Hauptsache rosa

Über Martin Suters Roman „Allmen und der rosa Diamant“

Von Peter MohrRSS-Newsfeed neuer Artikel von Peter Mohr

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Erst im Januar hatte der Schweizer Erfolgsautor Martin Suter mit seinem Roman „Allmen und die Libellen“ den Startschuss zu einer „Romanserie“ um den unkonventionellen Ermittler Johann Friedrich von Allmen gegeben, der mit seinem Adlatus Carlos das Unternehmen „Allmen International Inquiries“ gegründet hatte. Nun hat der 63-jährige Martin Suter, der einstige Leiter einer erfolgreichen Werbeagentur und polemische Zeitungskolumnist, bereits den zweiten Fall des ungleichen Ermittlerduos vorgelegt.

Zwischen Suters im letzten Jahr verfilmtem Erstling „Small World“ (1997) und seinem letzten „normalen“ Roman „Der Koch“ (2009) hatte sich eine unglaubliche Erfolgsgeschichte entwickelt. Was immer Suter veröffentlichte, es wurde ein Erfolg: nicht zuletzt dank seiner zupackenden, aber dennoch recht einfachen Sprache.

Der abwechselnd in Guatemala, Ibiza und Zürich lebende Autor, der erst mit Ende vierzig literarisch debütierte, hatte schnell ein feines Gespür dafür entwickelt, wie sich Thriller-Spannung und eine Prise Exotik zu einer griffigen Story vermengen lassen. Für das unkonventionelle Moment in der Handlung steht der Protagonist Allmen, der achtsprachige, verarmte Millionärssohn, der immer noch Probleme im Umgang mit dem Geld hat und bei dem Einnahmen und Ausgaben in einem ungesunden Verhältnis zueinander stehen. „Mit Geld fällt einem das Reichsein leichter“, so sein zweifelhaftes Credo.

Hinter dem exzentrischen Hochstapler, der sich mit einem sündhaft teuren Bentley durch die Gegend chauffieren lässt und bisweilen Trinkgelder jenseits von 100 Euro spendiert, steckt allerdings auch ein hochgebildeter Zeitgenosse. Der Klavier- und Tschechow-Liebhaber löst beim Leser daher ambivalente Gefühle aus: Mal kommt er durchaus sympathisch, dann aber auch wieder protzig und aufschneiderisch daher.

Die Handlung des zweiten Allmen-Auftritts kommt zunächst nur schleppend in Gang. Vom Engländer Montgomery erhält Allmen den Auftrag, Jagd auf einen 45 Millionen Franken teuren rosa Diamanten zu machen, der in der Schweiz abhanden gekommen ist, nachdem er von einem anonymen Bieter ersteigert worden war. Jener Montgomery zahlt einen kapitalen Vorschuss, dafür gönnt sich Allmen bei seinem Luxusschneider dann „einen Dreiteiler aus wunderbarem Donegal“. Passende Arbeitskleidung gehört zu Allmens Berufs-Ethos, zumal ihn seine Ermittlungen rasch von Zürich in ein Luxushotel eines Ostseebades führt.

Zielobjekt seiner Nachforschungen ist der Russe Artjom Sokolow, der urplötzlich aus Zürich verschwunden war und der auch von Personen aus England und den USA gejagt wird. Allmen freundet sich mit dem Gesuchten zunächst an. Champagner, Rotwein und selbstverständlich auch Wodka werden in ungesunden Mengen rund um die Uhr konsumiert. Danach kommt etwas mehr Speed in die Handlung: Allmens Partner Carlos wird kräftig verprügelt, und im Hotelpool treibt sogar eine Leiche.

Martin Suter, dieser geschickte Erzählstratege, lenkt die Handlung zum Schluss noch einmal auf ein anderes Gleis und verleiht der Story damit auch noch aktuelle Bezüge. Der vermeintliche Diamant entpuppt sich nämlich als rosafarbener Datenstick, auf dem „heiße Infos“ über internationale Deals mit windigen Fonds enthalten sind.

Irgendwo zwischen launiger Gaunerkomödie und spannendem Thriller hat sich Martin Suter einen Platz für seine Allmen-Romane eingerichtet. Wirklich angenehme Unterhaltung!

Titelbild

Martin Suter: Allmen und der rosa Diamant.
Diogenes Verlag, Zürich 2011.
219 Seiten, 18,90 EUR.
ISBN-13: 9783257067996

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