Ester

Ester[1]

(Ester I 1-3) Im dritten Jahre seiner Regierung gab König Ahasweros[2] in seiner Burg Susa den Heerführern von Persien und Medien und den Statthaltern und Großen der Provinzen ein Fest, (4) auf dem er den Reichtum seiner Länder und den Glanz seiner Majestät hundertachtzig Tage lang zur Schau stellte. (5) Als die Tage zu Ende gingen, gab der König allen Bewohnern der Burg, vornehmen und geringen, sieben Tage lang ein Fest auf dem Vorhof des königlichen Schloßgartens. (9) Gleichzeitig gab Königin Wasti im Schloß ein Fest für die Frauen. (10) In der Weinlaune des siebten Tages befahl der König seinen Kammerherrn, (11) Königin Wasti im Schmuck ihrer Krone herzuführen, um seinen Großen und allem Volke ihre Schönheit zu zeigen. (12) Aber die  Königin weigerte sich dem Befehl zu gehorchen. Das ärgerte den König sehr (13.14) und er fragte seine sieben geheimen Räte, Fürsten der Perser und Meder, die jederzeit Zutritt zu ihm hatten und die erste Stelle im Reich einnahmen: (15) „Wie ist nach dem Gesetz mit Königin Wasti zu verfahren, nachdem sie den Befehl des Königs nicht befolgt hat?“ (16) Einer der Räte antwortete: „Nicht nur gegen den König hat sich die Königin vergangen, sondern gegen alle Vornehmen und Geringen in allen Ländern des Königs. (17) Denn das Verhalten der Königin wird allen Frauen zu Ohren kommen; und sie werden ihre Männer verachten, wenn sie hören: König Ahasweros befahl, Königin Wasti zu ihm zu führen, aber sie kam nicht. (19) Beliebt es dem Könige, so ergehe von ihm ein Erlaß, der als unwiderruflich unter die Gesetze der Perser und Meder aufgenommen werde, daß Wasti nicht mehr vor dem Könige erscheinen darf und der König ihren Rang einer andern, besseren gibt! (20) Wenn dieser Erlaß im Reiche bekannt wird, werden alle Frauen vor ihren Männern wieder Achtung haben.“ (21) Dieser Rat gefiel dem König; (22) und er sandte einen Erlaß in alle Länder seines Reiches, an jedes Land in seiner Schrift und an jedes Volk in seiner Sprache, daß jeder Mann Herr sein solle in seinem Hause.

(II 1) Als sich der Zorn des Königs gelegt hatte, (2) sagten seine Diener zu ihm: (3) „Der König beauftrage Männer in allen Ländern seines Reiches, die schönsten Jungfrauen, die sie finden, nach Susa in den königlichen Harem zu bringen! (4) Und das Mädchen, das dem König am meisten gefällt, möge Königin werden an Wastis Statt!“ Dieser Vorschlag gefiel dem Könige und er tat so. (5) Es lebte aber ein Jude in der Burg Susa namens Mardochai, (6) der mit König Jechonja von Juda durch König Nebukadnezar von Babel aus Jerusalem verschleppt war. (7) Er hatte Ester, seines Vetters Tochter, nach dem Tode ihrer Eltern in seine Obhut genommen. Sie war ein schönes stattliches Mädchen. (8) Als man nun auf Befehl des Königs viele Mädchen nach Burg Susa brachte, wurde auch Ester dorthin gebracht und im königlichen Schlosse dem Aufseher der Frauen übergeben. (9) Bald gewann sie dessen Gunst. Er sorgte dafür daß sie die beste Pflege und Nahrung erhielt, gab ihr sieben ausgesuchte Dienerinnen und wies ihr das schönste Zimmer im Frauenhause an. (10) Sie sagte aber niemandem etwas von ihrer Herkunft und Verwandtschaft; denn Mardochai hatte es ihr verboten. (11) Dieser ging täglich vor dem Hofe des Frauenhauses auf und ab, um zu erfahren, wie es Ester ging und was mit ihr geschah. (12) Wenn nach zwölfmonatiger Behandlung mit Myrrhenöl und Balsam die Reihe an eins der Mädchen kam zum König zu gehn, (14) so ging sie am Abend hin und kehrte am Morgen zurück in das zweite Frauenhaus unter die Obhut des Aufsehers der Kebsen. Vor den König durfte sie nicht mehr treten, außer wenn dieser Gefallen an ihr gefunden und sie ausdrücklich verlangt hatte. (15) Als nun die Reihe an Ester kam (16) und sie zum Könige geholt wurde, (17) gewann dieser sie lieber als alle andern Frauen und Jungfrauen. Und so setzte er ihr eine Krone aufs Haupt und erhob sie zur Königin an Wastis Statt. (18) Darauf gab er zu Ehren Esters seinen Fürsten und Beamten ein großes Festmahl. Den Provinzen aber gewährte er Steuererlaß und verteilte Geschenke mit königlicher Freigebigkeit.

(21) Zu der Zeit hatten sich zwei Kammerherrn des Königs so über ihn geärgert, daß sie ihm nach dem Leben trachteten. (22) Mardochai erfuhr davon und teilte es Ester mit, und diese zeigte es dem Könige an, wobei sie sich auf Mardochai berief. (23) Die Sache wurde untersucht; und da sie sich als richtig herausstellte, die beiden Kammerherrn gehängt und der Vorfall für den König ins Tagebuch eingetragen.

(III 1) Einige Zeit später erhob König Ahasweros einen Mann namens Haman zur höchsten Würde und verlieh ihm den Vorrang vor allen Großen seines Hofes (2). So mußten denn alle vor Haman ihre Knie beugen und niederfallen; denn so hatte es der König befohlen. Mardochai aber beugte seine Knie nicht und warf sich nicht nieder. (3) Da fragten ihn die andern: „Warum übertrittst du den Befehl des Königs?“ (4) Als er trotz ihres täglichen Zuredens nicht auf sie hörte, zeigten sie es Haman an, um zu sehen ob Mardochai wohl fest bleiben würde; denn er hatte ihnen gesagt daß er ein Jude sei. (5) Haman war außer sich vor Wut. (6) Es genügte ihm nicht, an Mardochai allein Hand zu legen; er wollte alle Juden im ganzen Reiche vernichten. (7) So ließ er das Los werfen, um zu erfahren welcher Tag für sein Vorhaben günstig sei; das Los fiel auf den 13. Tag des 12. Monats. (8) Nun sagte er dem Könige: „Es wohnt ein Volk zerstreut und abgesondert in allen Provinzen deines Reiches; ihre Gesetze sind anders als die der übrigen Völker; da sie sich um die Gesetze des Königs nicht kümmern, so darf der König sie nicht länger dulden.(9) Wenn es dem König beliebt, so gebe er den schriftlichen Befehl sie auszurotten! dann werde ich zehntausend Talente Silber den Beamten vorwiegen, um sie in die königliche Schatzkammer abzuführen.“ (10) Da zog der König seinen Siegelring von der Hand, gab ihn Haman (11) und sprach: „Das Silber kannst du behalten und mit dem Volke verfahren wie es dir gut dünkt.“ (12) So wurde nach Hamans Anweisung ein schriftlicher Befehl ausgefertigt an die königlichen Satrapen, an die Statthalter der einzelnen Provinzen und an die Fürsten der einzelnen Völker, an jede Provinz in ihrer Schrift und an jedes Volk in seiner Sprache; und die Schreiben ergingen im Namen des Königs und wurden, mit des Königs Siegelring versiegelt, (13) durch Eilboten in alle Provinzen geschickt. Danach sollten alle Juden, alt und jung, auch Frauen und Kinder, an einem Tage, nämlich am 13. des 12. Monats, niedergemetzelt und ihre Habe geplündert werden.

(IV 1) Als Mardochai das erfuhr, zerriß er seine Kleider, zog einen härenen Schurz an, streute Asche auf sein Haupt, lief in die Stadt mit lautem und kläglichem Geschrei (2) und trat vor das Tor des Schlosses; dieses aber durfte niemand im Trauergewand durchschreiten. (4) Als Esters Dienerinnen ihr dies meldeten, zitterte sie vor Schreck und schickte einen ihrer Kammerherrn zu Mardochai, um sich zu erkundigen was das bedeute. (7) Mardochai sagte ihm was er erfahren hatten; (8) auch gab er ihm seine Abschrift des in Susa veröffentlichten Mordbefehls, damit er ihn Ester zeigte und sie aufforderte zum König zu gehen und um Gnade zu bitten für ihr Volk. (9) Der Kammerherr berichtete Ester was Mardochai gesagt hatte. (10) Ester befahl ihm, Mardochai zu antworten: (11) „Alle Welt weiß daß für jeden, es sei Mann oder Frau, der ungerufen den inneren Hof des Schlosses betritt, das gleiche Gesetz gilt, nämlich daß er sterben muß, es sei denn daß der König sein goldnes Szepter gegen ihn ausstreckt, um ihm das Leben zu schenken. Ich aber bin nun schon dreißig Tage nicht mehr zum König gerufen worden.“ (13) Mardochai ließ ihr erwidern: „Glaub nicht daß du allein von allen Juden entrinnen wirst, weil du im Schloß des Königs bist! (14) Vielmehr, wenn du wirklich in einer solchen Zeit schweigen solltest, so wird den Juden von andrer Seite[3] Befreiung und Rettung kommen, du aber und deine Geschwister werden umkommen. Aber vielleicht bist du gerade für eine Gelegenheit wie diese Königin geworden!“ (15) Nun ließ Ester Mardochai bestellen: (16) „Versammle alle Juden Susas und fastet für mich drei Tage lang und Nacht! Auch ich und meine Dienerinnen wollen fasten. Danach will ich zum König gehen seinem Gesetz zum Trotz. Muß ich dann sterben, nun so sterbe ich.“ (17) Mardochai tat was Ester ihm aufgetragen hatte.

(V 1) Am dritten Tage legte Ester ihr königliches Gewand an und trat in den inneren Hof des Schlosses, während der König dem Tor gegenüber auf seinem Throne saß. (2) Als er Ester im Hofe stehn sah, fand sie Gnade vor ihm; er streckte sein goldnes Szepter gegen sie aus, und Ester trat herzu und berührte die Spitze des Szepters. (3) Dann fragte er: „Was hast du, König Ester, was ist dein Begehr?“ (4) Sie antwortete: „Beliebt es dem Könige, so möge der König heute mit Haman zu dem Mahle kommen das ich bereitet habe!“ (5) Da ließ er sofort Haman kommen und ging mit ihm zu dem Mahle das Ester bereitet hatte. (6) Beim Weine fragte er sie: „Was ist deine Bitte? sie sei dir gewährt!“ (7) Ester antwortete: „Meine Bitte ist: (8) Hab ich Gnade gefunden vor dem Könige, so wolle der König mit Haman zu dem Mahle kommen das ich morgen für sie bereiten will! Morgen werde ich dann auf die Frage des Königs antworten.“

(9) Erfreut und guter Dinge ging Haman wieder von dannen. Als er aber Mardochai im Tor erblickte und dieser vor ihm weder aufstand noch zitterte, geriet er in Wut, (10) doch bezwang er sich. Zu Hause angekommen, ließ er seine Freunde und seine Frau holen (11) und prahlte vor ihnen, wie ihn der König ausgezeichnet und über all seine Großen und Höflinge erhoben habe. (12) „Und keinen außer mir,“ fuhr er fort, „hat Königin Ester aufgefordert, dem Könige bei dem Mahl Gesellschaft zu leisten das sie morgen geben will. (13) Doch genügt mir das alles nicht, solange ich noch diesen Juden Mardochai im Schlosse sitzen sehe.“ (14) Da sagten seine Frau und seine Freunde: „Laß einen Galgen errichten, fünfzig Ellen hoch, und bitte morgen früh den König, daß man Mardochai daran hänge! Dann kannst du fröhlich mit dem Könige zum Gastmahl gehn.“ Der Rat gefiel Haman, und er ließ den Galgen errichten.

(VI 1) In jener Nacht floh den König der Schlaf. Da ließ er das Tagebuch holen und sich daraus vorlesen. (2) Nun fand man geschrieben wie Mardochai die beiden Kammerhern angezeigt hatte die den König ermorden wollten. (3) Der König fragte: „Welche Auszeichnung ist Mardochai dafür zuteilt geworden?“ Seine Diener antworteten: „Keine.“

(4) Darauf fragte der König: „Wer ist da im Hofe?“ Nun war gerade Haman in den Hof getreten, um den König zu bitten, er möchte Mardochai an den Galgen hängen lassen den er für ihn errichtet hatte. (5) Die Diener antworteten: „Haman.“ Da ließ der König ihn hereinholen (6) und fragte ihn: „Was kann man dem Manne tun den der König ehren will?“ Haman dachte: „Wen anders wird der König ehren wollen als mich?“ (7) und so antwortete er: “Dem Manne den der König ehren will – (8) man bringe ein königliches Gewand, das der König selbst getragen, und ein Roß, das der König selbst geritten hat, (9) und übergebe beides einem Fürsten des Königs, damit er ihn mit dem Gewand bekleide, ihn auf dem Rosse über den Marktplatz führe und vor ihm ausrufe: „So tut man dem Manne den der König ehren will.“ (10) Da befahl ihm der König: „Hol schnell das Gewand und das Roß, wie du gesagt hast, und tu so mit dem Juden Mardochai; unterlaß nichts von dem was du geraten hast!“ (11) Da holte Haman das Gewand und das Roß, bekleidete Mardochai mit dem Gewand, führte ihn auf dem Rosse über den Marktplatz und rief vor ihm aus: „So tut man dem Manne den der König ehren will.“ (12) Dann aber lief er rasch nach Hause, traurig und mit verhülltem Haupt.

(14) Bald darauf erschienen die Kammerherrn des Königs und führten ihn zu dem Mahle das Ester bereitet hatte. (VII 2) Beim Weine fragte der König Ester: „Was ist deine Bitte? sie sei dir gewährt, und wäre es die Hälfte meines Königreichs!“ (3) Ester antwortete: „Hab ich Gnade vor dir gefunden, König, so werde mir das Leben geschenkt und mein Volk! (4) Denn wir sind verkauft, ich und mein Volk, und sollen niedergemetzelt und ausgerottet werden.“ (5) Der König fragte: „Wer ist es und wo ist er, der solches im Sinn hat?“ (6) Ester antwortete: „Unser Feind und Widersacher, dieser böse Haman da.“ Haman erschrak. (7) Der König aber stand zornig vom Mahle auf und ging in den Garten, während Haman zurückblieb, um die Königin um sein Leben anzuflehen, denn er sah daß der König seinen Tod beschlossen hatte. (8) Als der König aus dem Garten in den Saal zurückkehrte, hatte sich Haman gerade an dem Diwan niedergeworfen auf dem Ester lag. Da rief der König: „Soll in meinem eignen Hause der Königin Gewalt angetan werden?“ Kaum war das Wort dem Munde des Königs entfahren, so verhüllte man auch schon Hamans Gesicht. (9) Und einer der Kammerherrn sagte: „Der Galgen, den Haman für Mardochai, den Retter des Königs, hat errichten lassen, steht schon im Hofe Hamans bereit, fünfzig Ellen hoch.“ Der König befahl: „Hängt ihn daran!“ (10) Als das getan war, legte sich der Zorn des Königs.

(VIII 1) Noch am selben Tage schenkte der König Ester Hamans Haus und wurde Mardochai vom Könige empfangen, denn Ester hatte ihm gesagt daß und wie er mit ihr verwandt sei. (2) Und der König zog seinen Siegelring vom Finger, den er Haman hatte abnehmen lassen, und übergab ihn Mardochai. (3) Nun wandte sich Ester nochmals an den König, fiel ihm zu Füßen, weinte und bat ihn flehentlich, den ruchlosen Anschlag Hamans gegen die Juden zu vereiteln (5) und den Erlaß zu widerrufen, den Haman in alle Provinzen geschickt hatte. (6) „Denn wie könnte ich es ertragen, daß Unglück meines Volkes, den Untergang meines Geschlechtes mit anzusehen?“ (7) Aber der König erwiderte: „Ein Erlaß, der in des Königs Namen geschrieben und mit des Königs Siegelring versiegelt ist, kann nicht wiederrufen werden. Schreibt deshalb selbst wegen der Juden nach euren Gutdünken im Namen des Königs und siegelt mit des Königs Siegelring!“ (9) So wurden denn die königlichen Schreiber gerufen, und sie schrieben nach Mardochais Weisung an die Juden Satrapen Statthalter und Fürsten der hundertsiebenundzwanzig Provinzen von Indien bis Nubien, an jede Provinz in ihrer Schrift und Sprache. (10) Und Mardochai unterzeichnete die Schreiben im Namen des Königs, versiegelte sie mit des Königs Siegelring und sandte sie durch Eilboten auf Pferden aus den königlichen Gestüten. (11) Nach diesen Schreiben war es den Juden in allen Städten erlaubt, sich zusammenzutun, ihr Leben zu verteidigen, alle bewaffneten Haufen, die sie angreifen würden, niederzumachen, samt Frauen und Kindern, und ihre Habe zu plündern, (12) überall an ein und demselben Tage, nämlich am 13. des 12. Monats. (14) Die Eilboten jagten davon. (15) Mardochai aber verließ den König in königlichem Gewande aus blauem Purpur und feiner weißer Baumwolle, mit einem großen goldnen Stirnreif und einem Mantel aus Byssus und rotem Purpur.

(16) Für die Juden war jetzt eine Zeit des Glücks und der Freude gekommen, (17) überall gab es Gelage und Feste; von der heidnischen Bevölkerung aber traten viele zum Judentum über, denn sie fürchteten sich vor ihnen. (IX 1) Am 13. Tage des 12. Monats (2) rotteten sich die Juden in allen Städten, wo sie wohnten, zusammen, um Hand zu legen an die die ihnen Böses tun wollten. Und niemand leistete ihnen Widerstand; denn der Schrecken vor ihnen hatte alle Völker ergriffen. (5) So richteten sie unter ihren Feinden ein großes Blutbad an. (6) Allein in der Burg Susa erschlugen sie fünfhundert Mann, (10) darunter die zehn Söhne Hamans. Hab und Gut aber tasteten sie nicht an. (13) Und Ester bat den König: „Beliebt es dem Könige, so möge den Juden in Susa gestattet sein, morgen noch einmal wie heute zu verfahren! die Leichen der zehn Söhne Hamans aber möge man aufhängen!“ (14) Der König willigte ein. Und so wurden auf seinen Befehl die zehn Söhne Hamans aufgehängt; (15) die Juden aber töteten am nächsten Tage in Susa noch einmal dreihundert Mann. (16) Auch in den Provinzen hatten sich die Juden zusammengerottet, um an ihren Feinden Rache zu nehmen, und fünfundsiebzigtausend von ihnen getötet, ebenfalls ohne Hab und Gut anzutasten. (17) Das war geschehen am 13. Tage des 12. Monats. Am 14. ruhten sie und machten diesen Tag zu einem Tag der Freude und der Festgelage. (18) Die Juden in Susa aber, die erst am 15. Geruht hatten, feierten diesen Tag. (24) Und weil Haman, als er sich entschloß alle Juden umzubringen, das Los hatte werfen lassen, (26, 22) so nannte man das Fest, das man alljährlich zur Erinnerung an diese Tage mit fröhlichen Gelagen, gegenseitiger Zusendung von Speisen und Beschenkung der Armen feierte, Purim, d. i. Lose.

Erklärungen

[1] So unerfreulich auch das Buch Ester ist wegen des darin herrschenden Völkerhasses (besonders abstoßend IX 13 Esters Bitte um Wiederholung des Mordens und Aufhängen der Leichen der Söhne Hamans!) und bar fast jeden religiösen Gehalts, so reizvoll ist es als Kunstwerk. Auch trägt es mancherlei bei zur Kenntnis der inneren Verhältnisse des persischen Reiches, besonders der Lage der Juden in ihm, obwohl die eigentliche Handlung nichts mit wirklicher Geschichte zu tun hat sondern einen ganz märchenhaften Charakter zeigt. Offenbar ist es von einem persischen Juden verfaßt, der Susa und den Königspalast genau kannte. Zweck der Erzählung ist die Erklärung und Empfehlung des Purimfestes. Das Buch ist nicht ohne Widerspruch jüdischer Schriftgelehrten in den Kanon heiliger Schriften aufgenommen worden. Vgl. H. Gunkels eingehende Behandlung des Buches in „Religionsgeschichtliche Volksbücher“ Tübingen 1916!

[2] Xerxes I.

[3] D. i. von Gott.