Zimmer mit Schreibtisch

Wie und wo Autoren gefördert werden

Von Katja SchneiderRSS-Newsfeed neuer Artikel von Katja Schneider

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Zeit ist Geld (zum Schreiben)", notiert Jürgen Christen in dem programmatischen Einstiegskapitel zu dem Band "Literaturpreise und Autorenförderung". Nach einem statistischen Überblick (von Manfred Plinke) aus den Jahren 1997 und 2000, der den Rückgang öffentlicher Literaturförderung verzeichnet, aber immer noch ein erfreuliches Gesamtvolumen von 10 Millionen DM nennt, lässt Christen den Hilfe suchenden Autor am bunten Strauß der Subventionen schnuppern: Da gibt es den renommierten Alfred-Döblin-Preis und das Stipendium für das erste Buch, die Aufenthalte in der Künstlerkolonie von Ahrenshoop und Kurse im Literatur-Labor Wolfenbüttel, Stipendien für Übersetzer und ortsansässige Schreiber. Insgesamt ein beachtlicher Bund: "Über 1000 Literaturpreise, Arbeitsstipendien, Aufenthaltsstipendien und andere Förderungen" - so der Untertitel des von Gerhild Tieger herausgegebenen Ratgebers - warten auf die Autoren.

Zeit ist Geld, und Geld macht Bücher. Nicht nur Autoren profitieren von öffentlichen und privaten Zuwendungen, auch Verlage, und beileibe nicht nur die kleinen. Insofern ist der im rührigen Autorenhaus-Verlag erschienene Band sein Geld wert. Die Zusammenstellung von allein 356 Literaturpreisen, Arbeits-, Reise- und Aufenthaltsstipendien, Stadt-, Turm- und Burgschreiberstellen, Geldquellen für Übersetzer und Drehbuchautoren - alle mit Ansprechpartner, den wichtigsten Bedingungen und der Förderhöhe (merkwürdigerweise für ein 2002 erschienenes Buch: mal in DM, mal in € angegeben) - ist verdienstvoll. Wer keinen Kontakt zu einem Lektor, einem Verlag hat, kann hier sicherlich die eine oder andere Adresse für sich nutzen. Wer lieber hier blättert, als selbst im Internet zu recherchieren (unter www.autorenhaus.de bietet auch der Verlag Auskunft an), dem kann das Buch weiterhelfen. Ist es aber auch zu empfehlen? Das freilich mag man nicht.

Hätte man sich auf den Abdruck der Datenbank beschränkt, eingeleitet von dem Artikel von Jürgen Christen und meinetwegen begleitet von Manfred Plinkes "Tipps für Bewerber" ("Am wichtigsten für Ihre Bewerbung um einen Förderpreis sind die Teilnahmebedingungen. Sie sind manchmal so detailliert, dass sie selbst schon wie ein kleines Werk erscheinen."), wäre das anders. So aber wurde wohl um des vermeintlich höheren Unterhaltsamkeitswerts willen und zur besseren "Lesbarkeit" die nüchterne Information gepropft: Sieben weitere "Erfahrungsberichte" sollen illustrieren, was den zu fördernden und geförderten Autor so alles erwarten kann; das besorgen unter anderem Nachdrucke von Zeitungsbeiträgen aus den 90er Jahren von Alissa Walser und Maxim Biller, ein Nachdruck von Holger Heimann aus dem "Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel" zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb und ein Text vom Kulturchef der Illustrierten "Allegra", Harald Braun, der über die Anfänge des "Allegra"-Kurzgeschichten-Wettbewerbs schreibt: "[...] die Literatur, so viel schien uns gewiss, sei doch wohl hauptsächlich eine Angelegenheit für ein paar Damen in blauen Strumpfhosen und Jungs mit Brillen ohne Rand."

Und das Büchermachen, kann man ergänzen, ist beim Autorenhaus-Verlag doch wohl hauptsächlich was für Damen und Herren, die viel von Autorenförderung, aber wenig von Buchgestaltung verstehen. Die zahlreichen Abbildungen von idyllischen Schreibrefugien sind katastrophal schlecht reproduziert, die "Performance" der Kapitelanfänge und Bildseiten ist nicht durchdacht; und warum sinnlose doppelte Kolumnentitel? Dann doch lieber gleich auf die Websites!

Titelbild

Gerhild Tieger (Hg.): Literaturpreise und Autorenförderung.
Autorenhaus-Verlag Manfred Plinke, Berlin 2002.
188 Seiten, 14,90 EUR.
ISBN-10: 3932909747

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