Josef und seine Brüder. Josef kommt nach Ägypten

Josef und seine Brüder. Josef kommt nach Ägypten (JE)

(1. Mose XXXVII 3) Israel hatte Josef lieber als all seine anderen Söhne, weil er ihm im Alter geboren war; und er ließ im ein Ärmelkleid machen. (4) Als nun seine Brüder sahen, daß ihr Vater ihn lieber hatte als sie, haßten sie ihn und konnten kein freundliches Wort mit ihm sprechen.

(5) Einst hatte Josef einen Traum, den erzählte er seinen Brüdern: (6) „Hört, was mir geträumt hat! (7) Wir banden Garben auf dem Felde; da richtete sich meine Garbe auf und blieb stehen, eure Garben aber stellten sich ringsherum und verneigten sich vor meiner Garbe.“ (8) Da sagten seine Brüder zu ihm: „Du willst wohl gar unser König werden und über uns herrschen?“

(9) Danach hatte er noch einen Traum, den erzählte er seinem Vater und seinen Brüdern: „Ich habe noch einen Traum gehabt: Die Sonne, der Mond und elf Sterne verneigten sich vor mir.“ (10) Da schalt ihn sein Vater: „Was hast du da für einen Traum gehabt? Sollen etwa ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und vor dir niederfallen?“ (11a) Und seine Brüder (8b) haßten ihn noch mehr um seiner Träume und Reden willen; (11 b) Und der Vater aber behielt die Sache im Gedächtnis.

(12) Einst waren seine Brüder fortgegangen, die Schafe ihres Vaters bei Sichem zu weiden. (14) Da sagte Israel zu ihm: „Geh hin und sieh, wie es deinen Brüdern und Schafen geht, und bring mir Bescheid!“ (17) So ging denn Josef seinen Brüdern nach, bis er sie fand.

(18) Als sie ihn von Ferne sahen, (19) sprachen sie zueinander: „Seht, da kommt der Träumer her! (20) Laßt ihn uns totschlagen und in eine Zisterne werfen und sagen, ein wildes Tier habe ihn gefressen! Dann werden wir sehen, was an seinen Träumen ist.“ (22) Doch Ruben sagte: „Vergießt kein Blut, sondern werft ihn in eine Zisterne, legt nicht Hand an ihn!“ Er wollte ihn nämlich aus ihrer Hand erretten und zu seinem Vater zurückbringen. (23) Als nun Josef herangekommen war, zogen sie ihm sein Ärmelkleid aus (24) und warfen ihn in eine Zisterne; diese aber war leer und kein Wasser darin. (25) Dann setzten sie sich nieder, um zu essen.

Als sie nun aufblickten, sahen sie eine Karawane von Ismaeliten daherkommen aus Gilead; deren Kamele trugen Gummi, Balsam und Harz, um es nach Ägypten zu bringen. (26) Da sagte Juda zu seinen Brüdern: „Was haben wir davon, wenn wir unseren Bruder umbringen? (27) Laßt ihn uns an die Ismaeliten verkaufen!“ Seine Brüder hörten auf ihn, (28) zogen Josef heraus und verkauften ihn an die Ismaeliten für zwanzig Silberlinge.

(29) Als Ruben wieder zu der Zisterne kam, war Josef nicht mehr darin. Da zerriß er seine Kleider, (30) kehrte zu seinen Brüdern zurück und rief: „Der Knabe ist nicht mehr da; wo soll ich nun hin?“ (31) Sie aber nahmen Josefs Kleid, schlachteten einen Ziegenbock, tauchten das Kleid in Blut, (32) brachten es ihrem Vater und sagten: „Dies haben wir gefunden; sieh, ob es deines Sohnes Kleid ist oder nicht!“ (33) Er erkannte es und rief: „Ja, es ist meines Sohnes Kleid; ein wildes Tier hat ihn gefressen; zerrissen, zerrissen ist Josef!“ (34) Und er zerriß seine Kleider, legte einen Sack um seine Hüften und trauerte um seinen Sohn lange Zeit. (35) Und obwohl all seine Söhne und Töchter kamen, ihn zu trösten, wollte er sich nicht trösten lassen, sondern sagte: „Nein, in Trauer will ich hinunterfahren in die Unterwelt[1] zu meinem Sohne.“

Erklärungen

[1] Hebräisch Scheôl, dem griechischen Hades entsprechend.