Gedaljas Ermordung. Flucht der Juden nach Ägypten trotz Jeremias Abraten
(Jeremia XL 7) Als die Hauptleute, die noch mit ihren Männern im Lande waren, erfuhren daß der König von Babel Gedalja als Statthalter eingesetzt und die Männer Frauen und Kinder, die nicht nach Babel abgeführt waren, unter seinen Schutz gestellt habe, (8) kamen sie alle zu Gedalja nach Mizpa[1]. (9) Und Gedalja beschwor sie und ihre Männer: „Unterwerft euch ruhig den Chaldäern und bleibt im Lande! so wird es euch wohl gehen. (10) Ich bleibe ja in Mizpa und werde eure Sache schon den Chaldäern gegenüber vertreten die etwa zu uns kommen. Erntet Wein Obst und Öl, legt euch Vorräte davon an und wohnt in den Städten die ihr besetzt habt!“ (11) Auch die Judäer aus Moab Ammon und Edom (12) kamen zu Gedalja nach Mizpa und ernteten Wein und Obst in großer Menge.
(13) Johanan aber und die übrigen Hauptleute (14) warnten Gedalja: „Weißt du wohl daß der König von Ammon Ismael Netanjassohn ausgesandt hat dich zu ermorden?“ Doch Gedalja glaubte ihnen nicht. (15) Da bat Johanan Gedalja heimlich: „Laß mich hingehn und Ismael erschlagen, ohne daß jemand davon erfährt! Warum soll er dich ermorden und der Rest Judas, der sich um dich gesammelt hat, zersprengt werden und zugrunde gehen?“ (16) Gedalja aber erwiderte: „Tu das nicht! denn was du da von Ismael sagst ist nicht wahr.“ (XLI 1) Im siebten Monat aber kam Hauptmann Ismael Netanjassohn aus königlichem Geschlecht mit zehn Männern nach Mizpa, (2) und sie ermordeten Gedalja (3) und die Juden seiner Umgebung und die Chaldäer die sich dort befanden.
(4) Am Tage nach der Ermordung Gedaljas (5) kamen Männer aus Sichem Silo und Samaria, achtzig an der Zahl, mit geschorenem Bart, zerrissenen Kleidern und Schnittwunden[2] die sie sich selbst beigebracht, um Opfergaben und Weihrauch zum Hause Jahwes zu bringen. (6) Da ging Ismael hinaus ihnen entgegen, während sie weinend ihre Straße zogen. Als er sie traf, sagte er: „Kommt herein zu Gedalja!“ (7) Als sie aber mitten in die Stadt gekommen waren, machten Ismael und seine Männer sie nieder und warfen ihre Leichen in die Zisterne. (8) Nur zehn von ihnen verschonte er, weil sie ihm gesagt hatten: „Töte uns nicht! wir haben verborgene Vorräte von Weizen Gerste Öl und Honig auf dem Lande.“ (10) Den Rest des Volkes aber, der sich in Mizpa befand, führte Ismael gefangen weg, um sie nach Ammon zu bringen.
(11) Als Johanan und die Hauptleute, die zu ihm hielten, die Untaten Ismaels erfuhren, (12) jagten sie ihm mit ihren Männern nach und holten ihn ein bei Gibeon. (13.14) Als die Verschleppten sie sahen, machten sie kehrt und liefen zu Johanan über. (15) Ismael aber entkam nach Ammon. (16.17) Johanan und die anderen Hauptleute führten nun die Verschleppten in die Nähe von Betlehem, um von da nach Ägypten weiterzuziehen; (18) denn sie fürchteten sich vor den Chaldäern wegen der Ermordung Gedaljas. (XLII 2) Sie baten aber Jeremia: „Bete für uns zu Jahwe deinem Gott (3) daß er uns kundtue wohin wir gehen und was wir tun wollen!“ (4) Jeremia antwortete: „Ich will zu Jahwe beten und euch seine Antwort mitteilen.“ (5) Da sagten sie: „Jahwe sei Zeuge gegen uns, wenn wir nicht nach seiner Weisung handeln, (6) mag sie uns gefallen oder nicht!“ (7) Als nun nach zehn Tagen das Wort Jahwes an Jeremia erging, (8) ließ er Johanan, die Hauptleute und das Volk rufen (9) und sagte zu ihnen: „So spricht Jahwe: (10) Wenn ihr ruhig wohnen bleibt in diesem Lande, will ich euch aufbauen und nicht wieder einreißen; denn mich reut das Unheil das ich über euch verhängte. (13) Wenn ihr aber sagt: (14) Wir wollen nach Ägypten ziehen wo wir weder Krieg sehen noch Trompeten hören noch Hunger leiden werden, (15) so wißt: Wenn ihr wirklich dorthin zieht, (16) so wird das Schwert das ihr fürchtet euch dort einholen und der Hunger vor dem ihr bangt euch dorthin verfolgen und ihr werdet dort sterben.“ (XLIII 2) Da riefen sie Hauptleute: „Du lügst! Jahwe unser Gott hat dich nicht beauftragt zu sagen: Geht nicht nach Ägypten! (3) sondern Baruch reizt dich gegen uns auf, um uns in die Hand der Chaldäer zu geben, damit sie uns töten oder gefangen nach Babel führen.“ (5) so nahmen sie denn den ganzen Rest Judas, sowohl die die von den Völkern heimgekehrt waren unter die sie sich zerstreut hatten (6) als auch die die Nebusaradan bei Gedalja gelassen hatte, Männer Frauen und Kinder, auch Jeremia und Baruch, (7) und zogen nach Ägypten.
Erläuterungen
[1] In Benjamin.
[2] Als Zeichen tiefer Trauer (wohl über die Zerstörung Jerusalems).