Von Bergsteigern und Menschenfressern

Die einsamen Kletterleistungen der Gebrüder Huber

Von Heribert HovenRSS-Newsfeed neuer Artikel von Heribert Hoven

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Leistungen im Klettern haben die Brüder Alexander und Thomas Huber aus Palling im Chiemgau auf einsame Höhen getrieben. Ihre freien (Rotpunkt-) Begehungen etablierten den 11. Schwierigkeitsgrad nicht nur im Klettergarten, sondern auch in den sogenannten Big Walls, etwa der Salathe-Route am El Capitan. Insofern sind sie Vertreter einer Sport-Ethik, für die als einer der ersten Reinhold Messner einstand, der auch als Herausgeber und Mitautor von "The Wall" fungiert.

Sensationell sind allerdings auch die meisten der großformatigen Fotos, die Hans Zak von diesen Unternehmungen schoss. Für diesen Zweck hatte er ein Trapezgerüst entwickelt, welches eine Kameraposition außerhalb der Wand ermöglichte, die die bisherigen wackligen Helikopterbilder ersetzte. Ganz und gar unspektakulär sind allerdings die Texte, in denen die "Huber-Buam" über ihren Werdegang berichten. Hier fühlt sich der Leser eher an das überholte "Durchatmen-Anziehen-und-Rauf"-Vokabular vergangener Bergliteratur erinnert. Immerhin erfährt man auf diese Weise, dass die Spitzenleistungen nur durch knochenhartes Training zu erreichen sind. Das Berg- und Klettererlebnis, das für den Durchschnittsalpinisten ein entspannendes Freizeitvergnügen ist, wird für die Leistungssportler zum Full-time job. Dass auch zum Profi das Scheitern gehört, beweist der Bericht vom Orgre, einem Berg im Karakorum, der den Beinamen "Der Menschenfresser" trägt. Trotzdem sind die heroischen Zeiten des Bergsteigens vorbei. Dies zeigen die Lebenswege der beiden Hubers und die wunderbaren Farbfotos, auf denen immer die Sonne scheint.


Titelbild

Huber, Alexander; Huber, Thomas: The Wall. Die neue Dimension des Kletterns.
Herausgegeben von Reinhold Messner.
BLV Verlagsgesellschaft, München 2000.
128 Seiten, 25,50 EUR.
ISBN-10: 3405156858

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