Syntopie - Roman einer neuen Dimension des Denkens

Johler und Burow erfinden "Gottes Gehirn"

Von Dominik Johannes SchäferRSS-Newsfeed neuer Artikel von Dominik Johannes Schäfer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das Wohl der Menschheit. Die Antriebsfeder aller menschlichen Forschung. Die Wissenschaften im vereinigten Kampf für ein friedlicheres, gerechteres und menschlicheres Miteinander. Hier endet der Traum, lässt Realität durchscheinen. Sieht verfeindete Wissenschaftszweige, eine dem Untergang geweihte Menschheit. Hört den Schrei nach Rettung. Die Rettung hat einen Namen: Syntopie - die Utopie von einer Synthese, die Utopie von der Vereinigung aller Forschung.

Der Wissenschafts-Thriller "Gottes Gehirn", die zweite Zusammenarbeit des Schriftstellers Jens Johler und des Pädagogikprofessors Olaf-Axel Burow, führt in eine Welt der Zukunft, eine Welt der Utopie, eine Welt des Wahnsinns. Eine Leiche ohne Gehirn. Der Tote - ein berühmter Klimaforscher - war Teilnehmer einer mysteriösen Konferenz auf Hawaii. Der Wissenschaftsreporter Troller wird von seinem Freund, dem Zukunftsforscher Kranich, ebenfalls auf Hawaii, auf den Fall aufmerksam gemacht. Auch Kranich stirbt wenig später. Sein letzter Hinweis: "Aber wenn ich recht habe, dann war das erst der Anfang."

Es war wirklich erst der Anfang, denn in "Gottes Gehirn" werden noch einige Wissenschaftler nicht nur ihr Leben, sondern auch ihr Hirn verlieren.

Das Autoren-Duo schickt Troller und die Kriminal-Reporterin Jane Anderson auf eine Reise durch die USA. Ihre Suche nach den Hintermännern der rätselhaften Mordserie wird zu einer Reise durch die schöne neue Welt der Wissenschaft. Sie treffen auf Phineas Blake, den Initiator der Konferenz zur Vereinigung aller Wissenschaften auf Hawaii. Sehen einen gescheiterten, am eigenen Traum von Syntopie verzweifelten alten Mann. Versuchen die Rolle des Software-Giganten Jeff Adams zu klären. Treffen auf immer neue Theorien über die Zukunft der Menschheit. Erlangen Einblick in Sektoren der Forschung, in denen ein geklontes Schaf keine Sensation mehr ist. Sprechen mit den führenden Denkern in Bereichen wie Künstliche Intelligenz, Genetik, Neurophysiologie, Astrophysik, Musiktheorie, Parapsychologie und sogar Esoterik. Allesamt Teilnehmer der Blake-Konferenz. Und so ist auch der Tod ein ständiger Begleiter auf dieser Reise in die Zukunft, und es dauert nicht lange, bis auch die beiden Reporter erste Drohungen erhalten. Damit ist eines klar - sie sind dem Rätsel auf der Spur. Der Schlüssel ist die Blake-Konferenz. Der Traum ihres Initiators war die Syntopie.

Sie wird nun zum roten Faden des Romans. Die beiden Autoren Johler und Burow vereinigen schriftstellerische und wissenschaftliche Fähigkeiten zum Wohle des Romans. Syntopie ist ihr Thema: die Vereinigung aller Einzeldisziplinen. Ihre Helden sind Troller und Jane Anderson. Der eine ist auf dem neusten Stand der Forschung, kennt sämtliche Tendenzen, Persönlichkeiten, und kann so die notwendigen Fakten zusammentragen. Die andere ist kriminalistisch geschult, kann aus Trollers Informationen die vermeintlich richtigen Schlüsse ziehen und reißt den etwas lethargischen Partner durch ihre Tatkraft mit. Treibt die Ermittlungen voran. So wird dieser Wissenschafts-Thriller zu einem glanzvollen Beispiel für die Idee der Syntopie.

Und auch dem Leser wünscht man einen winzigen Anteil an der überall zu findenden Idealvorstellung, denn auch er müsste eigentlich aus zwei Teilen bestehen. Müsste eine intelligente Person enthalten, die sich an der schön präsentierten Rundschau durch die Zukunftslabors unserer Tage erfreuen, die notwendig chiffrierten realen Persönlichkeiten entschlüsseln und sich einem erfrischenden Lesevergnügen hingeben kann. Müsste aber auch eine Person enthalten, die in manchen Augenblicken nicht so genau hinschaut, die erzählerische Mängel nicht so zur Kenntnis nimmt, die auch ein einfach strukturiertes Handlungsmuster ertragen kann. Wer also keinen allzu innovativen Thriller erwartet, kann sich im Anblick von "Gottes Gehirn" für einige Stunden von den Zunkunftsvisionen der Menschen unterhalten lassen.

Titelbild

Jens Johler / Olaf-Axel Burow: Gottes Gehirn. Roman.
Europa Verlag, Hamburg / Wien 2001.
320 Seiten, 19,70 EUR.
ISBN-10: 3203785757

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