Vorbemerkung zu dieser Veröffentlichung
Von Thomas Anz
Diese digitale Veröffentlichung ist eine ‚Dekonstruktion‘ des Buches der Bücher. Die „heilige Schrift“ der Bibel präsentiert sie als „historisches und literarisches Lesebuch“. Der kanonische Text wurde unter theologischen, geschichtswissenschaftlichen, philologischen, didaktischen und ästhetischen Gesichtspunkten überprüft, umgeordnet, gekürzt und durch nicht kanonisierte Texte ergänzt. Das Ergebnis lädt dazu ein, das „Alte Testament“ und das „Neue Testament“ anders zu lesen: als „Sage und Geschichte, Weisheit und Hoffnung eines Volkes in Selbstzeugnissen“. Über weitere Ziele und Grundsätze dieser Ausgabe der Bibel gibt der Herausgeber in seiner Einleitung Auskunft.
Der Herausgeber, Übersetzer und Kommentator August Möhle, geboren am 7. März 1885 und gestorben am 29. September 1971, war Theologe und er war Atheist. Er war ein Gelehrter, der über fünfzehn Sprachen erlernte, ein Forscher, der als Mitarbeiter des Septuaginta-Unternehmens der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften in seiner Dissertation den von ihm in Konstantinopel wiedergefundenen Kommentar zu Jesaia des Theodoret von Kyros edierte, und ein Lehrer, der seine Schüler im Gymnasium mit einem unorthodoxen Bibelunterricht zu fesseln verstand. Nach seiner Pensionierung im Jahr 1950 arbeitete er über zehn Jahre lang an diesem Buch. Es liegen mehrere Fassungen vor. Die Versuche, es zu veröffentlichen, scheiterten in den 1950er und 1960er Jahren an der Orthodoxie, der Ignoranz oder am fehlenden Mut derer, denen er es anbot. Und an den hohen Kosten, die ein Verleger zur Publikation des über sechshundert eng bedruckte Schreibmaschinenseiten umfassenden Werkes hätte vorlegen müssen.
Eine vorläufige Fassung des Werkes erscheint nun im Internet, zunächst in einzelnen Teilen. Sie werden in den kommenden Monaten laufend ergänzt. Der Herausgeber August Möhle ist mein Großvater. Sein nachgelassenes, mit zahlreichen handschriftlichen Verbesserungen überarbeitetes Typoskript wurde vor etlichen Jahren von Brigitte Weinmann in Bamberg und Bianca Schimansky in Marburg komplett neu abgeschrieben, von mir, mit Hilfe seiner Tochter und meiner Mutter Maria Anz (1919-2009), korrigiert und mit Hilfe seiner Urenkelin und meiner Tochter Johanna Anz ins Netz gestellt.
Die von August Möhle vorgenommene Kommentierung der biblischen Texte wurde unverändert übernommen. Ob sie dem heutigen Stand religionswissenschaftlicher, philologischer und historischer Forschung immer entspricht und an welchen Stellen sie vielleicht korrekturbedürftig ist, kann ich nicht beurteilen. Sachkundige Hinweise in Form von Leserbriefen sind willkommen und werden gerne veröffentlicht.
Seefeld und Marburg, im Dezember 2010 und im November 2012
Thomas Anz
Nachbemerkung: Die digitale Erfassung und Veröffentlichung des Werkes wurden im Dezember 2012 komplett abgeschlossen. Korrekturen von Fehlern bei der Erfassung werden weiterhin vorgenommen. Im April 2017 ist eine E-Book-Fassung (pdf) erschienen. Siehe http://literaturwissenschaft.de/buch/israel-und-juda.html.
Israel und Juda. Sage und Geschichte, Weisheit und Hoffnung eines Volkes in Selbstzeugnissen. Hg. u. kommentiert von August Möhle (seit 2017 auch als E-Book)