Jahwes Wohltaten, Israels Undank

Jahwes Wohltaten, Israels Undank

(Jeremia II)

Geh hin und ruf Jerusalem ins Ohr: So spricht Jahwe:
Ich denke dran wie du mir hold warst in deiner Jugend,
Mich liebtest in deiner Brautzeit,
Mir folgtest durch die Wüste, durchs unbesäte Land.

Geweiht war Israel Jahwe, sein Ernteerstling;
wer davon aß mußte es büßen, Unheil traf ihn.

Was haben eure Väter Unrechtes an mir gefunden,
daß sie mich verließen und den Nichtsen folgten

und nicht mehr fragten: Wo ist Jahwe
der uns aus Ägypten geholt und durch die Wüste geleitet,
das Land der Öden und Schluchten, der Dürre und Finsternis,
das kein Wandrer durchzieht und wo niemand wohnt?

Als ich euch brachte in diesen Garten
seine köstlichen Früchte zu genießen,
da habt ihr mein Land entweiht, mein Eigen zum Greuel gemacht.

Die Priester fragten nicht: Wo ist Jahwe?
die Rechtsgelehrten kannten mich nicht, die Hirten fielen von mir ab,
die Profeten weissagten in Baals Namen und folgten den Nichtsen.

Hat je ein Volk seine Götter vertauscht, die doch nicht Götter sind?
Mein Volk aber hat seinen Ruhm vertauscht gegen die die nicht helfen.

Erstarrt ihr Himmel und schaudert! Denn zwiefach frevelt mein Volk:
mich hat es verlassen, die Quelle lebendigen Wassers,
um sich Zisternen zu graben, rissige die das Wasser nicht halten.

Vergißt die Jungfrau ihren Schmuck, die Braut ihren Gürtel?
Mein Volk aber hat mich vergessen schon viele Tage.

Schon lang ists her daß du dein Joch zerbrochen, zerrissen deine Bande.

Wie kannst du sagen: Ich hab mich nicht beschmutzt,
bin nicht den Baalen[1] nachgelaufen!
Schau an dein Treiben im Tal[2], bedenk was du getan!
Die junge Kamelin, die dahinstürmt kreuz und quer,

nach Luft schnappt in ihrer Brunst, wer bringt sie zurück?
Die sie suchen brauchen sich nicht zu mühn,
Sie finden sie leicht in ihrem Monat.

Doch wie der Dieb, den man ertappt, wird Israel dastehn beschämt
samt Königen Ministern Priestern und Profeten,
die zum Pfahl sagen: „Mein Vater! Zur Säule: „Du hast mich geboren!“
zur Zeit der Not aber mich anflehn: „Ach rette uns!“

Wo sind dann deine Götter die du dir gemacht?
Sie mögen aufstehn und dich erretten am Tag deiner Not!
Du hast ja ihrer so viel wie du Städte zählst, Juda.

Erklärungen

[1] Vgl. Hosea II 7!

[2] Wohl Anspielung auf die Kinderopfer im Hinnomtal (VII 29-31).