bezeichnet gehört (Näheres lässt sich hierzu in konkret 8/2006 nachlesen, wo eine neuerliche Stellungnahme Felkens samt einer Replik von Georg Fülberth abgedruckt ist). Franz von Papen als einer der Hauptverantwortlichen für die Machtübergabe an Hitler gilt Canfora als "Exponent der Mitte". Es gäbe bessere Belege für das Bündnis von liberalem Bürgertum und Faschismus als dieses für 1932/33 kaum mehr zutreffende Diktum, und es in seiner Entgegnung auf die Angriffe der Gutachter mit Papens Einlassungen in den Nürnberger Prozessen zu begründen, dem es 1946 nicht nur metaphorisch darum ging, seinen Hals retten, zeigt kaum einen reflektierten Umgang mit Quellen.
Doch bleibt solch ein argumentativer Missgriff die Ausnahme. In mehreren Punkten kann Canfora zeigen, dass sich seine Kritiker auf eine noch nicht lektorierte und deshalb selbstverständlich mangelhafte Übersetzung beziehen. Überzeugend verteidigt er seine Positionen zum Ausgang des Ersten Weltkriegs und zum Scheitern der demokratischen Revolution 1919/19. Aber auch die Vorwürfe des Verlags, er habe die demokratischen Fortschritte im Deutschland der Adenauer-Zeit nicht gewürdigt, kontert er souverän. Tatsächlich spielt das Grundgesetz in seiner Diskussion der europäischen Verfassungen nach 1945 eine Rolle (wenn auch nicht so zentral, wie eine eingeschränkte deutsche Perspektive es vielleicht gerne hätte). Auch ist schwer zu leugnen, dass die 50er-Jahre wieder Nazis in Führungspositionen und Kommunisten im Gefängnis sahen. Versteht man unter Demokratie nicht die Freiheit des Markts, gehören die Adenauer-Jahre zu den undemokratischsten der jüngeren deutschen Geschichte.
Aber es geht in dieser Diskussion auch weniger um den einen oder anderen Fakt als um die ideologische Wertung. Es ist bezeichnend, dass alle Streitpunkte zu einem Buch, das mehrere Epochen behandelt, sich auf das 20. Jahrhundert beziehen. Problematische Übersetzungen hätten sich sicher auch zum napoleonischen Frankreich gefunden, nur interessiert eben diese Zeit in den weltanschaulichen Kämpfen der Gegenwart nicht mehr. Geschichte heute soll die bestehende Ordnung legitimieren und muss darum die demokratischen Verlierer als Verbrecher oder aber als tragisch Scheiternde zeigen. Letzteres ist etwa Rosa Luxemburg zugebilligt, nämlich weil sich ihr Satz von der Freiheit als Freiheit der Andersdenkenden gegen Kommunisten wenden lässt. Darum nun aber ihre Mörder von der SPD als Mörder zu bezeichnen, geht auch wieder schlecht, weil das ja die antitotalitären Demokraten von heute sind; wie auch Adenauer als Gründungsvater der Bundesrepublik durchaus im Einzelnen kritisiert werden darf, nicht aber im Grundsätzlichen.
Gleiches gilt für den Umgang mit Feinden. Es genügt nicht, dass Canfora Stalin als jemanden kritisiert, der - wenn auch in einer Zwangslage - ein langfristiges Bündnis mit dem Faschismus anvisierte. Canfora kann zudem betonen, dass die russische Revolution "entstellt" aus Krieg und Bürgerkrieg hervorging, zu einem "ideologischen Imperium" wurde, dass die Ereignisse "unendliches menschliches Leid" verursacht haben - das alles reicht nicht aus, solange er nicht die Akteure von vornherein als diktatorische Finstermänner sieht und die politische Ordnung nach 1989/90 als Zielpunkt der Geschichte feiert.
Dass umso schlimmer ist, dass die Sowjetunion scheiterte, weil sie eine vielleicht einzigartige Möglichkeit zur Demokratie darstellte, will einfach nicht in den Kopf der Gegner Canforas. Stattdessen beklagen sie, dass in dieser "kurzen Geschichte der Demokratie" zu oft von Stalin und Trotzki - statt von ihren eigenen Favoriten - die Rede sei und dass liberale Errungenschaften nicht genügend gelobt würden. So beschwert sich Felken in der August-Ausgabe der Zeitschrift "konkret" in seiner Erwiderung auf Canforas Verteidigung, dieser vernachlässige für die Adenauer-Zeit soziale Marktwirtschaft, Gewerkschaften, demokratische Erneuerung der Parteien und Wirtschaftswunder.
Doch "erneuern" sich die Parteien in dieser Zeit, indem eine linke Alternative durch Programmreform (das Bad Godesberg der SPD) oder einfach Verbot (KPD) liquidiert wird. Die Gewerkschaften werden durch begrenzte materielle Zugeständnisse integriert, die soziale Marktwirtschaft und das Wirtschaftswunder sind in der Konzeption Ludwig Erhards in den 50er-Jahren - auf die sich Canforas strittige Passagen beziehen - wirtschaftsliberale und gerade nicht in Canforas Sinne demokratische Erfolge. Möglicherweise hat Dr. Felken wirklich nicht begriffen, dass für Canfora Demokratie etwas anders ist, als alle paar Jahre eine Stimme abzugeben, sich für eine Meinungsäußerung nicht gleich hinter Gittern wiederzufinden und im übrigen vom wirtschaftlichen Gewinn einen Anteil zu bekommen, der nach einer wie auch immer entstandenen öffentlichen Meinung irgendwie als gerecht gilt.
Gegenüber solchen vagen Liberalismen bewährt sich Canforas Begriff von Demokratie als institutionell und wirtschaftlich gesicherter gleicher Zugriff aller auf die Entscheidung über öffentliche Fragen als produktiv. Seine Darstellung der Geschichte dieser Demokratie mag auf den ersten Blick irritieren. Sie ermöglicht aber eine Betrachtung vergangener Kämpfe, die zwar gestrig erscheint, doch angesichts heutiger Probleme Zukunft hat. Es hat Modellcharakter, wie Canfora zeigt, was eben noch gerade keine Demokratie ist: ein allgemeines Wahlrecht. Interessant wird es erst, wenn gefragt wird, wie denn die Stimmen gezählt werden, und vor allem, welche Gruppen das politische und vorpolitische Kräfteverhältnis vor der Stimmabgabe kontrollieren.
Im neoliberalen Markttotalitarismus ist es üblich geworden, die Freiheit gegen die Gleichheit auszuspielen. Im Gegenzug zeigt Canfora, wie Gleichheit Vorbedingung der Demokratie ist; Gleichheit nicht allein als Rechtsgleicheit verstanden. Allein schon diese Lektion hätte dafür gesprochen, das Buch in der Reihe "Europa bauen" zu veröffentlichen.
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