Kronkorken und Kippenstummel
In Hartmuth Malornys Social-Beat-Gedichten bleibt alles beim Alten
Von Daniel Beskos
Hartmuth Malorny wurde Mitte der Neunziger Jahre mit seinen Gedicht-Bänden "Kronkorken für den Nachlaß" und "Bewegungen im Untergrund" zur Kultfigur der Social-Beat-Szene; vom "Dortmunder U-Bahn-Bukowski" war die Rede. In einfachen, "ehrlich" wirkendenWorten beschrieb der Straßenbahnfahrer und Trinker den ganz normalen Loser-Alltag, erzählte von den Verflossenen und den Gegenwärtigen, den leeren und den vollen Flaschen, den schönen und den miesen Tagen.
Was ihn 1994 noch auszeichnete, ist in seinem neuesten Buch "Was übrig bleibt" zum Makel geworden: Das augenzwinkernde "Ich bin ein Verlierer, was soll's" kommt eben überhaupt nicht mehr so selbstbewusst rüber, ist eher zu einer larmoyanten Resignation geworden, während die Themen die gleichen geblieben sind. Es lässt sich nur schwer nachvollziehen, dass der Mensch und Autor Malorny überhaupt nicht weitergekommen sein soll in seiner persönlichen Entwicklung, und dass der Lebensgeist von damals einer Trotzposition gewichen ist, die manchmal schon kindische Züge annimmt, etwa wenn er seine Bierflasche als Geliebte beschreibt. Das war vielleicht mal subversiv, wirkt heute aber nur noch anachronistisch. Und was ihm früher an Solidarität entgegengebracht werden konnte, an Bewunderung dieser "Ehrlichkeit" sich selbst gegenüber, muss nun - fast zwangsläufig -in Mitleid umschlagen.
Seine Stagnation ist sicher symptomatisch für weite Teile der Social-Beat-Szene: Endlose Wiederholungsschleifen, keine Aussicht auf Besserung (natürlich nicht, denn die Welt ist durchaus schlecht), aber auch kein Versuch, vorwärts oder da raus zu kommen.
Schade.
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