Apostelkonzil

Apostelkonzil

(Apg XV 1) Es kamen aber einige aus Judäa und lehrten die Brüder: „Wenn ihr euch nicht beschneiden laßt[1] nach dem Gesetze Moses, so könnt ihr nicht gerettet werden.“ (2) Da Saul und Barnabas mit ihnen darüber in heftigen Streit gerieten, so beschloß man, die beiden sollten mit einigen andern in dieser Sache zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem gehn. (4) In Jerusalem wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und den Ältesten empfangen und berichteten was Gott durch sie getan hatte. (5) Aber einige von der Partei der Farisäer, die gläubig geworden waren, verlangten, man müsse die Heiden beschneiden und anhalten, das Gesetz Moses zu beobachten.

(6) Da versammelten sich die Apostel und Ältesten, um über diese Frage zu beraten. (7) Nach langem Hin- und Herreden erhob sich Petrus und sprach: „Brüder, (9) Gott, der die Herzen kennt, hat keinen Unterschied gemacht zwischen uns und den Heiden, sondern durch den Glauben ihre Herzen gereinigt.[2] (10) Warum versucht ihr nun Gott und wollt den Jüngern ein Joch auf den Nacken legen, das weder unsre Väter noch wir selbst zu tragen vermochten?“ (12) Die ganze Versammlung schwieg und hörte nun den Bericht des Barnabas und Saul über alle Zeichen und Wunder, die Gott unter den Heiden durch sie getan hatte. (13) Nach ihm ergriff Jakobus[3] das Wort und sagte: „Brüder, (14.15) zu dem, was Symeon[4] gesagt hat, stimmen die Worte der Profeten: (16) ‚Danach will ich wieder aufbauen die Hütte Dawids die zerfallene, (17) damit auch die übrigen Menschen den Herrn suchen[5] und alle Heiden, über die mein Name genannt ist.‘ (19) Deshalb, meine ich, soll man den Heiden, die sich zu Gott bekehren, keine unnötigen Schwierigkeiten machen, (20) sondern ihnen nur schreiben, daß sie sich enthalten sollen der Befleckung durch die Götzen[6], der Unzucht[7], des Erstickten[8] und des Blutes[9].“

(22) Darauf beschlossen die Apostel und Ältesten mit der ganzen Gemeinde, Männer aus ihrer Mitte zu wählen, um sie mit Saul und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas und Silas, Männer die bei den Brüdern in hohem Ansehen standen, (23) und ihnen folgendes Schreiben mitzugeben: „Die Apostel und Ältesten entbieten den Brüdern aus den Heiden in Antiochia Syrien und Cilicien brüderlichen Gruß. (24) Nachdem wir erfahren haben daß einige von uns ohne Auftrag euch mit ihren Reden beunruhigt und verwirrt haben, (25) haben wir einmütig beschlossen, Männer zu wählen und zu euch zu senden zusammen mit unsern lieben Barnabas und Saul (26) die ihr Leben eingesetzt haben für den Namen unsers Herrn des Messias Jesus. (27) So senden wir euch nun Judas und Silas, die euch noch mündlich dasselbe sagen werden. (28) Der heilige Geist und wir haben nämlich beschlossen, euch keine weitere Last aufzulegen als folgende unbedingt nötigen Dinge: (29) Enthaltung von Götzenopfern Blut Ersticktem und Unzucht. Wenn ihr euch davor bewahrt, wird es auch wohl ergehn. Lebt wohl!“[10]

(30) Als die Boten nach Antiochia gekommen waren, versammelten sie die Gemeinde und überreichten den Brief. (31) Die Gemeinde las ihn und freute sich über den Bescheid. (32) Auch ermunterten Judas und Silas, die Profeten waren, die Brüder mit mancherlei Zuspruch und stärkten sie. (33) Nach einiger Zeit wurden sie von den Brüdern mit den besten Wünschen zu denen, die sie gesandt hatten, entlassen. (35) Saul und Barnabas aber blieben in Antiochia und verkündeten mit vielen anderen das Wort des Herrn.

Erklärungen

[1] Und euch dadurch auf das Mosaische Gesetz verpflichtet.

[2] Diese Worte beziehen sich eigentlich nicht auf die antiochischen Heidenchristen, sondern auf den Hauptmann Kornelius und seine Verwandten und Freunde, deren Bekehrung nach der Apg der Gründung der Gemeinde zu Antiochia vorangegangen war, während ich sie erst auf Seite 505-507 bringe.

[3] Da Lukas vorher (XII 2) die Hinrichtung des Apostels Jakobus erzählt hat, so meint er hier den gleichnamigen Bruder Jesu, der nach der Flucht des Petrus aus Jerusalem (XII 17) oberster Leiter der Urgemeinde wurde. Als solcher missbilligte Jakobus die Tischgemeinschaft des Petrus mit den Heidenchristen Antiochias (Galater II 11-13), mit dem Erfolg daß Petrus und die Judenchristen sich wieder von den Heidenchristen zurückzogen. In Apg XXI 18 empfehlen er und die Ältesten des Paulus, an einem Nasirgelübde teilzunehmen, um sich von dem Verdacht zu reinigen, daß er zum Abfall von Mose aufgefordert habe. Trotz dieser gesetzestreuen Haltung, die ihm den Beinamen „der Gerechte“ einbrachte und die allein den Fortbestand der Urgemeinde ermöglichte, wurde er kurz vor Ausbruch des Jüdisch-römischen Krieges auf Betreiben des Hohenpriesters Ananus des Jüngeren gesteinigt (Josefus Altertümer XX 9).

[4] = Simon Petrus.

[5] So Amos IX 12 nach der Septuaginta. Der hebräische Text aber besagt: „damit sie den Rest Edoms erobern“, was ohne Beziehung zu dem ist, was Jakobus beweisen will. Da Jakobus nicht nach der Septuaginta zitiert haben kann, so stammt die Zitierung nicht von ihm sondern von Lukas. Vgl. Kapitel „Erscheinungen des Gekreuzigten Anfänge der Urgemeinde Jerusalem“, Fußnote 8!

[6] Durch Götzenopferfleisch, sei es durch Teilnahme an heidnischen Opfermahlzeiten, sei es durch Kauf von Opferfleisch auf dem Markt. Vgl. 1. Korinther VIII. X !

[7] Auch der nach 3. Mose XVIII verbotenen Verwandtenehen.

[8] Des Fleisches nicht geschächteter Tiere. Vgl. 1. Mose IX 4 !

[9] Des Blutgenusses. Blutgenuß war verboten mit der Begründung, daß im Blut die Seele sei: vgl. 1. Mose IX 4 und 3. Mose XVII 10-14 !

[10] Eine ganz andere Darstellung des Apostelkonzils gibt Paulus in Galater II.