Ein interdisziplinärer Blick nicht nur auf Homosexualität

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Offenbar denkt noch immer so manch einer nur an Schwule, wenn von Homosexuellen die Rede ist. So erwähnt etwa das an die interdisziplinäre Ringvorlesung zu Gender und Queer Studies gerichtete Grußwort des Allgemeinen Studierendenausschusses der Albrechts-Universität in Kiel zwar die "Belange von Schwulen", von Lesben ist hingegen nicht die Rede.

Ein von Paul M. Hahlbohm und Till Hurlin herausgegebener Band versammelt eine Reihe der in den Jahren 1999 und 2000 gehaltenen Vorträge. Auch hier widmen sich einige Beiträge ausschließlich der männlichen Sexualität. So untersucht etwa Bernd-Ulrich Hergemöller unter dem Titel "Männer, die mit Männern handeln" das "Selbst- und Fremdverständnis Augsburger Sodomiter aus der Reformationszeit" und Hans Krah beleuchtet das Thema "Fernsehen und Schwule" von den 70er Jahren bis heute. Die Themen anderer Autoren betreffen jedoch Homosexuelle beider Geschlechter (so etwa die Aufsätze von Uwe Sielert über "Gleichgeschlechtliche Lebensweisen als Herausforderung an die Familienpolitik" und von Stefan Micheler über "Die Freundschaftsverbände gleichgeschlechtlich begehrender Männer und Frauen in der Weimarer Republik") sowie "trans- und intersexuellen Lebensformen" (Britta Madeleine Woitschig). Weibliche Homosexualität steht allerdings in keinem der Beiträge im Vordergrund.

Einige der vorliegenden Texte wurden zuvor bereits andernorts veröffentlicht, wie etwa Heinrich Deterings Beitrag zu "Thomas Manns Androgynie-Modelle[n]", der 1999 im Thomas Mann Jahrbuch erschien.

R. L.

Titelbild

Paul Hahlbohm / Till Hurlin: Querschnitt - Gender Studies. Ein interdisziplinärer Blick nicht nur auf Homosexualität.
Verlag Ludwig, Kiel 2001.
312 Seiten, 19,90 EUR.
ISBN-10: 393359832X

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