„Wie es euch gefällt“ in Hamburg: Nichts – außer Rosalinde
1972
Von Marcel Reich-Ranicki
Shakespeares „Wie es euch gefällt“ – was ist das eigentlich? Ein leichtes und zartes Lustspiel, beschwingt und graziös, amüsant und frivol, turbulent, übermütig und nicht sehr anspruchsvoll, Barock natürlich und doch fast schon Rokoko, gewissermaßen „Cosí fan tutte“ ohne Musik?
Oder ist es eher eine philosophische Komödie mit schwermütigen Meditationen und etwas zynischen Bonmots, noch ein Verwirrspiel wie der frühere „Sommernachtstraum“ und doch schon ein weises Zaubermärchen wie der viel spätere „Sturm“, ein Stück voll Ironie und Resignation, in dem die klügste Person ein verliebtes Mädchen ist, Rosalinde, eine jüngere Verwandte des Prinzen Hamlet?
Das Theater kann aus dieser herrlichen Komödie machen, was es will; vorausgesetzt freilich, daß es überhaupt etwas kann. Damit wären wir beim Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, in dem zur Zeit die denkbar radikalste Inszenierung von „Wie es euch gefällt“ gezeigt wird – nämlich eine solche, die den Eindruck hinterläßt, Shakespeares Stück sei, kurz gesagt, dümmlich und geschmacklos und überhaupt nicht mehr aufführbar. Denn man hat es in der Hansestadt gequält und geschunden und schließlich ermordet. Der grausame Missetäter heißt Niels-Peter Rudolph.
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