Verbeugung vor einem Raubtier
Die Theaterschriften und Reden Friedrich Dürrenmatts (1966)
Von Marcel Reich-Ranicki
Natürlich ist es eine alte Wahrheit, über die schon oft geklagt wurde. Doch hört sie nicht auf, aktuell zu sein: Immer noch haben es in Deutschland die raunenden Scharlatane in feierlicher Robe leichter als die Propheten, die vom Würdigen nichts wissen wollen und sich für das scheckige Kostüm des Harlekins entscheiden. Nach wie vor liebt man hierzulande eher die geheimnisvolle Dämmerung als das klare Tageslicht, eher das dunkle und erhabene Wort als das sachliche und nüchterne. Und unvergänglich scheint die Schwäche für jene zu sein, die „zwar dichten, aber nicht schreiben können“.
Friedrich Dürrenmatt, der diese schlagende Formulierung gefunden hat, wüsste auch ein Lied davon zu singen. Gewiss, der Autor des „Besuchs der alten Dame“ ist längst ein erfolgreicher, ja ein weltberühmter Schriftsteller. Doch wird er bei uns, wenn man von einigen seiner treuen Apologeten absieht, in der Regel mit eigentümlicher Reserve behandelt.
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