Jochen Strobel über August Wilhelm Schlegel sowie über „Praxis und Diskurs der Romantik“
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseAugust Wilhelm Schlegel im Dialog. Epistolarität und Interkulturalität
Als Philologe, Literaturhistoriker, Übersetzer, Kritiker und Indologe war der lange Zeit unterschätzte August Wilhelm Schlegel der wichtigste Kommunikator der deutschsprachigen Romantik. Der von Jochen Strobel herausgegebene Sammelband August Wilhelm Schlegel im Dialog. Epistolarität und Interkulturalität, der auf eine Internationale Tagung an der Universität Marburg 2015 zurückgeht, bietet eine Bestandsaufnahme der aktuellen Forschungsaktivitäten zu dem älteren Schlegel-Bruder. Bei je unterschiedlicher Schwerpunktsetzung kristallisieren sich Vorlesung, Übersetzung, Kritik und Brief als zentrale Kommunikationsmedien heraus, ob es um die Aushandlung ästhetischer und wissenschaftlicher Positionen im Kreis der Romantiker und darüber hinaus geht, um den sozialen Zusammenhalt oder um die Diskursivierung von Emotionen. Neben intertextuell und interkulturell interessierte Studien treten wissenspoetologische, wissenssoziologische und praxeologische Überlegungen. Schlegel erweist sich als Kommunikator im Dialog mit seiner Familie, mit Mentoren, Freunden und Gegnern sowie mit der altindischen und den europäischen Kulturen von der Antike bis zu seiner Gegenwart.
August Wilhelm Schlegel. Romantiker und Kosmopolit
Heute kennt man August Wilhelm Schlegel vor allem als Übersetzer von Shakespeares Dramen. Doch zu Lebzeiten war er der europaweit wirkungsvollste unter den deutschen Romantikern, weltgewandt und umfassend gebildet. Jochen Strobels Biografie August Wilhelm Schlegel. Romantiker und Kosmopolit zeigt den Philologen und Kritiker in der ganzen Vielfalt seiner Rollen und Verdienste. Neben den erfolgreichen Wissenschaftler und Bonner Professor, der Karl Marx und Heinrich Heine zu seinen Studenten zählte, tritt der langjährige Wegbegleiter von Madame de Staël. Die Zeit der Befreiungskriege erlebte der Patriot Schlegel in der aktiven Politik. Als Privatperson blieb er bisher nur schwer zugänglich. Jochen Strobel hat die kürzlich veröffentlichten Briefe intensiv ausgewertet und zeigt erstmals auch den verantwortungsbewussten, bürgerlichen Familienmenschen.
Das Buch erscheint am 17. August 2017.
Praxis und Diskurs der Romantik
Das Fortleben der Romantik bis heute steht außer Frage – der von Jochen Strobel und Norman Kasper herausgegebene Sammelband Praxis und Diskurs der Romantik erkundet vor allem das Romantische als Praxis um 1800 und im 19. Jahrhundert. Anders als Ideen- und Sozialgeschichte es getan haben, sollte ‚Romantik‘ diachron diskursgeschichtlich und praxeologisch erforscht werden. Wahrnehmbar werden dann eine noch vorterminologische Praxis des Romantischen bereits im 18. Jahrhundert, sodann aber ein ‚Nachleben‘ im 19. Jahrhundert, das Praktiken des Romantischen tradiert, obgleich es nicht selten ‚die Romantik‘ als Anachronismus und ideologisches Ärgernis ablehnt – und schließlich auch Praxisbezüge, die von den so theoriefreudigen Romantikern um 1800 selbst schon ins Spiel gebracht werden. Im Mittelpunkt des Bandes steht die Diskussion von Fallstudien zu einer Rekonstruktion historischer Semantiken des Romantischen.
Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeitern der Zeitschrift, Angehörigen der eigenen Universität oder aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de. Diese Bücher können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.
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