Ein Panorama des Bösen
Gerald Messadiés Expedition zu den Ursprüngen des Teufels
Von Holger Marth
Der Teufel als Erfindung einiger vorchristlicher Priester und Magier, die ihn zur Erhaltung ihrer eigenen Macht benötigten? Was wird dann aus unserem Bild von Satan und der Hölle? Und wie konnte die Menschheit die Jahrtausende vor der Erfindung Luzifers überstehen? Irgendeinen Ersatz mußte es doch gegeben haben für den Fürsten der Finsternis, womit hätte man Kindern und Leichtgläubigen sonst Angst einjagen können? Diese und andere Fragen untersucht Gerald Messadié in seiner mittlerweile als Taschenbuch erschienenen "Universalgeschichte des Bösen".
Bemerkenswert an seinen Untersuchungen ist die außerordentlich große Bandbreite der Kulturen, Religionen und einzelnen Kulte, die von ihm näher betrachtet werden. So beginnt die Reise zu den Wurzeln des Teufels in der mannigfaltigen Dämonenwelt Ozeaniens, in der es zwar böse Geister, aber keinen Satan gibt. Über den indischen Subkontinent geht es dann weiter durch Asien in den Nahen Osten, wo Messadié in der Lehre Zarathustras erste Anzeichen für einen Teufel entdeckt. Die alten Griechen, Kelten und Römer werden genauso sorgfältig auf Anzeichen für einen starken bösen Gott untersucht, wie die Völker Afrikas und Nord- und Südamerikas. Am Ende steht dann die pointierte und ironisch zugespitzte Abrechnung mit dem Teufelsbild des Alten Testaments und in den Anfängen des Christentums.
Die Suche nach Teufel, Satan und Luzifer ist ein gelungener Streifzug über die Kontinente dieser Welt, angereichert mit vielen interessanten historischen Details. Augenzwinkernde Schilderungen fremder und eigener Riten gehen Hand in Hand mit nachdenklichen Passagen, die manchmal eine leichte Sorge über die Lernfähigkeit des Menschen erkennen lassen. Auch ausführliche Beschreibungen wenig bekannter Bräuche wirken sowohl unterhaltsam als auch lehrreich, eine wahrhaft teuflisch gute Mixtur.